Der Schneeleopard lebt abgeschieden im Verborgenen, seine Heimat erstreckt sich über zwölf Länder Asiens und umfasst einige der am schwersten zugänglichen Terrains der Welt. Das macht es so schwer, die scheue Großkatze zu erforschen.

Daten darüber, wie viele Schneeleoparden eigentlich noch in der Region leben, wie gesund ihr Bestand ist, blieben bisher vage. Zumindest in der Mongolei hat der WWF diese Wissenslücke nun mit einer neuen Zählmethodik geschlossen. Das Ergebnis macht Hoffnung: Die Schneeleoparden-Population ist dort mit 953 Tieren stabil.

Lebensraum der Schneeleoparden © Thorsten Milse / WWF
Lebensraum der Schneeleoparden © Thorsten Milse

Bereits in den 1990er Jahren rückten der Schutz und die Erforschung der Schneeleoparden in den Fokus des WWF. Doch das abgelegene und schwer zugängliche Verbreitungsgebiet der Raubkatzen erschwerten die Bemühungen – und damit auch das Vorhaben, die Art zu schützen. Lebensraumverlust seiner Beutetiere durch immer größer werdende Nutztier-Herden und Überweidung, Wilderei und illegaler Handel zählen zu den größten Bedrohungen, denen die Raubkatzen ausgesetzt sind.

Wilderei, Mensch-Tier-Konflikte und Klimawandel machen den Schneeleoparden das Leben schwer

Sein Fell und Knochen erzielen auf dem illegalen internationalen Markt hohe Preise, fast allen Körperteilen der Tiere werden medizinische Eigenschaften zugeschrieben.

Und dann ist da noch die Not der Hirten, ihr Vieh vor dem Schneeleopard schützen zu müssen: Im Land der Schneeleoparden sind Mensch-Tier-Konflikte unausweichlich und aus Rache werden Schneeleoparden mit Hilfe von Gift oder Schlagfallen getötet.

Der Klimawandel verändert zudem seinen Lebensraum rapide. Immer höher verschiebt sich die Baumgrenze in den Hochgebirgen Südasiens in das Revier des Schneeleoparden und seiner Beutetiere. Diese Wildschafe und Wildziegen aber sind auf die alpinen, gehölzfreien Vegetationszonen angewiesen.

Fell eines gewilderten Schneeleoparden © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Fell eines gewilderten Schneeleoparden © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Der WWF hat sich zur Aufgabe gemacht, mit aktuellen Forschungsmethoden neue Erkenntnisse zur Verbreitung der Tiere und ihrer Zahl zu erlangen, auch um die Wirksamkeit von Schutzbemühungen auf den Prüfstand zu stellen. Denn Schneeleoparden stehen am Ende der Nahrungskette, ihre Bestandszahlen geben auch Auskunft darüber, wie gesund das Ökosystem ist, in dem sie leben. Geht es dem Schneeleoparden gut, gilt das auch für seinen Lebensraum.

Wie zählt man Schneeleoparden?

2018 hat der WWF Mongolei mit seinen Partner:innen vor Ort die erste landesweite Bestandserhebung der Schneeleoparden begonnen. Für die Erhebung wurden zunächst alle Gebiete, in denen Schneeleoparden vermutlich vorkommen, in drei Kategorien eingeteilt: in Lebensräume „geringer“, „mittlerer“ und „guter“ Qualität.

Dazu wurden Daten von besenderten Schneeleoparden ausgewertet und Expert:innenmeinungen eingeholt. Anschließend wurde in diese Einteilung ein System von mehr als 1.000 Stichprobenflächen gelegt, die dann systematisch nach Spuren von Schneeleoparden abgesucht wurden, zum Beispiel nach Urin-Markierungen an Felsen, Pfotenabdrücken und Rufen. Auch das das Vorkommen seiner Beutetiere, Argali-Wildschafe und Sibirische Steinböcke, wurde erfasst.

In den identifizierten Stichprobenflächen wurden mehr als 1.400 Kamerafallen aufgestellt. Anhand seiner Fellzeichnung kann jeder Schneeleopard individuell erkannt werden.

Aufwändige Pionierarbeit

Schneeleoparden-Zählung © WWF Mongolia
Schneeleoparden-Zählung © WWF Mongolia

Zum ersten Mal wurden damit in der Mongolei die Daten von Kamerafallen – weit mehr als 500.000 Fotos und Videos – mit in den Gebieten gesammelten Spuren und Beutetierzählungen mit geografischen Computer-Modellierungen kombiniert. Daraus entstanden Millionen von Datensätzen, die nach statistischen Methoden ausgewertet werden mussten. 500 Ranger:innen, andere Naturschutz-NGOs, Wissenschaftler:innen und Studierende der Nationalen Universität der Mongolei halfen dabei.

Diese aufwändige, dadurch jedoch sehr genaue Pionierarbeit fand auch internationale Anerkennung: Die Initiative zum Schutz der Schneeleoparden („GSLEP – Global Snow Leopard & Ecosystem Protection Program“) will die Methodik, die für die Mongolei entwickelt wurde, als Standard für ihre zwölf Mitgliedsländer empfehlen.

Das Ergebnis der Untersuchungen macht Hoffnung, denn die Population in der Mongolei ist stabil: Insgesamt wird der Bestand auf 953 Individuen geschätzt, die bisherige vage Schätzung ging von 750 Schneeleoparden aus. Damit beherbergt die Mongolei nach China die zweitgrößte Schneeleoparden-Population unter den zwölf Ländern des Verbreitungsgebiets.

Der WWF und seine Partner:innen arbeiten seit zwei Jahrzehnten daran, die scheuen Großkatzen zu retten. Dass eine stabile Population in der Mongolei bestätigt werden konnte, ist ein großer Erfolg für den WWF und seine Partner:innen und zeigt, dass die Schutzbemühungen wirken.

Setzen Sie sich gemeinsam mit uns für die Schneeleoparden ein:

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