Einen Schneeleoparden in freier Wildbahn zu sehen, gleicht einem Wunder. Die seltenen Raubkatzen leben im Verborgenen an einigen der am schwersten zugänglichen Orte unserer Erde. Keine andere Großkatze könnte in gleicher Höhenlage überleben. Doch trotz aller Abgeschiedenheit ist der Mensch den Schneeleoparden auf den Fersen. Das Risiko, dass die scheuen Katzen in naher Zukunft aussterben, ist groß.

Jagd auf Schneeleoparden

Mühsam kämpft sich ein Schneeleopard humpelnd einen schmalen Felsvorsprung entlang. An seiner Vorderpfote hängt eine schwere Metallfalle. Sein Todesurteil: Selbst wenn sich die Wunde nicht entzündet, kann er so nicht mehr jagen.

Kamerafallenbild: Verletzter Schneeleopard, der sich mit einer Schlagfalle an der Pfote durch die Berge schleppt © WWF Mongolei
Kamerafallenbild: Verletzter Schneeleopard, der sich mit einer Schlagfalle an der Pfote durch die Berge schleppt © WWF Mongolei

Immer wieder werden Schneeleoparden auch mit Giftködern getötet. Denn den Nomaden im äußersten Westen der Mongolei gelten sie als Bedrohung. Im Herbst treiben die Hirten ihre Herden in die Berge, um sie vor Winterstürmen im Flachland zu schützen – und damit in die Reviere der Schneeleoparden. Schafe, Pferde und Ziegen sind für die Raubkatzen leichte Beute.

So entsteht ein typischer Mensch-Wildtier Konflikt: Den Menschen hier geht es um ihre Existenz, wenn sie aus Rache und Angst Jagd auf die Schneeleoparden machen.

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Wilderei: Fast jedes Körperteil ist begehrt

Schneeleoparden sind außerdem begehrte Objekte der Wilderei. Nicht nur ihr Fell erzielt hohe Preise auf dem Schwarzmarkt. Ob Knochen, Schädel, Zähne, Klauen oder Fleisch: Fast jedem Körperteil der Schneeleoparden werden angeblich heilsame Eigenschaften in der Traditionellen Chinesischen Medizin zugeschrieben.

Riesenwildschafe sind Beutetiere der Schneeleoparden © Igor Haitman / WWF NL / WWF Mongolei
Riesenwildschafe sind Beutetiere der Schneeleoparden © Igor Haitman / WWF NL / WWF Mongolei

Ebenfalls von der Wilderei betroffen sind die Beutetiere der Raubkatzen. Dadurch wird die Nahrung immer knapper. Und immer weniger Platz bleibt zum Leben. Denn durch den Klimawandel verschiebt sich die Baumgrenze in höhere Lagen und schmälert die alpinen, gehölzfreien und unberührten Lebensräume des Schneeleoparden und seiner Beute.

Der Schneeleopard jagt bevorzugt große Huftiere wie Blauschafe, Schraubenziegen, Sibirische Steinböcke, Riesenwildschafe und Mufflons, denen er oberhalb der Baum- und unterhalb der Schneegrenze nachstellt.

Forschung in einer Welt aus Geröll und Schnee

Schneeleoparden leben in den Hochgebirgen Zentral- und Südasiens, verteilt auf insgesamt zwölf Länder wie China, Indien, Kirgisistan, Nepal und die Mongolei. Sie jagen in Höhen von 3.000 bis über 5.000 Metern, sind extrem scheu und äußerst schwer zu erforschen. Doch Forschung ist nötig, um beispielsweise den Nomaden Orte zu nennen, die sie mit ihrem Nutzvieh meiden sollten. Das Gebiet in der Mongolei ist größer als Deutschland.

„Nur wenn wir wissen, wo die Tiere leben, wie viele es sind und wo die Konfliktherde mit den Menschen liegen, können wir auch Maßnahmen zum Schutz der Schneeleoparden ergreifen.“

Markus Radday, WWF-Experte für die Region

Biomonitoring: Erfolg in der Mongolei

Mehr als 1.400 Kamerafallen erfassen in den Bergen der Mongolei Bestände und Bewegungen der Schneeleoparden. Dazu kommt die systematische Suche nach Spuren und Markierungen und die schwierige Besenderung einzelner Tiere.

Die Ergebnisse des Monitorings zeigen: Die Mongolei beherbergt nach China die zweitgrößte Schneeleoparden-Population des gesamten Verbreitungsgebietes und der Bestand ist mit 953 Tieren stabil. Ein großer Erfolg, der beweist, dass die Schutzbemühungen wirken.

Letzte Rettung für den Geist der Berge

Bildungsarbeit mit mongolischen Kindern für den Schutz der Schneeleoparden © Oliver Samson / WWF
Bildungsarbeit mit mongolischen Kindern für den Schutz der Schneeleoparden © Oliver Samson / WWF

Einziger Feind der Schneeleoparden ist der Mensch. Die Raubkatzen stehen an der Spitze der Nahrungskette und sind verantwortlich für ein funktionierendes Ökosystem ihres Lebensraumes. „Wir wollen die Einstellung der Hirtenfamilien zu den Wildtieren verbessern“, erklärt Markus Radday. „Diese sollen nicht mehr als Feinde betrachtet werden, sondern als berechtigter und wichtiger Teil der Lebensumwelt.“ Derartige Lobbyarbeit kann nur funktionieren, wenn sie gut an die Region, verschiedene Zielgruppen und ihre Bedürfnisse angepasst ist. Für Kinder erstellt der WWF deshalb Comics zur Umweltbildung.

Mit den Hirten werden Schneeleoparden-sichere Zäune getestet, alternative Einkommen erschlossen und Schutzvereinbarungen getroffen. Denn verbesserte Lebensbedingungen mindern die existenzielle Bedrohung durch Schneeleoparden und die Gefahr von Wilderei aus der Not heraus.

Aufwändige Schutzarbeit

Die Arbeit mit der Bevölkerung, die Erforschung der Schneeleoparden, außerdem die Ausbildung und Ausrüstung von Ranger:innen und der Kampf gegen den internationalen Wildtierhandel: Seit 20 Jahren arbeitet der WWF für den Erhalt der Schneeleoparden auf unserer Erde.

Schützen Sie gemeinsam mit uns die Schneeleoparden: