Der Kaukasus ist eine der biologisch vielfältigsten Ökoregionen der Erde. Der Erhalt dieser biologischen Vielfalt ist eine der großen Herausforderungen und der Schwerpunkt der Arbeit des WWF Deutschland in der Region. Eine Schlüsselart ist der Kaukasus-Leopard (auch Persischer Leopard genannt). Viele Jahre wurde er als „Schädling“ gejagt und sein Lebensraum zerstört oder zerschnitten. So stark, dass noch bis Ende des 20. Jahrhunderts nicht sicher war, ob überhaupt noch Leoparden im Kaukasus leben. Umso erfreulicher sind die Erfolge, die der WWF mit seinen Partnern in den vergangenen 20 Jahren im Leopardenschutz im Südkaukasus erzielen konnte.

Gnishik-Schutzgebiete in Armenien © WWF / A. Heidelberg
Gnishik-Schutzgebiete in Armenien © WWF / A. Heidelberg

Seit Anfang der 2000er Jahre hat sich die Situation der Kaukasus-Leoparden im Südkaukasus nachweislich verbessert. Untersuchungen in den Jahren 2002 bis 2005 ergaben, dass die bedrohte Art aller Besorgnis zum Trotz nach wie in vier „Inseln“ in der Kaukasus-Region vorkommt. Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse hat der WWF zusammen mit lokalen (z.B. Gemeinden), nationalen (z.B. Umweltministerium, Universitäten, NGOs etc.) und internationalen Partnern (z.B. IUCN/SSC Cat Specialist Group) im Kaukasus gemeinsame Schutzstrategien zu entwickeln. Eine Komponente dieser Strategien konzentriert sich auf die Ausweisung und Vernetzung von Naturschutzgebieten

Erfolge des WWF im Südkaukasus:

  • Planung und Ausweisung oder Erweiterung von Naturschutzgebieten mit einer Gesamtfläche von mehr als 2.500 Quadratkilometern im Südkaukasus (dies entspricht ungefähr die Fläche des Saarlandes);
  • Einrichtung eines Wildtierkorridors zur Vernetzung von Schutzgebieten;
  • Rückgang der Wilderei durch die Unterstützung von Schutzgebieten in Form von Ausbildung und Ausrüstung für staatliche Wildhüter und den Aufbau von fehlender Infrastruktur (z.B. Schutzhütten für Wildhüter, Campingplätze für Touristen);
  • Ausarbeitung und Umsetzung eines systematischen Wildtiermonitoring-Konzeptes (mit Unterstützung der Humboldt Universität Berlin) auf der Grundlage von Kamerafallendaten, DNA-Analysen und saisonalen Wildtierzählungen (z.B. Steinböcke und Muffelwild);
  • Eine aktive Beteiligung der lokalen Bevölkerung am Naturschutz ist eines der Schlüsselelemente der WWF-Projekte. Die Bevölkerung wird bei der Ausweisung beziehungsweise Vergrößerung von Schutzgebieten mit einbezogen, Kleinbauern und Imker werden unterstützt, Gemeindeprojekte – wie zum Beispiel die Erneuerung von Trinkwasserleitungen oder die Installation von Straßenbeleuchtung in abgelegenen Bergdröfern – werden angestoßen. Um den WWF bei der Überwachung und dem Schutz der Leoparden und dessen Beutetierarten im Kaukasus zu unterstützen, wurde unter anderem in Armenien und Aserbaidschan ein Netzwerk von 35 lokalen Leoparden-Rangern gebildet. Diese freiwilligen Helfer stammen aus Bergdörfern im Umfeld der Schutzgebiete.

Die Situation der Leoparden heute

Ranger im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland
Ranger im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland

Als gesichert gilt, dass sich die Situation der Leoparden und deren Beutetiere in den Projektgebieten im Südkaukasus nachweislich verbessert hat. Im Süden Armeniens nahmen Kamerafallen die ersten beiden Leopardenfotos auf und zwischen 2004 und 2005 wurden an drei Standorten 19 Leoparden-Losungen, also Kot, gefunden.

Seither wurden aufgrund des Jagdverbots in Nachitschewan, der Ausweisung neuer Schutzgebiete und der Optimierung des Wildtiermonitorings im Rahmen des WWF-Programms hunderte von Leoparden-Fotos und Videos sowie eine beträchtliche Anzahl an Losungen gesammelt. Sowohl der Bestand der Leoparden als auch seiner Beutetiere ist seitdem nachweislich gewachsen. Das gibt Hoffnung, dass durch abwandernde Jungtiere weitere Lebensräume wieder besiedelt werden.

Mit Hilfe der Wildtiermonitoring-Daten konnten im Talish- und Zangezur-Gebirge im Zeitraum von 2014 bis 2020 in den zwei WWF-Projektgebieten 20 Leoparden-Individuen erfasst werden. Und es scheint, als könne die Zahl der Tiere noch höher sein, da z.B. einwandernde Tiere noch nicht durch die Kamerafallen erfasst und identifiziert werden konnten. Man kann also zusammenfassen, dass der Bestand in diesen zwei Untersuchungs-Gebieten des Südkaukasus zwar immer noch gefährdet ist und wir noch weit entfernt von einer vitalen und somit langfristig überlebensfähigen Population sind, aber die Ergebnisse lassen hoffen, dass sich dieser positive Trend fortsetzt.

Die grundsätzliche Frage über den Leoparden- und Beutetierbestand und die daraus resultierende Entwicklung von Schutzmaßnahmen im angrenzenden Norwesten des Iran ist noch zu klären und Bedarf weiterer grenzübergreifender Zusammenarbeit mit internationaler Beteiligung.

Leopardenschutz braucht einen „langen Atem“

Da Leopardenschutz und der Schutz des Lebensraums „einen langen Atem“ mit Beteiligung von vielen lokalen, nationalen und internationalen Akteuren erfordert, wurde dieses WWF-Schutz-Programm (primär finanziert durch den WWF Schweiz und WWF Deutschland) für eine lange Dauer angelegt: Vielleicht ist die Langfristigkeit auch der Schlüssel für den Erfolg des Programms. Langfristige, regelmäßige und gut durchdachte Aktivitäten sind grundsätzlich notwendige Voraussetzungen, um Vertrauen bei der lokalen Bevölkerung und Netzwerke mit wichtigen Akteuren aufzubauen, damit wir letztendlich sichtbar positive Ergebnisse bei der Erhaltung dieser vom Aussterben gefährdeten Großkatze erzielen können.

Schützen Sie die Leoparden im Kaukasus