Sie haben riesige Kulleraugen, sind nicht viel größer als eine Faust und verbringen die meiste Zeit auf dicht bewachsenen Bäumen. Denn Koboldmakis sind wahre Kletterkünstler. Sie leben vor allem in Regenwäldern auf der anderen Seite der Erde.

Klein, aber oho

Koboldmakis leben auf großen Inseln in Südostasien – meist in Regenwäldern, aber auch in Sümpfen oder Bambusdickicht. Sie gehören wie die Menschenaffen und wir Menschen zu den Primaten. Aktuell werden 14 verschiedene Arten unterschieden. Diese sind nach ihrem Vorkommen in drei Gruppen eingeteilt: Philippinen-Koboldmaki, Sunda-Koboldmaki und Sulawesi-Koboldmaki. Aus den drei Gruppen stellen wir dir 4 Arten vor.

So leben Koboldmakis

Gespenstaffen, Gespensttiere, Tarsier, Akrobaten der Lüfte – für die Koboldmakis gibt es viele Namen. Und alle passen perfekt zu den kleinen Baumbewohnern: Sie sind kaum zu entdecken, bewegen sich selbst auf dünnen Ästen geschickt und haben noch andere tolle Fähigkeiten.

Koboldmakis fressen nur tierische Kost. Sie jagen Insekten und kleine Wirbeltiere wie Vögel, Frösche und Schlangen. Um die zu erbeuten, kommen ihre sehr langen Finger zum Einsatz: Mit ihnen packen sie geschickt ihr Opfer, das sie oft in die Luft springend einfangen.

WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Koboldmakis gibt es schon lange auf der Erde. Ihr ältester Vorfahr lebte vor rund 60 Millionen Jahren.

Tiere der Nacht

Koboldmaki frisst Insekt
Koboldmaki frisst Insekt © GettyImages

Schaust du einen Koboldmaki an, fallen sofort die riesigen Augen auf. Der Westliche Koboldmaki hat von allen Koboldmakis die größten Augen.

Mit ihnen können die Tiere in stockfinsterer Nacht gut sehen. Das ist sehr wichtig, denn die kleinen Baumbewohner sind nachtaktiv. Das heißt, sie schlafen tagsüber in einem sicheren Versteck und kommen erst nach Sonnenuntergang heraus.

Vor Schleichkatzen, Waranen, Greifvögeln, Eulen und Schlangen sollten Koboldmakis schnell verschwinden. Denn diese Tiere machen Jagd auf die Miniprimaten. Dank ihres sehr guten Gehörs bemerken Koboldmakis oft rechtzeitig die Gefahr und bringen sich in Sicherheit.

Erst klettern, dann springen

Mit ihren langen Fingern finden Koboldmakis beim Klettern sicheren Halt. Mit den langen Hinterbeinen springen sie ohne Anlauf bis über drei Meter weit. Und das rückwärts, genauer: Sie stoßen sich rückwärts ab, drehen sich in der Luft und landen mit den Hinterbeinen zuerst am nächsten Ast. Bei diesem Kunststück rollen sie ihren Schwanz ein.

Auf dem Boden bewegen sie sich meistens springend statt auf allen vieren laufend vom Fleck.

Nachwuchs-Zeit

Koboldmaki Jungtiere
Koboldmaki Jungtiere © GettyImages

Koboldmakis paaren sich ein- bis zweimal im Jahr und manche nur zu einer bestimmten Jahreszeit. Die Weibchen sind rund ein halbes Jahr schwanger, bevor sie in der Regel ein Junges zur Welt bringen. Die Kleinen haben bei der Geburt schon Fell, die Augen sind offen und sie wiegen bereits ein Drittel so viel wie erwachsene Koboldmakis.

Bauplan der Natur

Beispiel Philippinen-Koboldmaki

  • 13 Zentimeter lang (ohne Schwanz)
  • 25 Zentimeter langer Schwanz
  • 130 Gramm leicht
Philippinen Koboldmaki
Philippinen Koboldmaki © GettyImages

Beweglicher kurzer Hals: Koboldmakis können ihn bis zu 180 Grad drehen. Sie können also komplett sehen, was hinter ihnen vorgeht. Nur Eulen können ihren Kopf noch weiter herum drehen.

Lange Hinterbeine: Sie sind länger als bei jedem anderen Primaten. Mit ihnen können die Tiere weit springen. Auch die Fußwurzelknochen sind stark verlängert. Sie heißen "Tarsus". Darum werden Koboldmakis auch Tarsier genannt.

Langer Schwanz: Er ist ungefähr doppelt so lang wie der Philippinen-Koboldmaki selbst. Beim Springen dient er als Steuer. Beim Klettern hilft er, das Gleichgewicht zu halten. Und oft stützen sich Koboldmakis mit ihm auf dem Ast ab, um nicht herunterzufallen.

Kuscheliges Fell: Das Fell ist kürzer als bei jedem anderen Koboldmaki.

Große Augen: Sie sind ungefähr eineinhalb Zentimeter groß und unbeweglich. Will der Koboldmaki also leicht nach links schauen, muss er den Kopf drehen.

Große Ohren: Damit hören Koboldmakis Töne im Ultraschallbereich wie die Fledermäuse. So belauschen sie ihre Beutetiere und wissen genau, wo diese sich aufhalten. Und sie können die Ohren einzeln bewegen.

Scharfe Krallen: An den Händen und Füßen sitzen jeweils fünf Finger und Zehen. An fast allen befinden sich Nägel, nur an der zweiten und dritten Zehe hat der Koboldmaki stattdessen scharfe Krallen.

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Schon gewusst?

Koboldmakis werden ungefähr zehn Jahre alt.

Koboldmakis in Not

Auf der Erde leben nur wenige Koboldmakis. Und es werden immer weniger. Die kleinen Primaten sind je nach Art gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht! Das liegt am Menschen. Aber wie bringen wir die Tiere in Gefahr?

Zerstörung des Lebensraums

Koboldmakis fühlen sich im Regenwald sehr wohl. Dort tummeln sie sich auf Bäumen, finden Unterschlupf im Pflanzendickicht und gehen auf die Jagd. Aber immer mehr Regenwald wird gerodet – um das Holz der Bäume zu nutzen oder mehr Flächen für Landwirtschaft, Straßen oder neue Siedlungen zu schaffen. Dadurch verlieren Koboldmakis wie viele andere Arten auch ihren Lebensraum.

Gift auf den Feldern

In der Landwirtschaft Südostasiens kommen häufig Pestizide zum Einsatz. Diese Gifte sollen die Pflanzen auf den Feldern schützen, indem die Insekten, die sie anfliegen, geschädigt oder getötet werden. Weil Koboldmakis Insekten fressen, finden sie um die Felder herum weniger Nahrung. Oder sie nehmen über Insekten selbst das Gift auf und werden davon krank oder sterben.

Wilderer-Alarm

Koboldmakis auf dem Speisezettel? Manche Wilderer machen Jagd auf die Tiere, um an ihr Fleisch zu kommen! Oder an ihr kuscheliges Fell. Einige Farmen bekämpfen Koboldmakis als Schädlinge, die ihre Ernte in Gefahr bringen. Dabei verhält es sich eher umgekehrt: Weil die Tiere Insekten fressen, verhindern sie so manche Insektenplage.

Gefährlicher Tierhandel

Gerade weil Koboldmakis so niedlich aussehen, fangen manche Menschen die Primaten, um sie als Haustiere zu verkaufen! Das ist streng verboten und die Tiere überleben meist nicht in Gefangenschaft. Die Miniprimaten sind eben keine kuscheligen Haustiere, sondern gehören in die freie Natur.

Der WWF im Einsatz: Grüne Dörfer in Borneo

Westkalimantan © Budi Suryansyah / WWF Indonesien
Westkalimantan © Budi Suryansyah / WWF Indonesien

Im Pazifischen Ozean Südostasiens liegt die Insel Borneo. Sie ist doppelt so groß wie Deutschland und die drittgrößte Insel der Welt. In Borneos Regenwäldern leben Tiere, die es nirgends sonst oder nur an wenigen anderen Orten auf der Welt gibt – zum Beispiel Orang-Utans, Nasenaffen oder Koboldmakis.

Aber Menschen holzen dort seit Jahrzehnten immer mehr Regenwald ab. Auch Einheimische: Sie betreiben auf den gerodeten Flächen Landwirtschaft, um genug Essen zu haben. Wie können wir die Lebensbedingungen der Menschen dort verbessern und zugleich die Natur schützen?

Unser Plan

Naturschutz und gute Lebensbedingungen für Menschen können Hand in Hand gehen. Dafür setzen sich der WWF und die Menschen auf Borneo gemeinsam ein. Darum gibt es im Westen der Insel, in der indonesischen Provinz Westkalimantan, schon seit Jahren die sogenannten Grünen Dörfer. Und es sollen mehr werden.

Was bedeutet Grüne Dörfer?

Der WWF unterstützt lokale Gemeinden dabei, traditionelle Waldrechte zu beantragen, um das Gebiet langfristig vor Rodung zu schützen. Das bedeutet, die Bevölkerung bestimmt, was mit dem Wald passiert, und darf diesen nachhaltig nutzen. Nachhaltig bedeutet: Nur so viel dem Wald entnehmen, wie natürlich wieder nachwachsen kann. Die Gemeinden sammeln zum Beispiel Nüsse, fangen Fische und verdienen so genug Geld, um davon zu leben – und ohne den Regenwald zu zerstören.

Das Projektgebiet

Der WWF setzt sich für den Erhalt des sogenannten Labian-Leboyan-Korridors ein. Das ist ein etwa 110.000 Hektar großes Gebiet zwischen den beiden Nationalparks Danau Sentarum und Betung Kerihun. Es ist ungefähr so groß wie die Städte Hamburg und München zusammen. Durch Waldbrände und illegale Abholzung ging dort in der Vergangenheit viel Wald verloren. Nun soll dort ein grüner Korridor entstehen, der die beiden Schutzgebiete wieder verbindet.

Aus kleinen Bäumchen wird neuer Wald

Der WWF hat bereits 1.000 Hektar an unterschiedlichen Standorten aufgeforstet, um einzelne Wälder miteinander zu verbinden. Das bedeutet, es wurden verschiedene Bäume gepflanzt oder ausgesät, darunter solche, die für Orang-Utans Futter bieten. Auch die Westlichen Koboldmakis, die im Projektgebiet leben, können sich dort satt fressen. In den kommenden Jahren sollen weitere Bäume zu einem neuen Wald gepflanzt werden.

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