Große Augen, grelle Farben, tolle Muster: Im Amazonas-Regenwald in Südamerika leben rund 1.000 Arten von Fröschen – so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Einige von ihnen sind durchsichtig, andere supergiftig!

In Amazonien wächst der größte zusammenhängende Regenwald der Welt. Hier leben so viele verschiedene Arten an Tieren und Pflanzen wie an kaum einem anderen Ort der Erde. Darunter sind auch rund 1.000 bekannte Froscharten aus verschiedenen Froschfamilien. Sie bewohnen die Gewässer, den Waldboden und die Bäume. Wir stellen dir die tollsten vor.

Achtung, giftig!

Baumsteigerfrosch
Baumsteigerfrosch © Martin Harvey / WWF

Baumsteigerfrösche gibt es in vielen verschiedenen Farben. Sie sehen toll aus, sind aber giftig und deshalb gefährlich. Für die nur Zentimeter kleinen Frösche ist das Gift sehr hilfreich. Es bietet Schutz vor Bakterien, Pilzen und größeren Tieren. Diese wissen, die Frösche sind ungenießbar und lassen sie in Ruhe. Dank ihrer Giftabwehr können die Frösche auch am Tag unterwegs sein. Die meisten anderen Frösche im Amazonas-Regenwald sind vor allem im Schutz der Dunkelheit aktiv.

Baumsteigerfrösche ernähren sich von giftigen Insekten. Das Gift ist für die Frösche ungefährlich. Sie speichern es in ihrer Haut. Deswegen ist es gefährlich, einen giftigen Frosch zu berühren.

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Schon gewusst?

Indigene Völker in Südamerika nutzen traditionell das Gift der Baumsteigerfrösche, um damit ihre Pfeile für Bogen und Blasrohr zur Jagd einzureiben. Deswegen werden sie auch Pfeilgiftfrösche genannt. Es gibt mehr als 160 verschiedene Arten von Pfeilgiftfröschen.

Um das Gift zu gewinnen, streichen sie ihre Pfeilspitzen meist über den Rücken der Tiere. Denn die Drüsen auf ihrer Haut produzieren das Gift. Das verteilt sich über den Froschkörper wie ein Anzug und schützt ihn vor gefräßigen Feinden und lästigen Parasiten, die ihn krank machen. Mücken zum Beispiel. Schon ihre grelle Farbe warnt Feinde wie Plagegeister: Achtung, giftig!

Der gifitigste aller Pfeilgiftfrösche ist der Schreckliche Pfeilgiftfrosch in Kolumbien (er heißt wirklich so!). Er ist gelb, grün oder orange, bis zu fünf Zentimeter groß. Sein Gift ist so stark, dass er allein mit dem, was er in seinen Drüsen produziert – das haben Forscher ausgerechnet – ungefähr 20.000 Mäuse oder zehn Menschen töten könnte. Dazu reicht die bloße Berührung, denn das Gift wirkt über die Haut. Er lebt in einem kleinen Regenwaldstück in Kolumbien in Südamerika, frisst gerne kleine Käfer, Milben oder Ameisen.

 

Klettern mit Saugnäpfen

Tigerbein Makifrosch
Tigerbein Makifrosch © Zig Koch / WWF-Brazil

Laubfrösche kennst du bestimmt aus Deutschland. Einige Arten leben auch in Amazonien. Sie können ganz unterschiedlich aussehen. Eine Gemeinsamkeit fast aller Laubfrösche sind die kleinen Haftscheiben an Fingern und Zehen. Sie funktionieren wie Saugnäpfe und machen die Frösche zu kleinen Kletterkünstlern, die geschickt an Bäumen und Ästen hinaufklettern. Auch auf feuchten, glatten Oberflächen können sie sich festhalten.

Ganz schön groß

Südamerikanischer Ochsenfrosch
Südamerikanischer Ochsenfrosch © André Bärtschi / WWF

Der Südamerikanische Ochsenfrosch ist mit bis zu 18 Zentimetern Länge der größte Frosch im Amazonas-Regenwald. Bei Gefahr bläst er seine Lunge auf, sodass sich sein ganzer Körper vergrößert.

Der Ochsenfrosch gehört zu den Pfeiffröschen. Bei diesen rufen die Männchen nachts oft viele Stunden lang, um Weibchen anzulocken. Dabei erzeugen sie mit ihren Schallblasen unter ihren Mundwinkeln Töne. Die meisten männlichen Frösche haben Schallblasen. Die Pfeiffrösche aber können besonders laute Töne von sich geben. Sie können so laut werden wie ein Rasenmäher.

Kannst du dir vorstellen, wie es klingt, wenn viele Männchen versuchen, sich gegenseitig zu übertönen?

Fast durchsichtig

Glasfrosch von unten
Glasfrosch von unten © Getty Images

Die Haut der Glasfrösche ist an der Körperunterseite so dünn, dass man durch sie hindurch in den Körper sehen kann. So lassen sich Organe, Muskeln, Adern und Knochen erkennen. Sogar der Herzschlag ist zu sehen. Die Oberseite der Glasfrösche ist grün. Die meisten Glasfrösche sind sehr klein. Sie werden, wie der Ghost-Glas-Frosch im Bild, nur bis zu drei Zentimeter groß.

Ein Froschleben im Regenwald

Zunge raus – Mahlzeit rein

Frösche fressen alle Tiere, die kleiner sind als sie selbst: Insekten, Spinnen, Würmer und Schnecken. Große Frösche verputzen auch kleinere Frösche, Vögel und Säugetiere. Die meisten Frösche lauern in einem Versteck und fangen von dort das Beutetier mit ihrer klebrigen Zunge, die sie im passenden Moment aus ihrem Maul schnellen lassen. Das Beutetier wird unzerkaut verschlungen.

Hoch hinaus

Frösche im Amazonas-Regenwald leben sogar weit oben auf Bäumen. Weil es im Regenwald so häufig regnet: Das Regenwasser sammelt sich in Astgabeln, Baumhöhlen und in den Blättern einiger Pflanzen. Vor allem in Bromelien. Dort bilden sich Mini-Wasserbecken. Darin legen Frösche ihre Eier ab.

Vom Ei zum Frosch

Froschlaich an einem Blatt
Froschlaich an einem Blatt © Getty Images

In der Paarungszeit locken die Männchen mit lauten Rufen Froschweibchen an. Sobald Männchen und Weibchen sich gefunden haben, suchen sie einen sicheren Platz zur Eiablage. Das Weibchen legt die Eier auf die Blätter von Pflanzen, in Schaumnester am Boden oder direkt ins Wasser. Anschließend werden die Eier vom Männchen besamt.

In den Eiern entwickeln sich Larven und nach einigen Tagen schlüpfen kleine Kaulquappen. So werden junge Frösche genannt. Da sie noch nicht vollständig entwickelt sind, sehen sie eher aus wie Mini-Fische. Die Kaulquappen schlüpfen entweder direkt im Wasser oder sie fallen vom Blatt aus in das Gewässer unter ihnen. Sie brauchen Wasser, um zu überleben. Dort wachsen die Kaulquappen in einigen Wochen zu kleinen Fröschen heran.

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Schon gewusst?

Bei den Baumsteigerfröschen überwacht das Männchen die Eier, bis die Kaulquappen schlüpfen. Dann bringt es die Kleinen auf dem Rücken zur nächsten Wasserstelle.

Bauplan der Natur

Baumsteigerfrosch mit Jungtier
Baumsteigerfrosch mit Jungtier © Getty Images

Wunderwerk Froschhaut: Der Frosch atmet nicht nur über seine Lunge, sondern auch über seine Haut. Die ist sehr dünn und empfindlich. Deshalb ist es wichtig, dass sie stets feucht bleibt und nicht austrocknet. Bei Baumsteigerfröschen steckt das Gift in der Rückenhaut.

Vier Finger und fünf Zehen wie Saugnäpfe: Damit können die Frösche problemlos an verschiedenen Oberflächen hochklettern.

Lange und kräftige Beine lassen Frösche weit hüpfen.

Das Maul ist groß, ziemlich breit und zahnlos. Darin verborgen ist die zusammengefaltete Zunge, die blitzschnell ausgefahren werden kann, um Beute zu schnappen.

Rundumblick: Ein Frosch kann durch seine Ausguck-Augen fast komplett sein Umfeld sehen. Allerdings bemerkt er andere Tiere oft nur, wenn sie sich bewegen.

Frösche hören auch ohne sichtbare Ohren: Sie besitzen sowohl ein Trommelfell als auch ein Innenohr.

Warum sind Frösche im Amazonas-Regenwald bedroht?

Klimawandel: Frösche gehören zu den wechselwarmen Tieren. Ihre Körpertemperatur ist von der Temperatur ihrer Umwelt abhängig. Verändern sich die Temperaturen oder die Niederschläge in ihrem Lebensraum, kann das für sie sehr gefährlich werden

Abholzung im Amazonas Regenwald, La Chorrera © Luis Barreto / WWF UK
Abholzung im Amazonas Regenwald, La Chorrera © Luis Barreto / WWF UK

Abholzung: In Amazonien wächst der größte Regenwald der Welt. Doch Jahr für Jahr wird immer mehr Regenwald zerstört. Riesige Waldflächen werden abgeholzt, um Platz zu machen für Soja- und Palmölplantagen, Rinderweiden, Straßen, Siedlungen, Industrie und Bergbau. Mit dem Regenwald verschwinden auch viele Forscharten.

Gifte aus der industriellen Landwirtschaft: In der industriellen Land- und Viehwirtschaft kommen chemische Dünger und Insektengifte zum Einsatz. Mit dem Regen gelangen sie in Fluss- und Bachläufe und vergiften so die Gewässer, in und an denen viele Frösche leben.

Quecksilber in Flüssen: Im Amazonas-Fluss und seinen Nebenflüssen wird Gold abgebaut. Dabei setzen die Goldwäscher Quecksilber ein, um das Gold aus dem Gestein zu lösen. Das Quecksilber ist sehr giftig und gefährlich für alle Tiere und Pflanzen, die in und an den Flüssen leben, auch für die Frösche.

Gefährlicher Pilz: Der Chytridpilz ist kaum sichtbar. Er befällt die Frösche und löst eine schwere Krankheit aus, an der viele Frösche sterben. Bis heute weiß niemand, was gegen den Pilz getan werden kann.

Der WWF im Einsatz: Tiere zählen im Amazonas-Regenwald

WWF-Forschungsgruppe in Bolivien
WWF-Forschungsgruppe in Bolivien © Gesa Labahn / WWF

Wenn der Fluss Rio Yata in der bolivianischen Amazonas-Region in der alljährlichen Regenzeit über seine Ufer tritt, werden riesige Flächen überschwemmt. Diese Überschwemmungsgebiete sind wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, darunter auch zahlreiche Froscharten. Seit einigen Jahren sind sie als Schutzgebiet ausgewiesen. Dort darf zum Beispiel weder Bergbau betrieben noch Öl gefördert werden. Doch es ist ungewiss, ob das Gebiet weiter von der Regierung geschützt wird. Es fehlen Nachweise darüber, wie viele Tiere und Pflanzen dort zu Hause sind.

Unser Plan

Clownfrosch
Clownfrosch © WWF-Peru / Enrique Castro-Mendivil

Wir wollen, dass das Schutzgebiet erhalten bleibt, damit die dort vorkommenden Frösche und viele andere Tiere weiterhin ungestört leben können. Wir möchten der bolivianischen Regierung zeigen, dass in den Überschwemmungssavannen viele verschiedene Tiere und Pflanzen leben.

Ein WWF-Team hat das Gebiet erkundet und genau untersucht, welche Arten dort leben. Die Forscherinnen und Forscher waren nicht nur am Tag unterwegs. Da viele Tiere erst in der Dunkelheit aktiv werden, streiften sie auch nachts durch den dichten Dschungel. Jede Schlange, jeder Frosch und jeder Vogel wurde behutsam aufgehoben, vermessen und untersucht.

Unsere Entdeckungen

Die Expedition in den Amazonas-Regenwald war erfolgreich. Wir können nachweisen, wie groß die Artenvielfalt vor Ort ist. Es wurden 197 Vogel-, 135 Pflanzen-, 85 Fisch-, 25 Säugetier-, 20 Amphibien und neun Reptilienarten gefunden. Nun müssen weitere Reisen folgen, in denen die Überschwemmungssavannen rund um den Rio Yata erkundet werden. Nur wenn große Teile des Gebietes erforscht sind, kann die Natur vor Ort geschützt werden.

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