Haie leben überall in den Weltmeeren. Sie bewohnen die eiskalten Meere der Polargebiete bis hin zu den warmen tropischen Gewässern. Haie sind in küstennahen Flachwasserzonen und auch in der dunklen, kalten Tiefsee zu finden. Einige Arten leben sogar in Flüssen, also im Süßwasser.
Superschnell mit scharfen Zähnen: So schwimmen Haie schon seit über 400 Millionen Jahren durch die Weltmeere. Es gab sie schon lange vor den Dinosauriern! Was macht sie neben ihrem Gebiss und ihrer Geschwindigkeit noch so erfolgreich? Das verraten wir dir hier.
Die wilde Vielfalt der Haie
11 dieser Hai-Arten stellen wir dir hier vor
Bauplan der Natur
Körper und Haut: Haie haben einen stromlinienförmigen Körper. Durch diese Form bieten Haie dem Wasser nur geringen Widerstand und benötigen weniger Kraft beim Schwimmen. Und auch ihr „Spezialanzug“ macht sie schnell. Denn ihre Haut besteht nicht aus Schuppen wie bei den meisten Fischen, sondern aus zahllosen Minizähnen. Die Zähnchen-Haut hilft, dass sie gut durchs Wasser gleiten können, ohne dass es zu Verwirbelungen kommt.
Maul und Zähne: Die Zähne wachsen bei Haien in mehreren Reihen im Ober- und Unterkiefer. Fällt einer der vorderen Zähne aus, wandert von hinten ein neuer nach vorne. Die Zähne wachsen ein Leben lang nach. Beim Weißen Hai sind die Zähne bis zu sieben Zentimeter lang.
Ihren Oberkiefer stülpen Haie beim Fressen heraus. Weiße Haie können dadurch so kräftig zubeißen wie kein anderes Tier: Rund 20-mal kräftiger als ein Mensch!
Schon gewusst?
Der Weiße Hai wird mehr als sechs Meter lang, bis zu 3.500 Kilogramm schwer und bis zu 60 Stundenkilometer schnell.
Besonderer Sinn: Zum Aufspüren von Beutetieren besitzen Haie an ihrer Schnauze dunkle Punkte, das sind die Lorenzinischen Ampullen. Es sind versteckte Antennen, mit denen Haie elektrische Signale von Beutetieren aufspüren können, zum Beispiel durch deren Muskelbewegung oder Herzschlag. Außerdem können sich Haie damit am Magnetfeld der Erde orientieren. Mit den Ampullen haben Haie so etwas wie einen eigenen Kompass. Den benötigt sie für Ihre Wanderungen in den Ozeanen
Die Ohren der Haie sind von außen nicht zu erkennen. Trotzdem haben sie ein super Gehör. Sie können Geräusche über mehrere Kilometer hinweg wahrnehmen und erkennen, aus welcher Richtung sie kommen.
Empfindliche Nase: Der Weiße Hai kann Beutetiere aus bis zu 100 Meter Entfernung wittern. Besonders empfindlich reagiert er auf das Blut von Beutetieren. Von menschlichem Blut wird er nicht angelockt.
Super Sicht: Die meisten Haie haben sehr gute Augen. Sie können im Dunkeln ähnlich gut sehen wie eine Katze. Greift ein Hai ein Beutetier an, dreht er seine Augen zum Schutz nach hinten in die Augenhöhle.
Schon gewusst?
Der Weiße Hai kann seine Körpertemperatur über der Temperatur des Wassers halten. Mit besonderen Muskeln erzeugt er Wärme, die über Blutgefäße im Körperinneren gehalten wird. So kann er bis zu zwölf Grad wärmer als seine Umgebung werden – und damit auch in kühleren Gewässern leben.
Seitliche Sensoren: Auf beiden Seiten verläuft entlang des Körpers vom Auge bis zur Schwanzflosse das sogenannte Seitenlinienorgan. Darüber nimmt der Weiße Hai selbst kleinste Veränderungen von Strömungen, Wasserdruck und Temperatur wahr.
Die Kiemenspalten: Auf beiden Seiten des Hais befinden sich je fünf Kiemenspalten. Der Hai atmet, indem Wasser erst in sein geöffnetes Maul hineinströmt und dann durch die Kiemenspalten wieder hinausströmt. Dabei wird Sauerstoff aus dem Wasser in das Blut aufgenommen und Kohlendioxid in das Wasser abgegeben.
Die Flossen: Die Schwanzflosse wird beim Schwimmen nach rechts und links geschlagen und gibt dem Weißen Hai Antrieb. Die große Rückenflosse hilft dem Hai, die Balance zu halten. Und die seitlichen Brustflossen halten den Hai auf seiner Schwimmtiefe. Mit ihren Bewegungen steuert er in die gewünschte Richtung.
Wie werden Haie geboren?
Etwa ein Drittel der Haie legt Eier, die zum Schutz vor Räubern in einer zehn bis 25 Zentimeter großen Hülle stecken. Dank klebriger Fäden bleiben diese Eihüllen im Seetang oder einer Felsspalte hängen. Bis die Jungen schlüpfen, dauert es meist mehrere Monate. Sie sind sofort auf sich selbst gestellt.
Etwa zwei Drittel aller Hai-Arten bringen lebende Jungtiere zur Welt. Viele Haimütter ziehen dafür in flache Buchten, Seegraswiesen, Riffe oder Mangrovenwälder. Dort können sich die jungen Haie nach der Geburt gut vor hungrigen Räubern verstecken.
Außerdem leben in diesen Meeresbereichen meist auch viele andere Fische, Krebstiere und Tintenfische: genug Beutetiere für die jungen, selbstständigen Haie, um schnell groß zu werden.
Haie beobachten
Auch im Nordostatlantik gibt es Haie, zum Beispiel den Dornhai und den Kleingefleckten Katzenhai. Und sogar den Riesenhai wie im Bild oben. Mit etwas Glück kannst du ihn vom Boot aus beobachten – zum Beispiel vor der spanischen oder schottischen Küste.
Kleine Haie wie den Dornhai siehst du eher, weil sie manchmal im Flachwasser in Strandnähe schwimmen. Oder in vielen Meeresaquarien an der Nordsee, zum Beispiel im Multimar in Tönning und im Ozeaneum in Stralsund.
Schon gewusst?
Haie schlafen nicht wie wir Menschen. Aber sie ruhen sich regelmäßig aus. Dafür schlüpfen sie in Höhlen, legen sich auf den Meeresboden oder bewegen sich eine Zeit lang nur sehr langsam durch das Wasser.
Sind Haie Menschenfresser?
Nein, Haie mögen keine Menschen als Mahlzeit. Trotzdem wurden 2022 weltweit 52 Menschen von Haien angegriffen und fünf von ihnen getötet. Weshalb? Wissenschaftler haben bislang nur Vermutungen:
- Der Hai verteidigt sein Revier.
- Der Hai verwechselt Menschen auf Surfbrettern mit rudernden Robben.
- Der Hai ist neugierig und probiert mit einem Biss, ob der Mensch schmeckt – und verletzt ihn damit bereits oft schon lebensgefährlich.
- Ein schwimmender oder tauchender Mensch kommt einem Hai zu nahe und ärgert ihn dadurch. Tatsächlich reagieren manche Arten wie der Graue Riffhai dann mit Drohgebärden.
Doch nicht der Hai bedroht den Menschen, sondern der Mensch den Hai.
Haie in Not – Warum sie weltweit bedroht sind
Jahr für Jahr schrumpfen die Bestände vieler Hai-Arten. Die Rote Liste sagt: Von den mehr als 530 Arten sind viele Haie „gefährdet“ oder stark gefährdet“, über 70 Hai-Arten sind heute sogar vom Aussterben bedroht. Mehr über die Rote Liste und die verschiedenen Gefährdungsstufen erfährst du hier. Das sind die Hauptgründe für die schrumpfenden Bestände vieler Hai-Arten:
Überfischung
Jedes Jahr werden auf der ganzen Welt rund 100 Millionen Haie und (eng verwandte) Rochen gefangen – das sind 190 Tiere in jeder Sekunde. Vor allem als Nahrung für Menschen. Knorpel, Leberöl und Haut werden aber auch als Rohstoffe für Medikamente, Kosmetik und Leder verwendet. Oft geraten sie auch als so genannter Beifang in Fischernetze.
In vielen Ländern gibt es keine oder nicht genügend Gesetze, die den Fang von Haien regeln. Deshalb dürfen in vielen Meeren auch stark bedrohte Arten legal und in zu großer Menge gefischt werden. Es werden mehr Haie gefangen, als nachwachsen können. Das nennt man Überfischung.
Plastik
Haie werden auch durch immer mehr Plastik im Meer bedroht. Sie fressen es und wenn es zu viel wird, können sie krank werden und sterben.
Verlust von Lebensräumen
Immer mehr Küsten werden bebaut. Dadurch werden Ökosysteme wie Seegraswiesen, Mangrovenwälder und Korallenriffe zerstört.
Besonders die Abholzung von Mangrovenwäldern bedroht viele Hai-Arten. Das Wurzelwerk der Mangroven dient jungen Haien als Kinderstube.
Klimakrise
Durch die Klimakrise steigen die Wassertemperaturen in allen Weltmeeren.
Das vertragen nicht alle Korallen. Wird das Wasser zu warm, sterben sie. In den letzten Jahrzehnten sind durch die Erderhitzung ganze Riffe verlorengegangen.
Damit verlieren viele Arten ihren Lebensraum.
Warum wir Haie brauchen
Der WWF im Einsatz – Hilfe für die Haie
Viele Hai-Arten sind stark bedroht und könnten in naher Zukunft aussterben. Der WWF setzt sich weltweit in verschiedenen Projekten dafür ein, Haie und ihre Lebensräume zu schützen.
Eines dieser Projekte ist die „Shark und Ray Recovery Initiative“, das bedeutet so viel wie „Initiative zur Erholung von Haien und Rochen“. Das Projekt startete im Golf von Gabès vor Tunesien.
Diesen Hai- und Rochen-Arten dort wollen wir helfen: Makohai, Sandbankhai, Schwarzkinn-Geigenrochen und Gewöhnlicher Geigenrochen.
Rochen gehören genau wie Haie zu den Knorpelfischen und sind ihnen sehr ähnlich. Sie teilen viele ihrer Lebensräume mit Haien. 15 der 16 Arten von Geigenrochen sind vom Ausssterben bedroht.
Unser Plan
Unser Ziel ist nicht nur der Schutz der Hai- und Rochenarten, sondern die Erholung ihrer Bestände. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern der „Shark und Ray Recovery Initiative“ setzen wir uns an ausgesuchten Standorten dafür ein, dass sich mindestens acht der am stärksten bedrohten Hai- und Rochen-Populationen bis zum Jahr 2030 wieder erholt haben.
Was wir tun
Gemeinsam entwickeln wir Schutzpläne, wie wir Haie und Rochen retten können. Dabei werden zum Beispiel Gebiete festgelegt, die geschützt werden sollen, und wichtige Beutetiere und Hauptbedrohungen aufgeführt. Wir legen Maßnahmen fest und setzen diese auch um.
Zum Beispiel entwickeln wir für die Menschen, die vor Ort in der Fischerei arbeiten, neue Möglichkeiten, Geld zu verdienen, sodass sie nicht mehr die bedrohten Haie und Rochen fangen. Dadurch kann die Überfischung verlangsamt werden.
Im Golf von Gabès verarbeiten die Fischerinnen und Fischer nun Schwimmkrabben. Die Krabben kommen dort natürlicherweise gar nicht vor. Sie zu fangen hat zwei Vorteile: Es wird weniger Hai und Rochen gegessen und die eingeschleppte Art nimmt nicht überhand.
Hilfe in der Zukunft
Sollte es den Haien und Rochen durch unseren Einsatz besser gehen, wollen wir woanders weitere Projekte starten. Andere Organisationen können das Konzept von uns übernehmen. Sie erhalten von uns alle wichtigen Informationen und werden geschult. Die erstellten Schutzpläne können dann helfen, weitere bedrohte Haie und Rochen zu retten.
Was du für Haie tun kannst
- Beim Essen: Natürlich keine Haifischflossensuppe essen, klar. Auch keinen „Seestör“ oder „Kalbsfisch“ – das sind andere Namen für den Heringshai. Und möglichst keine „Schillerlocken" und keinen „Seeaal". Unter beiden Namen wird Fleisch vom Dornhai verkauft. Beide Hai-Arten sind gefährdet.
- Beim Einkauf: Welchen Fisch kaufen? Der WWF-Einkaufsratgeber für Fische und Meeresfrüchte hilft mit einer Ampel: Grün heißt „gute Wahl", rot bedeutet „lieber nicht". Den Ratgeber kannst du hier ansehen.
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