Orang-Utans fressen und schlafen in den Baumkronen und setzen ihre Füße selten auf den Boden. Im Wald sind sie meist allein unterwegs. Außer die Weibchen mit Nachwuchs: Sie bleiben mit ihren Jungtieren sieben bis acht Jahre zusammen, bevor diese eigene Wege gehen. In der Zeit lernen die Affenkinder alles, was sie zum Überleben brauchen – zum Beispiel, wie und wo sie welche Nahrung finden.
Rote Haare, wilde Frisur und sehr lange Arme – ganz klar, das ist ein Orang-Utan. Der Name stammt aus der malaiischen Sprache und bedeutet Waldmensch. Das passt perfekt: Orang-Utans sind in Regenwäldern der Inseln Borneo und Sumatra zu Hause.
So leben Orang-Utans
Gärtner des Regenwaldes
Ob Früchte, Blätter, Samen, Blüten oder Baumrinde: Die Waldmenschen futtern jede Menge pflanzliche Kost, hauptsächlich Früchte wie Feigen oder stachelige Durians. Deshalb sind Orang-Utans sehr wichtig für den Regenwald: Mit ihrem Kot verteilen sie auf ihren Wanderungen Samen im Regenwald, aus denen neue Pflanzen wachsen können.
Manchmal essen Orang-Utans auch Insekten und erbeuten Vogeleier oder kleine Wirbeltiere wie Flughörnchen. Auch Erde futtern sie ab und zu, um wichtige Mineralien aufzunehmen.
Nachwuchs
In der Paarungszeit machen die Männchen mit lauten Rufen die Weibchen auf sich aufmerksam. Diese Rufe sind bis eineinhalb Kilometer weit zu hören. Oft wählen dann die Weibchen die Männchen. Nach einer Tragezeit von acht bis neun Monaten bringen sie meistens ein Orang-Utan-Baby zur Welt.
Orang-Utan-Weibchen bekommen ab etwa 15 Jahren zum ersten Mal ein Kind. In ihrem gesamten Leben bekommen sie vier bis fünf Junge, meist nur eines. Eine Schwangerschaft dauert etwa achteinhalb Monate (ähnlich wie beim Menschen). Die Jungen wiegen bei der Geburt 1,25 bis 2 Kilogramm.
Die ersten Monate klammern sie sich noch ganz fest an Brust oder Bauch der Mutter. Mit einem Jahr können sie schon recht gut klettern, aber erst mit zwei bis drei Jahren können sie dabei mit der Mutter mithalten. Ihre Milch trinken sie noch bis zum Alter von 5 bis 7 Jahren. Mit 7 bis 8 Jahren verlassen sie die Mutter, um sich ein eigenes Gebiet zum Leben zu suchen.
In den Bäumen zuhause
Beim Schwingen in den Bäumen nutzen Orang-Utans ihr Gewicht: Sie hängen sich an einen Ast der Baumkrone, bis dieser sich tief zum nächsten Baum herunterbeugt. Oder sie schwingen mit dem ganzen Baum hin und her, bis dieser nah genug am nächsten Baum ist.
Fast jeden Abend bauen sie sich ein neues Nest aus Blättern und Zweigen. Damit das Baumkronenbett auch richtig federt, legen sie sich auf nach unten gebogene Zweige! Da kann man sich gemütlich zusammenrollen und einschlafen.
Schlauberger
Tierpfleger erzählen sich gern eine tolle Geschichte: Was macht ein Menschenaffe mit einem Schraubenzieher? Ein Gorilla würde ihn ganz praktisch benutzen – zum Beispiel, um sich am Rücken zu kratzen. Ein Schimpanse würde damit Quatsch machen und ihn einem Artgenossen nachwerfen. Ein Orang-Utan jedoch würde erst so tun, als würde er sich null dafür interessieren und abwarten, bis der Pfleger verschwunden ist. Dann würde er damit versuchen, die Käfigtür zu öffnen.
Wir wissen nicht, ob das stimmt. Aber intelligent sind Orang-Utans auf jeden Fall. Bei Intelligenztests schneiden die Rothaarigen oft sogar etwas besser ab als Gorillas und Schimpansen. In der Wildnis haben Orang-Utans einen klasse Orientierungssinn und ein prima Gedächtnis. So merken sie sich zum Beispiel genau, wann auf welchem ihrer Regenwaldbäume welche Früchte reif werden!
Orang-Utans verwenden außerdem manchmal Werkzeuge, um sich das Leben einfacher zu machen. Sie benutzen Blätter zum Beispiel als Trinkschalen und als eine Art Handschuh, um stachelige Früchte oder dornige Zweige anzufassen. Sie klatschen mit Zweigen nach Insekten oder kratzen sich damit den Rücken. Sie verwenden Blätter auch als Regen- oder Sonnenschirme.
Hier leben Orang-Utans
Noch sind Teile der Inseln Sumatra und Borneo mit Regenwald bedeckt, in dem viele Arten von Tieren leben, zum Beispiel Nebelparder, Rhinozerosvögel und auch Orang-Utans. Vor rund 10.000 Jahren sollen die Menschenaffen weite Teile Südostasiens bewohnt haben. Heute findet man sie nur noch auf Sumatra und Borneo.
Beide Inseln gehören zu Indonesien, Teile Borneos außerdem zu Malaysia und Brunei. Sumatra ist rund ein Drittel größer als Deutschland, Borneo sogar zweimal so groß.
Die grünen Flächen auf der Karte zeigen, wo heute noch Orang-Utans leben. Sie sind die einzigen Großen Menschenaffen in Asien.
Welche Arten gibt es?
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Arten
Orang-Utans werden bis zu 58 Jahre. Männchen sind stehend bis zu 1,40 Meter groß, Weibchen bis zu 1,10 Meter. Männchen wiegen bis zu 85 Kilogramm, Weibchen bis zu 45 Kilogramm.
Borneo-Orang-Utans sind meist etwas kleiner als ihre Verwandten auf Sumatra. Ihr Fell ist auch oft etwas dunkler und der Bart der Männchen etwas kürzer als beim Sumatra-Orang-Utans. Die Männchen unterscheiden sich vor allem in der Form ihrer Wangenwülste.
2017 fanden Wissenschaftler heraus, dass die Orang-Utans in einem Gebiet der indonesischen Insel Sumatra mit den Sumatra-Orang-Utans nicht näher verwandt sind. Diese Orang-Utans gehören deshalb zu einer eigenen, neuen Art. Die Wissenschaftler gaben ihnen den Namen Tapanuli-Orang-Utan, weil die Region, in der sie leben, so heißt. Die Schädelform der Tapanulis ist anders als die der Sumatra-Orang-Utans. So stehen zum Beispiel beide Augen näher beieinander. Auch ihre Zähne sind etwas verschieden und vor allem unterscheidet sich auch ihr Erbgut.
Der Tapanuli-Orang-Utan lebt in einem Waldgebiet von 1.100 Quadratkilometern, das ist größer als die deutsche Insel Rügen. Mit höchstens 800 Tieren sind die Tapanulis die seltenste Menschenaffen-Art der Welt.
Bauplan der Natur
Männlicher Borneo-Orang-Utan
- 1,50 Meter Standhöhe
- 50 bis 90 Kilogramm schwer
Die Arme sind sehr kräftig. Ausgestreckt messen sie von links nach rechts rund zwei Meter. Sie sind ungefähr anderthalbmal so lang wie die Beine.
An der Hand sitzen fünf Finger. Der kürzeste ist der Daumen, mit dem der Orang-Utan toll greifen kann. Wie Menschen hat er Fingerabdrücke, die bei jedem der Menschenaffen anders sind.
Die Beine sind leicht gebogen. Damit kann der Orang-Utan sehr gut klettern.
Am Fuß sitzen fünf Zehen. Die Großzehe lässt sich abspreizen und ist so beweglich, dass der Orang-Utan damit Äste fest umgreifen kann.
Wie alle Menschenaffen hat der Orang-Utan keinen Schwanz.
Die meisten männlichen Orang-Utans haben Backenwülste. Die bestehen aus festem Bindegewebe und bilden sich erst, nachdem die Tiere ausgewachsen sind.
Unter dem Kinn sitzt der Kehlsack. Mit diesem macht der Orang-Utan die lauten Rufe, die bis zu anderthalb Kilometer weit zu hören sind. Damit sagt er anderen Männchen „Achtung, das ist mein Revier" und lockt zugleich Weibchen an.
Orang-Utans gehören zu den Großen Menschenaffen. Du kannst sie aber ganz deutlich von Gorillas oder Schimpansen unterscheiden: Sie haben ein braunrotes Fell mit langen Haaren.
Schon gewusst?
Wir Menschen gehören ebenfalls zur Familie der Menschenaffen. 97 Prozent unseres Erbgutes stimmen mit dem von Orang-Utans überein!
Orang-Utans in Not
Die Rote Liste sagt, Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht. Was sind die Gründe?
Zerstörung des Regenwald
Orang-Utans leben nur im Regenwald. Der wurde von Menschen lange Zeit immer mehr zerstört. Sie fällten Bäume oder brannten sie nieder, um Platz für Siedlungen, Straßen und Plantagen zu schaffen. Auch Waldbrände, die außer Kontrolle gerieten, zerstörten große Flächen. Das hat sich in den letzten Jahren zwar gebessert, doch die Folgen sind geblieben: Orang-Utans haben kaum noch Platz zum Leben. Außerdem wurde der Lebensraum der Tiere zerteilt. Dadurch ist es schwer für sie, auf der Suche nach Futter die Bäume zu wechseln oder in der Paarungszeit zueinander zu finden.
Wilderei-Alarm
Wie viele Tiere müssen sich auch Orang-Utans vor Wilderern in Acht nehmen. Diese töten die Tiere, um an ihr Fleisch zu kommen. Oder sie machen Jagd auf Muttertiere, um dann die Jungen zu fangen und sie als Haustiere zu verkaufen. Das alles ist streng verboten, passiert aber trotzdem.
Mensch-Wildtier-Konflikte
Wo ihr Lebensraum gerodet wird, müssen Orang-Utans ihren Wald verlassen, um auch auf Plantagen oder Feldern Nahrung zu finden. Dort töten manche Menschen Orang-Utans zum Schutz ihrer Ernte. Ihnen fehlen oft die Mittel und manchmal das Wissen, um anders zu handeln.
Der WWF im Einsatz: Sichere Wege auf Borneo
Auf der Insel Borneo wurde in der Vergangenheit viel Regenwald teils illegal abgeholzt und gerodet oder ist verbrannt. Dadurch wurde der Lebensraum vieler Tiere zerstückelt. Um verbliebene Waldblöcke zu verbinden, wurde deshalb der Labian-Leboyan-Korridor ausgewiesen. So heißt ein Gebiet im Westen Borneos. Es verbindet die beiden Nationalparkteile Danau Sentarum und Betung Kerihun miteinander und misst etwa 110.000 Hektar. Das ist ungefähr doppelt so groß wie der Bodensee. Der soll Tieren wie den Orang-Utans einen sicheren Weg durch den Regenwald ermöglichen. Aber aufgrund von Waldbränden und illegaler Abholzung in der Vergangenheit ist der Korridor selbst noch löchrig.
Unser Plan
Wir wollen, dass der Labian-Leboyan-Korridor erhalten bleibt und die beiden Nationalparkteile weiter verbindet. Dafür haben wir mit ansässigen Dörfern auf mehr als 1.000 Hektar Bäume gepflanzt, um verbliebene Wälder zu verbinden. In den kommenden Jahren sollen weitere Lücken geschlossen werden.
So geht der WWF vor
Satellitenbilder zeigen, wo sich Lücken im Regenwald befinden. In zwei Indigenen-Dörfern sind Baumschulen entstanden, dort werden Setzlinge gezogen, die später gezielt in diese Lücken eingepflanzt werden. Darunter solche, die Orang-Utans als Futterbäume nutzen.
In den Baumschulen werden auch Bäume gepflanzt, deren Holz die Menschen in den Dörfern später als Nutzholz verwenden können. Das ist wichtig, damit sie nicht Bäume, die sie zum Leben brauchen, im Regenwald illegal abholzen müssen.
Umweltschützer von morgen
Der WWF will schon die Kinder auf Borneo für Orang-Utans, die Natur und deren Schutz begeistern. Darum hat er einen Lehrplan für Grundschulen erarbeitet – mit Wissen über heimische Pflanzen und ihren Nutzen, Lieder und Gedichte über Orang-Utans und vieles mehr. So sollen die Kinder mit der Natur vertraut bleiben und lernen, sie zu schützen.
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