Auf leisen Pfoten schleicht der Luchs durch sein Revier – und bleibt dabei für andere Waldbewohner und uns Menschen meist unsichtbar. Denn die größte Raubkatze Europas ist auch ein Meister der Tarnung. Heute leben wieder Luchse bei uns – vor allem, weil sie neu angesiedelt werden. Der WWF hilft mit!

Vor ihrer Freilassung wurden beide Luchse für zwei bis vier Wochen in einem Auswilderungsgehege gehalten. So konnten die Tiere sich sanft an ihre neue Umgebung gewöhnen. In zwei getrennten Gehegeteilen konnten sich Frieda und Viorel außerdem schon vor ihrer Freilassung gegenseitig beschnuppern.

Beide Luchse wurden mit GPS-Sendehalsbändern ausgestattet, um ihre Bewegungen in den ersten Monaten nach der Freilassung überwachen zu können. Mehr über das Luchs-Projekt in Thüringen erfährst du am Ende dieser Seite.

Wie leben die Luchse?

Luchs im Bayerischen Wald © Fritz Pölking / WWF
Luchs im Bayerischen Wald © Fritz Pölking / WWF

Die meisten Menschen werden Luchse nie zu Gesicht bekommen. Denn sie sind wie Geheimagenten! Sie leben heimlich, still und leise in dichten Wäldern. Dabei hilft ihnen ihr Fell, das im Gebüsch wie ein Supertarnanzug wirkt. Was wir finden, sind meist nur ihre Spuren.

Luchse gehen auf die Jagd, sobald die Dämmerung einsetzt. Im Dunkeln hören und sehen Luchse so gut wie kaum ein anderes Tier. Am häufigsten jagen sie Rehe. Auf ihrem Speiseplan stehen aber auch Hasen, junge Hirsche und Wildschweine, Füchse, Marder und Vögel. Hat der Luchs ein Beutetier erspäht, schleicht er sich aus dem Dickicht bis auf wenige Meter heran oder wartet still und leise, bis das Tier an seinem Versteck vorbeikommt. Dann springt er blitzschnell auf seine Beute und tötet sie durch einen Biss in die Kehle. 

Ein Reh ist dem Luchs zu groß, um es in einer Nacht zu verspeisen. Es reicht ihm fast für eine Woche. Solange kehrt er immer wieder zu seiner Beute zurück, um zu fressen. Damit sie kein anderes Tier entdeckt, bedeckt er sie mit Laub und Moos. Ein ausgewachsener Luchs braucht rund ein Kilogramm Fleisch pro Tag.

Daran erkennst du einen Luchs

sich anschleichender Luchs © Tomas Hulik
sich anschleichender Luchs © Tomas Hulik
  • An Pinselohren mit schwarzen Haarbüscheln an den Spitzen. Vermutlich wirken sie wie Antennen, um Geräusche besser zu orten. Luchse hören eine Maus auf 50 Meter und ein Reh auf 500 Meter Entfernung!
  • Am Backenbart, der vermutlich ebenfalls beim Hören hilft. Wie eine Art Trichter fängt er Geräusche ein und leitet sie in Richtung Ohren.
  • An den etwas längeren Hinterbeinen, ideal für das Sprinten und Springen.
  • Am Stummelschwanz, 10 bis 20 Zentimeter kurz mit schwarzem Ende.
  • An den breiten Tatzen, prima für einen sicheren Gang auf Eis und Schnee. Ein dichtes Haarpolster unter der Sohle schützt die Tatzen vor Kälte.
  • An den Pfotenabdrücken: Luchse ziehen beim Laufen ihre Krallen ein. In den Fußabdrücken des Luchses (bis zu 10 Zentimeter groß) siehst du deshalb keine Krallenabdrücke.
WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Luchse haben – wie andere Katzen auch – kein verknöchertes Zungenbein wie etwa der Löwe. Sie können daher nur miauen, heulen und schreien (und schnurren wie unsere Hauskatzen), aber nicht brüllen wie ein Löwe.

Was ist noch besonders beim Luchs?

Luchse sind Einzelgänger © Ralph Frank / WWF
Luchse sind Einzelgänger © Ralph Frank / WWF

Die Augen des Luchses sind sechsmal so lichtempfindlich wie die des Menschen. Damit kann er Beutetiere schon aus 300 Metern Entfernung erkennen. Besonders in der Morgen- und Abenddämmerung, wenn wir Menschen alles nur grau in grau sehen.

Achtung, Raubtiergebiss! Mit den vier spitzen Eckzähnen werden Beutetiere gefangen und festgehalten. Mit den scharfen, spitzen Backenzähnen zerkleinert der Luchs seine Nahrung.

Rund um die Schnauze sitzen dicke Schnurrhaare. Mit ihnen nimmt der Luchs kleinste Veränderungen in seiner Umgebung wahr. So merkt er auch, wenn der Wind seine Richtung ändert.

WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Der männliche Luchs wird Kuder genannt. Ein weiblicher Luchs heißt Katze.

Die Luchs-Familie

Nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen bringt die Mutter in einer Höhle ein bis vier Jungtiere zur Welt. Die Luchsjungen wiegen nur etwa 250 Gramm (so viel wie ein Päckchen Margarine) und sind die ersten 12 bis 16 Tage noch blind.

Sie werden von der Mutter gesäugt und auch mit Fleisch versorgt. Nach zwei bis drei Wochen entdecken sie gemeinsam die Umgebung und lernen von ihrer Mutter das Jagen. Im Alter von 6 bis 7 Monaten haben sie schon ein Gewicht von 7 bis 9 Kilogramm und versuchen zum ersten Mal, selbst zu jagen.

Nach einem knappen Jahr müssen die Jungen sich ein eigenes Revier suchen, denn dann ist wieder Paarungszeit. Mit zwei bis drei Jahren können die Jungtiere selbst Kinder zeugen.

Bauplan der Natur

Steckbrief Eurasischer Luchs

Größe und Gewicht: Bis zu 1,20 Meter lang, bis zu 70 Zentimeter hoch und meist bis zu 29 Kilogramm schwer.
Alter: In freier Wildbahn bis zu 17 Jahre.
Lebensraum: Wälder, am liebsten mit Felsen.
Verbreitung: Europa, Zentralasien bis Ostasien.

Aufnahme von einem Eurasischen Luchs (Lynx lynx) aus einer Kamerafalle. © Julius Kramer / fokusnatur.de

Lebensweise: Luchse sind Einzelgänger. Nur in der Paarungszeit von Februar bis April suchen Männchen und Weibchen die Nähe zueinander – durch laute Rufe.

Revier: Luchsreviere sind bei uns in Europa zwischen 50 und 400 Quadratkilometern groß (das ist fast so groß wie Köln). Die Reviere der Luchsmännchen sind häufig größer als die der Weibchen und überlappen mehrere Weibchenreviere.

Ausdauer: Auf den nächtlichen Streifzügen durch sein Revier legt der Luchs bis zu 20 Kilometer lange Strecken zurück. Auf kurzen Strecken kann er bis zu 70 Stundenkilometer schnell rennen.

Beute: Vor allem Rehe, aber auch Füchse, Marder und junge Wildschweine, selbst junge Rothirsche.

Bestand: Etwa 50.000 Tiere weltweit, davon rund 7.000 Tiere in Europa. In Deutschland leben aktuell etwa 135 erwachsene und fast 60 Jungtiere (Stand 2020).

Luchse in Not

Vergiftetes Luchsweibchen Tessa © Nationalpark Bayrischer Wald
Vergiftetes Luchsweibchen Tessa © Nationalpark Bayrischer Wald

Der Eurasische Luchs gehört neben dem Wolf und dem Bär zu den heimischen Beutegreifern, die in Deutschland vor mehr als 100 Jahren komplett ausgerottet wurden – vor allem, weil sie gelegentlich Schafe und Ziegen töteten. Glücklicherweise stehen sie heute unter Naturschutz und dürfen nicht mehr gejagt werden. Noch ist der Bestand kritisch. Die Rote Liste Deutschland sagt: Der Eurasische Luchs ist vor dem Aussterben bedroht. Aber weshalb?

Zerteilung der Wälder: Luchse brauchen große, zusammenhängende Waldgebiete, in denen sie ungestört leben, jagen und sich fortpflanzen können. Heute gibt es aber in Deutschland meist Wälder, die weit voneinander entfernt und durch Äcker, Straßen, Dörfer und Städte zerteilt sind.  Dadurch ist es für die Luchse schwer, Partner zutreffen und ihren Lebensraum zu erweitern.

Zu viele Straßen und Schienen: Luchse wandern viel herum. Junge Luchse suchen ein neues Revier und erwachsene Tiere einen Partner oder Partnerin. Dabei müssen sie gefährliche Straßen oder Bahngleise überqueren und können überfahren werden.

Wilderei: Früher wurden Luchse gejagt und ausgerottet. Aber auch heute noch werden eingewanderte und wieder ausgewilderte Luchse gefangen, erschossen oder vergiftet, obwohl das streng verboten ist. Auch dieser Luchs im Bild wurde von Wilderern getötet.

Doch der Luchs hat eine zweite Chance: In Wäldern, die noch groß und dicht sind, wird er wieder angesiedelt – auch mit Hilfe des WWF.

Gemeinsam mit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz und vielen anderen Projektpartnern haben wir von 2016 bis 2020 mitgeholfen, im Pfälzerwald insgesamt 20 Luchse auszuwildern, also wieder anzusiedeln. Fühlen sich die Luchse dort wohl, können sie sich vermehren und immer weiter ausbreiten. 

Alle Luchse, die im Pfälzerwald freigelassen wurden, sind in der Slowakei oder der Schweiz eingefangen worden. Nach ihrem Fang wurden sie tierärztlich untersucht und geimpft. Sie und ihre Artgenossen sollen gesund bleiben.

Kamerafallenaufnahme von einem besenderten Luchs. © Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz

Die Projektmitarbeitenden überprüfen, wo sich die Luchse befinden und wie sie sich in ihrer neuen Umgebung verhalten. Dabei helfen neben den GPS-Halsbändern auch Fotofallen, die im Wald aufgehängt wurden.

Wir informieren auch die Bevölkerung in der Umgebung der Luchsgebiete – im Unteren Donautal zum Beispiel durch ein Info-Haus. Oder durch den Einsatz von Luchs-Fachleuten in Schulklassen und Kitas. Damit alle Menschen in der Umgebung wissen, wie man mit der wilden Katze leben und sie schützen kann. Und dass sie keine Angst zu haben brauchen, denn Luchse greifen keine Menschen an.

Auch für den Schutz von Nutztierherden setzt sich der WWF ein. Herdenschutzhunde helfen. Meist genügen aber Elektrozäune und Blinklichter, um Luchse von Schafen abzuhalten. Falls doch einmal ein Nutztier von einem Luchs erbeutet wird, sollen Landwirtinnen und Landwirte als Ersatz Geld erhalten.

Neues Projekt in Thüringen

Im Jahr 2024 hat der WWF begonnen, zusammen mit Partnern auch im Thüringer Wald Luchse anzusiedeln. Warum dort? Der Thüringer Wald liegt ideal. Drumherum sind Luchse bereits heimisch geworden: im Harz (Norden), in Ostbayern (Süden) und im tschechischen Nationalpark Sumava (Osten). Wenn es auch wieder Luchse im Thüringer Wald gäbe, könnten die getrennten Luchsgruppen miteinander in Kontakt kommen und sich ganz natürlich vermehren.

Luchsin Frieda und Kuder Viorel wurden am 15.05.2024 in Thüringen ausgewildert, nun wurde Frieda auf einer Kamerafalle gesichtet. © Luchs Thüringen
Luchsin Frieda und Kuder Viorel wurden am 15.05.2024 in Thüringen ausgewildert, nun wurde Frieda auf einer Kamerafalle gesichtet. © Luchs Thüringen

Die Voraussetzungen dafür sind gut: im Thüringer Wald gibt es wilde Waldgebiete, in denen es genügend Beutetiere für Luchse gibt – vor allem Rehe, junge Hirsche und Hasen. Deshalb haben der WWF und seine Partner ein großes Ziel: Bis 2027 sollen insgesamt bis zu 20 Luchse im Thüringer Wald ausgewildert werden.

Unser Projekt in Thüringen soll mithelfen, dass Luchse sich bald wieder von allein in Deutschland vermehren können. Kurz nach der Auswilderung im Mai 2024 konnte Frieda von einer Kamerafalle fotografiert werden. Das systematische Überwachen mit Fotofallen ist – neben den GPS-Daten der Halsbänder – ein wichtiges Werkzeug, um auf die ausgewilderten Luchse aufzupassen.

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