Wenn sie brüllen, gehen alle in Deckung. Leider hat es ihnen nichts genutzt. Sehr viele Tiger sind in der Vergangenheit verschwunden, denn sie wurden gejagt und verloren ihre Lebensräume. Doch in den letzten Jahren ist ihre Zahl wieder auf geschätzte 4.700 bis 6.200 Tiere angestiegen. Weil der WWF und viele andere sich gekümmert haben.

Komm mit in die Welt der Tiger

Schon immer hatten Menschen großen Respekt vor dem Tiger und gaben ihm deshalb Namen wie Majestät, König oder Herrscher. Weil er stark ist und groß und so ein tolles Fell hat. Der Tiger ist aber auch wichtig für die Natur. Ohne ihn als größten Beutejäger kann sich ein ganzes Ökosystem in kurzer Zeit verändern, mit Folgen für viele andere Tierarten.

Weißt du, wo Tiger leben?

Tiger im hohen Gras © PhotocechCZ / Shutterstock / WWF
Tiger im hohen Gras © PhotocechCZ / Shutterstock / WWF

Die meisten Tiger leben in den tropischen Wäldern Südostasiens und den Laub- und Mangrovenwäldern Südasiens. Einige streifen durch die Kiefernwälder im Osten Russlands. Auch in den Ausläufern des Himalajas, des höchsten Gebirges der Welt, fühlen sich die Großkatzen wohl.

Was brauchen Tiger, damit es ihnen gut geht?

Vor allem ein großes Revier in einem dichten Wald oder Grasland mit genügend Beute. Für dichte Wälder und hohes Gras sind Tiger auch perfekt „angezogen“, denn die Streifen auf ihrem Fell verschmelzen mit den Bäumen und Büschen. Die Tiger sehen dann von weitem so aus wie Äste oder Gräser. Das bedeutet: Sie können sich also leicht verstecken. Das müssen sie auch, um sich gut an ihre Beute anpirschen zu können, ohne gesehen zu werden.

WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Jeder Tiger hat sein eigenes Streifenmuster, das es nur einmal auf der Welt gibt! Und Überraschung: Die Streifen befinden sich auch unter dem Fell auf der Haut!

So lebt der Tiger

Tiger brauchen viel Nahrung. Bei einer Mahlzeit frisst ein Tiger etwa 18 bis 27 Kilogramm Fleisch. Ein großer Tiger, der lange nichts gegessen hat, schafft auch 40 Kilogramm. Das ist so viel wie 80 Packungen Spagetti! Ein Tiger kann aber auch einmal tagelang nichts fressen!

Anschleichen, losrennen, zupacken

Tiger mit erbeuteter Kuh im Ranthambore National Park, Indien © Shutterstock / Sourabh Bharti / WWF
Tiger mit erbeuteter Kuh im Ranthambore National Park, Indien © Shutterstock / Sourabh Bharti / WWF

Damit sich die Jagd lohnt, greift ein Tiger am liebsten große Tiere an. Hat er ein Beutetier entdeckt, schleicht er sich lautlos, geduckt und fast unsichtbar an seine Beute heran.

Dann wartet er den perfekten Moment für den Angriff ab. Mit wenigen, kräftigen Sprüngen oder einem kurzen Sprint ist er bei seiner Beute und erlegt sie mit einem gezielten Biss in Nacken oder Kehle. Das Beutetier wird in ein Versteck gezogen und dann zerlegt. Von einem großen Beutetier wie diesem Axishirsch kann sich der Tiger oft mehrere Tage ernähren.

Sein Lieblingsfressen sind neben Hirschen, Wildrindern und Tapiren auch Antilopen und Wildschweine, Affen und Vögel. Ausgewachsene Tiger erbeuten durchschnittlich 40 bis 70 große Huftiere im Jahr.

Einzelgänger

Außerhalb der Paarungszeit sind Tiger alleine unterwegs. Meist am Abend und in der Nacht streifen sie auf der Suche nach Beute durch ihr Revier. Dieses markieren sie mit ihrem Urin und Kratzspuren an Baumstämmen. Tagsüber ruhen sie sich im schattigen Dickicht aus.

Tigerkinder

Tiger-Mutter säugt ihre Jungen © Archna Singh / iStock / Getty Images
Tiger-Mutter säugt ihre Jungen © Archna Singh / iStock / Getty Images

Im Durchschnitt bringt ein Tigerweibchen in einem Wurf zwei bis vier Junge zur Welt. In den ersten beiden Wochen nach der Geburt sind die Kleinen noch blind und auf die Milch der Tigermutter angewiesen. Mit sechs Monaten begleiten sie ihre Mutter auf die Jagd, um zu lernen, wie man ein Beutetier erlegt. Nach etwa 12 bis 18 Monaten können sie selbst jagen. Mit drei Jahren gehen die Tigerjungen ihre eigenen Wege.

Drei Tiger sind schon ausgestorben

  • In den 1940er Jahren der Bali-Tiger auf der indonesischen Insel Bali
  • In den 1970er Jahren der Kaspische Tiger in Zentralasien
  • Später der Java-Tiger auf der Insel Java

Bauplan der Natur

Amur-Tiger mit Jungen
Amur-Tiger mit Jungen © Ola Jennersten / WWF Schweden

Kräftiges Maul: Mit seinen langen, spitzen Eckzähnen beißt sich der Tiger im Beutetier fest. Mit den scharfen Reißzähnen dahinter kann er Fleisch abschneiden und mit seiner rauen Zunge kann er es vom Knochen der Beute abschaben.

Scharfe Augen: Tiger können auch im Dunkeln gut sehen.

Lange Barthaare zum Ertasten der Umgebung.

Gute Ohren: Tiger können sie in verschiedene Richtungen bewegen und so gleichzeitig unterschiedlichen Geräuschen lauschen.

Feine Nase: Sie hilft dem Tiger, sich auch in der Dunkelheit bestens zu orientieren.

Schultern und Beine sind sehr muskulös.

Der rund ein Meter lange Schwanz dient bei Sprüngen und Sprints dazu, das Gleichgewicht zu halten.

Fußpolster an den Pfoten lassen den Tiger fast lautlos auftreten.

Die langen Krallen an den Zehen werden beim Laufen eingezogen.

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Schon gewusst?

Tiger kühlen sich gerne im Wasser von der Tageshitze ab. Anders als viele andere Katzen sind sie gute Schwimmer. Jungtiger lieben es, im Wasser zu spielen.

Tiger in Not

Die Rote Liste sagt, dass Tiger stark gefährdet sind und dass das Risiko hoch ist, dass die Art in naher Zukunft ausstirbt. Vor 120 Jahren, im Jahr 1900, streiften schätzungsweise noch rund 100.000 Tiger durch die Wälder Asiens. Heute leben dort nur noch etwa 4.700 bis 6.200 Tiger in freier Wildbahn. Das ist immerhin schon mehr als noch vor zehn Jahren – dank vieler Schutzmaßnahmen. Doch leider werden Tiger in einigen Ländern bis heute weiter gewildert, obwohl das verboten ist.

Was bedroht Tiger?

Traditionelle asiatische Medizin mit Tigerteilen
Traditionelle asiatische Medizin mit Tigerteilen © WWF-Myanmar

Viele Menschen glauben, dass Tigerknochen oder Zähne und Krallen Zauberkräfte haben. Deshalb verwenden sie Tigerknochen als Medizin oder die Krallen als Glücksbringer. Sie zahlen sehr viel Geld dafür und es ist schwierig, diesen Menschen klar zu machen, dass Tigerteile keine heilende Wirkung haben.

Auch die Beutetiere der Tiger werden bis heute stark bejagt. Die Tiger finden immer weniger Nahrung in den leeren Wäldern.

Außerdem werden bis heute Wälder gerodet, um für die wachsende Bevölkerung Holz zu gewinnen und Plantagen, Felder, Siedlungen und Straßen anzulegen. Wo Menschen immer mehr in Tigerreviere vordringen, kann es zu gefährlichen Begegnungen kommen. Nutztiere wie Rinder werden gerissen oder sogar Menschen verletzt. Oft werden dann auch Tiger aus Rache, Traurigkeit oder Angst getötet. Der Platz für Tiger und ihre Beutetiere wird auf diese Weise immer kleiner und kleiner. Heute ist bereits fast der gesamte einstige Lebensraum des Tigers verschwunden.

Was der WWF für Tiger tut

In den letzten 50 Jahren hat der WWF mit seiner Arbeit mitgeholfen, dass der Tiger nicht schon längst ausgestorben ist. Heute hilft der WWF mit seiner Arbeit in ganz vielen Projekten, dass der Tiger überlebt und es endlich wieder mehr Tiger gibt statt immer weniger.

Der Einsatz von Kamerafallen zum Beispiel zum Beobachten der Tiger ist ganz wichtig, um mehr über ihren Bestand und ihre Lebensweise zu erfahren. Dabei lösen die Tiger durch das Vorbeilaufen an der Kamera einen Kontakt aus und das Gerät macht automatisch ein Foto. Da jeder Tiger ein einzigartiges Streifenmuster hat, lassen sich alle Tiere unterscheiden und erkennen. Und so sehen die Aufnahmen aus:

Was wir noch tun

Aber der WWF tut noch viel mehr für Tiger. So setzt er sich zum Beispiel dafür ein:

  1. bestehende Schutzgebiete besser zu überwachen und über Regenwald-Korridore zu verbinden, damit Tiger und andere Arten von einem Wald in den nächsten wandern können,
  2. dass bestehender Wald nicht gerodet wird sondern als Lebensraum erhalten bleibt,
  3. Wälder naturnah zu bewirtschaften, damit Tiger sich darin wohlfühlen,
  4. neue Schutzgebiete einzurichten,
  5. den Menschen vor Ort, die mit Tigern leben, zu helfen, dass sie Einkommen für ihre Familien haben. Zum Beispiel mit Tourismus oder indem sie selbst angebautes Obst und Gemüse auf den Märkten verkaufen können,
  6. die Menschen in Tigergebieten, besonders Kinder, über das Verhalten der Tiger aufzuklären, damit sie ihnen sicher aus dem Weg gehen können,
  7. Menschen mit Geld zu helfen, wenn ein Rind oder eine Ziege von einem Tiger gerissen wird, damit die Familie sich wieder ein neues Nutztier kaufen kann. Der WWF hilft den Dorfbewohnern auch, Stallungen für Ziegen oder Rinder zu bauen, damit die Tiere vor allem nachts vor Tiger und Leoparden sicher sind.
  8. Tiger regelmäßig zu zählen, mit Kameras oder über ihre Spuren,
  9. Wildhüter auszubilden und mit passender Kleidung und Arbeitsgeräten auszustatten, damit sie auf die Tiger im Wald aufpassen und sie beschützen,
  10. Zöllner fortzubilden, damit sie bei der Kontrolle an der Landesgrenze illegal geschmuggelte Körperteile von Tigern erkennen können – und die Schmuggler festnehmen.

Tiger zählen

Kamerafalle zeigt Sumatra-Tiger in Indonesien
Kamerafalle zeigt Sumatra-Tiger in Indonesien © WWF Indonesien

Tiger streifen durch riesige, meist schwer zugängliche Gebiete, wo es kaum Wege gibt. Außerdem sieht man die Tiger nicht, weil sie sich meist gut verstecken. Deshalb muss man ihre Spuren suchen.

Die Tigerspuren muss man genau vergleichen, um kein Tier doppelt zu zählen. Dabei helfen Fotos und Videos aus Kamerafallen. Jeder Tiger hat sein ganz eigenes Streifenmuster im Fell – so einzigartig wie dein Fingerabdruck. Tapst also ein Tiger – wie hier auf der Insel Sumatra – in eine Kamerafalle, erkennen die WWF-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler an den Streifen um welchen Tiger es sich handelt. Sie können dann sagen, ob es ein neu zugewandertes Tier ist, oder ob es sich um einen bereits bekannten Tiger aus der Region handelt. Auch ob ein Tiger Jungtiere hat, kann man oft auf den Kamerfallenbildern sehen.

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Anders als in den Tropen können die Tigersucher in der kalten Amur-Region besonders gut im Schnee Tigerspuren entdecken, jedenfalls im Winter.

So funktioniert eine Kamerafalle

Team installiert Tiger Kamerafalle in Jambi Indonesien
Team installiert Tiger Kamerafalle in Jambi Indonesien © Sunarto / WWF Indonesien

So eine Fotofalle besteht meist aus zwei Kameras, die gegenüber voneinander an Bäumen oder anderen stabilen Gegenständen befestigt werden. Sie nehmen den Tiger von zwei Seiten auf, wenn er die Kameras durch seine Bewegung auslöst. Wir nehmen den Fotochip heraus, schieben ihn in unseren Computer und dann sehen wir – ja, es war tatsächlich ein Tiger da! Und auch ganz viele andere Tiere, die vor die Kamera gelaufen sind. Oft kann man die lustigsten Bilder sehen.

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