Das Jahr 2024 droht für den Amazonas und für Brasilien erneut ein schreckliches Jahr zu werden: Die Brände, die schon in den ersten Monaten des Jahres alle wichtigen Biome* heimsuchten, weiten sich weiter aus. Immer wieder brechen neue Feuer aus und geraten außer Kontrolle.
Von Januar bis August 2024 loderten im brasilianischen Teil des Amazonas laut dem Queimadas Program des National Institute for Space Research (INPE) insgesamt 63.189 Feuer. Das ist die höchste Zahl seit zwei Jahrzehnten und eine Verdopplung zum Vorjahr (2023: 31.488). Allein im August 2024 waren es 38.266 Feuer in Brasilien.
Hinzu kommt, dass die Feuer eine Rauchwolke über weiten Teilen des Bioms erzeugt haben, die sich im Laufe des Monats August über Tausende von Kilometern in andere Teile des Landes ausbreitete und mindestens elf Bundesstaaten erreichte. Die so genannten „fliegenden Flüsse“ tragen den Rauch weit ins Land. Normalerweise transportieren sie die lebenswichtige Feuchtigkeit aus dem Amazonas-Regenwald in andere Regionen des Kontinents. Nun erzeugen sie riesige Rauchströme, die auch für die Bevölkerung gesundheitsschädlich sind.
„Die Region, in der sich der Rauch, den wir im August festgestellt haben, konzentriert, fällt mit dem so genannten Bogen der Entwaldung zusammen, der das nördliche Rondônia, den südlichen Amazonas und den südwestlichen Pará umfasst. Dies deutet darauf hin, dass neben dem Klimawandel und El Niño die vom Menschen verursachten Veränderungen in der Landnutzung eine zentrale Rolle bei der Zunahme der Brände spielen“, erläutert Helga Correa vom WWF Brasilen.
Die Situation könnte sich noch verschärfen, befürchtet der WWF. Aktuell herrscht die Trockenzeit. Erst im Januar setzt die Regenzeit wieder ein.
Im Pantanal wurden zwischen dem 1. und 27. August 2024 laut Daten des Queimadas-Programms des INPE 3.845 Feuerausbrüche registriert. Diese Zahl entspricht einem Anstieg von 3.707 Prozent im Vergleich zu den 101 Feuerausbrüchen, die im selben Zeitraum im Jahr 2023 verzeichnet wurden. Bis zu 1,8 Millionen Hektar Fläche sind verbrannt. Betroffen sind auch Gebiete Indigener Gemeinschaften.
Im Cerrado wurden zwischen dem 1. und 27. August 15.190 Brandausbrüche registriert. Diese Zahl entspricht einem Anstieg von 127 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023, in dem 6.687 Brandausbrüche verzeichnet wurden, so INPE. „Die Situation im Cerrado ist besorgniserregend. Daten zeigen, dass der Cerrado seit 1985 bereits 380.000 Quadratkilometer seiner natürlichen Vegetation verloren hat, eine Fläche größer als Deutschland“, so Konstatin Ochs, Projektmanager für Lateinamerika beim WWF Deutschland.
*Biom: Ein regionales Ökosystem mit einer bestimmten Kombination an Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen und unbelebten Umweltmerkmalen, die oft bestimmte Klima- und Bodenverhältnisse widerspiegeln.