Auf der ganzen Welt gibt es über 10.000 Vogelarten. Der Großteil von ihnen gehört zu den Zugvögeln. Sie wechseln zweimal im Jahr ihre Heimat. Zugvögel auf der Nordhalbkugel ziehen im Herbst oder Winter in den wärmeren Süden. Im Frühjahr kehren sie in ihre Brutgebiete zurück. Auf der Südhalbkugel ziehen die Zugvögel in die umgekehrte Richtung. Die Zugrouten sind so verschieden wie die Vögel selbst. Einige Routen sind nur ein paar hundert Kilometer kurz, andere führen über ganze Gebirge, Kontinente und Ozeane.
Milliarden Vögel weltweit wandern jedes Jahr zu ganz bestimmten Zeiten an weit entfernte Orte. Das ist enorm anstrengend. Warum tun Zugvögel das und wie schaffen sie es überhaupt?
Zugvögel: Wer fliegt da über uns hinweg?
Überflieger
Welche Zugvögel gibt es überhaupt? Wir stellen dir ein paar der tollen Überflieger vor. Einige von ihnen hast du bestimmt schon mal gesehen.
Schon gewusst?
Manche Zugvögel kommen selbst auf langen Strecken ohne Schlaf aus. Andere schlafen nur sehr kurz: von wenigen Sekunden bis 45 Minuten. Das haben Forschende der Max-Planckgesellschatf herausgefunden.
Nur auf der Durchreise
Manche Zugvögel nutzen Deutschland nur als kurzen Rastplatz, um sozusagen wieder aufzutanken. Sie brüten weiter nördlich – in Skandinavien, Russland oder gar Grönland und Spitzbergen. Beispiele sind die Pfuhlschnepfen, Bruchwasserläufer und Goldregenpfeifer. Auch einige Kraniche brüten nicht bei uns, sondern fliegen weiter in den Norden Europas und Asiens – beziehungsweise machen auf ihrem Rückweg in den Süden ebenfalls nur zum Rasten bei uns Halt.
Warum ziehen Vögel?
Wenn der Winter naht, bereiten sich viele Vogelarten auf eine lange Reise vor. Bei uns in Deutschland gehören neben Störchen und Kranichen auch viele Singvögel dazu. Der Grund für ihre Reise ist, dass die Vögel in Mitteleuropa im Winter nicht genug Nahrung finden.
Es gibt kaum noch Früchte. Würmer, Insekten oder Schnecken sind gut versteckt. Die Vögel machen sich deshalb auf den Weg in den wärmeren Süden, wo es genug für sie zu fressen gibt. Im Frühjahr kehren sie dann in unsere Region zurück. Hier brüten die Zugvögel und bekommen ihren Nachwuchs.
Wo geht’s lang?
Woher wissen Vögel, wohin sie fliegen müssen? Sie orientieren sich am Tag an der Sonne und in der Nacht an den Sternen. Außerdem haben sie eine Art eingebauten Kompass, der ihnen sagt, wo es langgeht. Zugvögel orientieren sich auch an Merkmalen in der Landschaft: an Flussläufen, Gebirgen oder Küsten.
Sie wissen von klein auf, in welche Richtung und wie lange sie ungefähr fliegen müssen, um in ihr Winterquartier und wieder nach Hause zu kommen. Alte, erfahrene Vögel kennen die besten Rastplätze auf dem Weg. Oft finden sie im Brutgebiet auch jedes Jahr wieder das gleiche Revier.
Schon gewusst?
Weil Zugvögel eine Art Kalender im Kopf haben, machen sie sich jedes Jahr ungefähr zur selben Zeit auf den Rückweg in ihre Heimat. Werden sie auf ihrem Weg von schlechtem Wetter überrascht, legen sie längere Pausen ein und warten auf besseres Wetter.
Fliegen in Formation
Manche Zugvögel reisen alleine, andere in Gruppen. Einige Arten fliegen sogar in einer bestimmten Gruppierung. Gänse- und Kranichgruppen sehen im Flug oft von unten aus wie ein großes „V“. Diese Formation ist sehr praktisch. Der vordere Vogel ist der Leitvogel. Durch seine Flügelschläge gibt er dem dahinter fliegenden Vogel Aufwind. So kommt der hintere Vogel leichter vorwärts. An der Spitze des „V“s zu fliegen ist besonders anstrengend. Deswegen wird dieser Platz oft getauscht.
Energie tanken
Auf ihren Reisen brauchen Zugvögel viel Kraft. Oft fliegen sie weite Strecken. Manche Vogelarten können sogar mehrere Tage und Nächte durchfliegen, ohne zwischendurch zu landen.
Aber irgendwann brauchen alle Zugvögel eine Pause. Dafür eignen sich am besten Gebiete, wo es für sie viel zu fressen gibt und sie ungestört pausieren können. An so einem Rastplatz kommen dann schon mal sehr viele Zugvögel zusammen.
Werde Zugvogelentdecker!
Beobachte gemeinsam mit deiner Familie Zugvögel. Wie, wann und wo das am besten gelingt, erfährst du auf unserer Seite Gemeinsam Zugvögel beobachten.
Zugvögel in Not
Nicht nur in ihren Brutgebieten, auch in ihren Winterquartieren und auf den Hin- und Rückreisen sind sie vielen Gefahren ausgesetzt.
Zusammenstöße
Jahr für Jahr sterben weltweit viele Millionen Zugvögel durch den Zusammenstoß mit Stromleitungen, hohen Gebäuden und Fahrzeugen.
Müllkippen
Viele Störche ziehen nicht mehr bis nach Afrika, sondern verbringen den Winter auf Müllhalden in Spanien. Dort gibt es viel zu fressen. Aber die Störche und andere Vögel können schnell erkranken und sterben, wenn sie etwas Falsches fressen oder sich mit Keimen anstecken.
Intensive Landwirtschaft
Auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen finden immer weniger Vögel Nahrung. Durch den Einsatz von Pestiziden und zu viel Düngemitteln mangelt es an Insekten und Wildkräutern. Und oft fehlen Grünstreifen, Hecken oder Bäume als Unterschlupf.
Wilderei und Jagd
Viele Vögel kommen nie in ihren Winterquartieren oder Brutgebieten an, weil sie unterwegs erschossen oder gefangen werden. An vielen Orten werden gezielt Vögel auf ihrer Zugroute gejagt – meist um sie zu essen. Oft werden Gesetze ignoriert und illegal auch seltene Arten gewildert.
Klimakrise
Durch die Erderhitzung schmilzt Eis an den Polen und der Meeresspiegel steigt an. In Zukunft könnten deshalb viele Wattflächen, Salzwiesen und sogar Teile ganzer Inseln dauerhaft überflutet werden. Anderswo trocknen durch extrem heiße Perioden Feuchtgebiete und Gewässer aus, die für Vögel wichtige Lebensräume, Rast- und Brutgebiete sind.
Der WWF im Einsatz für die Zugvögel
Für rund 10 Millionen Wat- und Wasservögel wird das Wattenmeer zweimal im Jahr zum lebensnotwendigen Rastplatz. Auf ihrer Reise zwischen den Brutgebieten im Norden und den Winterquartieren im Süden machen Nonnen- und Ringelgänse, Alpenstrandläufer, Knutts, Austernfischer, Sanderlinge und viele andere Arten im Wattenmeer eine Pause. Hier können sie sich satt fressen und Energie für die weitere Reise tanken. Die ungestörte Rast im Wattenmeer ist für viele Zugvögel überlebenswichtig.
Unser Plan
Das Wattenmeer als Rast- und Nahrungsgebiet für die Vögel erhalten – dieses Ziel verfolgen wir seit vielen Jahrzehnten. Schon früh haben wir uns dafür eingesetzt, dass die deutschen Wattenmeergebiete in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg zu Nationalparks erklärt werden. Das geschah vor rund 35 Jahren. Seither wurden die Nationalparks vergrößert, Schutzmaßnahmen für Tiere und Pflanzen verbessert und der Natur immer mehr Freiraum gegeben.
Ein Paradies für Vögel
In ganz Europa leben nirgendwo so viele Watt- und Wasservögel wie im Wattenmeer. Für viele Vögel ist das Wattenmeer ein wahres Schlaraffenland. Im Watt wimmelt es nur so vor Leckerbissen. Bei Ebbe gibt es Würmer, Schnecken, Muscheln und Krebse zu finden. Wo auch bei Ebbe Wasser im Wattenmeer bleibt, können Vogelarten wie Kormorane und Eiderenten nach Fischen, Muscheln und Krebsen tauchen. Bei Hochwasser ruhen sich viele Vögel auf den Sandbänken, Salzwiesen und Inseln aus und warten dort auf die nächste Ebbe. Die Salzwiesen im Wattenmeer bilden den Übergang zwischen Land und Meer. Im Frühjahr brüten dort viele Vögel. Auch am Strand oder in den Dünen legen einige Vögel ihre Nester an.
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