Fisteln sind unnatürliche Verbindungen zwischen inneren Organen oder zwischen inneren Organen und der Oberfläche des Körpers. In den Industrieländern kommen Fisteln dank moderner Geburtshilfe seit Beginn des 20. Jahrhunderts kaum noch vor. Schätzungen des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA zufolge sind weltweit allerdings noch zwei Millionen Frauen davon betroffen – besonders viele davon in Afrika.
Seit fast zehn Jahren bringt Dr. Yoursen Bosolo mit dem Ambulanzboot Hilfe zu den Menschen im Kongo, die sie am dringendsten brauchen. Mit seiner schwimmenden Praxis erreicht er auch besonders abgeschiedene Ecken im Kongobecken. Und Dr. Bosolo bildet sich regelmäßig fort: Anfang 2019 lernte er beim Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege, wie man Fistel-Operationen durchführt – seither hat Dr. Bosolo mehr als 20 Frauen operiert und sie so aus ihrer unfreiwilligen Isolation befreit.
Verletzte Frauen werden verstoßen

In vielen ländlichen Regionen Afrikas sind Frauen bei der Geburt auf sich allein gestellt. Es gibt kaum Einrichtungen zur Geburtshilfe oder ausgebildetes medizinisches Personal, das einen Kaiserschnitt durchführen könnte. Hat die Frau Probleme bei der Geburt, etwa wenn die Wehen nicht eintreten, überlebt das Kind in vielen Fällen nicht. Bei schwierigen Geburten erleiden die Frauen Verletzungen, die nicht heilen – schwere Infektionen sowie Fisteln können entstehen. Häufig leiden die Frauen als Folge unter unkontrolliertem Urinverlust.
In einem solchen Fall beginnt für die Frauen der wahre Schrecken: Nicht selten werden sie aufgrund ihrer „Unsauberkeit“ vom Ehemann verstoßen, auch Familienangehörige oder ganze Dorfgemeinschaften kehren den betroffenen Frauen den Rücken. Die Frauen leben auf sich allein gestellt und völlig isoliert in großer Armut und Scham. Viele Frauen entwickeln daraufhin Depressionen und Angstzustände, manchmal sehen sie nur in der Selbsttötung einen Ausweg.
Dr. Bosolo sucht aktiv betroffene Frauen
Diesen Frauen hilft Dr. Yoursen Bosolo seit inzwischen etwa neun Monaten, mehr als 20 Frauen hat er bereits erfolgreich operiert. Gelernt hat er die Technik von Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege im Osten des Kongos. Dort kommen starke Verletzungen des Unterleibs, bei denen Fisteln entstehen können, vor allem aufgrund von Vergewaltigungen vor. Diese sind Teil einer grausamen Kriegsstrategie und werden bis heute von allen Kriegsparteien, einschließlich der kongolesischen Armee, begangen.
Dr. Bosolo legt die Aufmerksamkeit bei seiner Arbeit immer auf die Ärmsten der Armen. Er hält bei Touren des Ambulanzbootes Ausschau nach Frauen, die seine Hilfe benötigen und lädt sie ins Krankenhaus nach Bolenge ein, wo er die Frauen kostenlos operiert. „Die Frauen werden in ihren Dörfern oft als Hexen stigmatisiert“, erzählt Dr. Bosolo. Durch die Operation würden sie aus ihrem „Gefängnis“ der Isolation befreit. „Mein Traum ist es, dass diese Arbeit unbedingt weiter geht“, hofft Dr. Bosolo.
Spenden machen die Arbeit erst möglich
Dank der Arbeit von Dr. Bosolo und den regelmäßigen Touren des Ambulanzbootes kann vielen Frauen geholfen werden. Das Krankenhaus und die Arbeit des Arztes ist spendenfinanziert: „Die Unterstützung des WWF und anderer Organisationen ist sehr wichtig“, erzählt Dr. Bosolo. „Wir können das derzeit nicht selbst finanzieren. Um die Arbeit aufrecht erhalten zu können, brauchen wir weiterhin die Unterstützung des WWF und anderer Organisationen.“
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Allgemeine Spende
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Kongobecken
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Das schwimmende Krankenhaus
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Interview: Lernen von den Besten