Raben? Das sind große schwarze Vögel. Stimmt! Aber zur Familie der Rabenvögel gehören nicht nur die schwarzen Kolkraben und Rabenkrähen, sondern auch einige Arten, die ganz anders aussehen. Wir stellen sie dir vor.

Vorhang auf für die Rabenvögel in Deutschland

Im Spätherbst und Winter kannst du sie spätnachmittags besonders gut beobachten: Krähen und andere Rabenvögel, die in großen Gruppen zu ihrem gemeinsamen Schlafplatz ziehen, wenn es dunkel wird. Das sind meist mehrere hohe Bäume am Fluss, auf dem Feld oder sogar mitten in der Stadt.

WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Der Eichelhäher wird auch „Polizei des Waldes” genannt. Denn mit seinem lauten Krächzen warnt er andere Tiere vor Gefahren.

So leben Rabenvögel

Kein Problem mit Schnee und Kälte: Die bei uns heimischen Rabenvögel bleiben auch im Winter in ihrer Heimat. Dann leben sogar mehr Rabenvögel in Deutschland als in der wärmeren Jahreszeit, weil vor allem große Schwärme Saatkrähen aus ihren Brutgebieten in Russland zu uns kommen, um hier zu überwintern. Denn in ihrer Heimat gibt es im Winter zu wenig Nahrung.

Überall zu Hause

Rabenvögel im Baum
Rabenvögel im Baum © GettyImages

Während sich Kolkraben in großen Wäldern, an Steilküsten und im Gebirge wohlfühlen, sind Saatkrähen vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen zu finden. Nebel- und Rabenkrähen, Dohlen, Elstern und Eichelhäher leben in lichten Nadel- oder Laubwäldern, auf Wiesen und Weiden, aber auch in Städten in der Nähe von Menschen. Dort brüten sie in Parks, Gärten, alten Gebäuden oder auf Friedhöfen.

Gesellige Vögel

Saatkrähen, Nebelkrähen, Rabenkrähen und Dohlen leben ganzjährig in Schwärmen zusammen. Elstern und Eichelhäher bilden nur in den Wintermonaten lockere Gruppen. Kolkraben sind lieber zu zweit unterwegs. Innerhalb der Gruppen bauen Männchen und Weibchen gemeinsam ein Nest für ihre Eier.

Rabenvogelpaare

Rabenvogelpaare bleiben meist ein Leben lang zusammen und kümmern sich liebevoll umeinander. Sie putzen sich gegenseitig das Gefieder und bringen ihrem Partner etwas zu fressen, wenn er krank ist. Wenn die kleinen Vögel geschlüpft sind, kümmern sich die Eltern fürsorglich um sie.

Was ist eigentlich ein Omnivore?

Ein Allesfresser! Genau das bedeutet das lateinische Wort „Omnivore“ übersetzt. Es bezeichnet Lebewesen, die sich sowohl von Fleisch als auch von Pflanzen ernähren. Neben Rabenvögeln sind zum Beispiel auch Schweine, Bären, Ratten und Füchse Omnivoren.

Bunter Speiseplan

Turmvogel frisst Früchte am Baum
Turmvogel © GettyImages

Rabenvögel fressen fast alles in der Natur: Früchte, Nüsse, Samen und kleinere Tiere wie Frösche, Insekten, Mäuse, Raupen, Schnecken, Spinnen und Würmer, aber auch Aas. Eichel- und Tannenhäher sind auf Baumfrüchte wie Eicheln, Bucheckern und Nüsse von Zedern spezialisiert. Einige Arten plündern auch Nester anderer Vögel. Viele Rabenvögel suchen auf Straßen und in Mülltonnen nach Essensresten.

Bauplan der Natur

Beispiel: Elster

  • Bis zu 60 Zentimeter Flügelspannweite
  • Bis zu 250 Gramm schwer
Elster
Elster © Ola Jennersten / WWF Schweden

Die Elster hat sehr gute Augen. Sie besitzt ein zusätzliches Augenlid, die Nickhaut. Sie ist durchsichtig und schützt die Augen der Elster im Flug. Sie kann aber auch wie ein kleiner Scheibenwischer Schmutz aus dem Auge wischen. Mit dem kräftigen Schnabel kann die Elster Eicheln knacken und kleine Tiere töten. Sie hat auch sehr gute Ohren unter den Federn.

Elstern haben wie alle Vögel sehr starke Brustmuskeln, damit sie ihre Flügel häufig und schnell bewegen können. An der Spitze der Zehen befinden sich scharfe Krallen. Drei Zehen eines Fußes zeigen nach vorne, eine nach hinten: perfekt, um auf Zweigen zu landen oder auf ihnen zu balancieren.

Die Flügel sind leicht gewölbt. So strömt die Luft oberhalb der Flügel schneller als unterhalb der Flügel. Dadurch erhält die Elster Auftrieb und kann in der Luft bleiben. Der gestufte Schwanz ist genauso lang wie der übrige Körper der Elster. Mit ihm steuert die Elster ihren Flug. Die schwarzen Federn der Elster schimmern je nach Lichteinfall blau, violett oder sogar grün.

Schon gewusst?

Ihr Gehör ist für Elstern wichtig, da sie sich über ihre Stimme mit Artgenossen austauschen. Das typische „Schäckern“ ist zu hören, wenn eine Elster ihre Artgenossen vor einer Gefahr warnt oder ihr Revier verteidigt.

Rabenvögel in Not?

Unglücksvögel

Bis vor einigen Jahrzehnten galten Rabenvögel in vielen Kulturen als Unglücksbringer. Die Menschen glaubten, sie brächten Krankheit oder Tod. Ihren schlechten Ruf hatten sie vor allem wegen ihres schwarzen Gefieders. Heute ist bekannt, dass die düsteren Geschichten nichts mit dem wahren Wesen der Vögel zu tun haben.

Rabenvögel als Nesträuber?

Noch bis vor etwa 40 Jahren glaubte man, Rabenvögel seien für das Aussterben anderer Singvogelarten verantwortlich. Das stimmt aber nicht. Zwar fressen Elstern auch mal Vogeleier und Jungvögel, doch die Zahl der verspeisten Eier und Tiere ist zu gering, als dass sie den Rückgang einer Art bewirken könnte.

Jagd und Wilderei

Wegen ihres schlechten Rufes wurden Rabenvögel lange Zeit stark bejagt, einige Arten bis an den Rand der Ausrottung. So gab es 1940 kaum noch Kolkraben in Deutschland. Doch später wurden alle Rabenvogelarten unter Schutz gestellt und Kolkraben wieder ausgewildert. Heute sind Kolkraben in vielen Bundesländern heimisch.

Rabenvögel sind wichtig!

Kolkraben
Kolkraben © GettyImages

Rabenvögel sind neugierig und außergewöhnlich intelligent. Sie nehmen zudem in ihrem Lebensraum eine wichtige Rolle ein.

Elstern bauen mehr Nester, als sie zum Brüten benötigen. Die leerstehenden werden oft von anderen Vogelarten als Brutstation genutzt, die keine eigenen Nester bauen.

Rabenvögel fressen Aas und beseitigen auf diesem Weg tote Tiere. Sie fressen auch Tiere, die an einer Krankheit gestorben sind. Sie selbst werden dabei aber nicht krank. Ihre Magensäure tötet die Krankheitserreger ab. Dadurch verhindern sie, dass sich Krankheiten ausbreiten.

Rabenvögel fressen Insekten, Raupen und Mäuse und tragen somit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung in der Land- und Forstwirtschaft bei.

Tannenhäher und Eichelhäher tragen dazu bei, dass neue Wälder wachsen. Im Herbst verstecken sie Früchte und Nüsse als Nahrung für den Winter. Sie finden aber nicht alle wieder. Daraus sprießen im Frühling junge Bäume.

Ganz schön schlau!

Eichelhäher
Eichelhäher © GettyImages

Rabenvögel gehören zu den intelligentesten Tieren der Welt. Hier sind vier Beispiele:

1. Rabenvögel lernen durch Beobachtung

Manchmal legen Rabenvögel Nüsse auf die Straße oder auf eine Bahnschiene und warten darauf, dass ein Auto oder ein Zug über die Nuss fährt und die Schale dadurch aufbricht. Sie werfen auch Nüsse aus der Luft oder von Hausdächern herunter, damit die Schalen beim Aufprall am Boden aufbrechen und sie an die Nüsse kommen.

2. Rabenvögel nutzen Werkzeuge

Um an Nahrung zu gelangen, setzen Rabenvögel Stöcke und andere Dinge als Werkzeuge ein. Sie können zum Beispiel mit einem kleinen Zweig ein Insekt oder eine Frucht aus einer Baumspalte angeln. Einige Rabenvögel können Hilfsmittel sogar aus einzelnen Teilen zusammensetzen.

3. Rabenvögel denken vorausschauend

Rabenvögel beobachten ihre Artgenossen und lernen daraus zu verstehen, warum diese Dinge tun und was sie vorhaben. Rabenvögel wissen zum Beispiel, dass Artgenossen ihre Nahrungsverstecke plündern könnten und legen Scheinverstecke an, die von ihren echten Verstecken ablenken sollen.

4. Rabenvögel haben ein ausgeprägtes Gedächtnis

Jeden Herbst legen sie zahlreiche Nahrungsverstecke an und finden einen Großteil davon wieder. Nur wenige Verstecke bleiben unentdeckt. Außerdem können sich Rabenvögel Gesichter merken. Noch Jahre nachdem sie beispielsweise von einem Menschen gefangen wurden, erkennen sie ihn wieder und warnen ihre Artgenossen durch laute Rufe, wenn sie ihn wiedersehen.

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