Zum Glück kamen ihm Wildhüter und Polizei nach einem Hinweis aus der Bevölkerung gerade noch rechtzeitig auf die Schliche. Denn schon früher hatte der Mann über Instagram und WhatsApp Orang-Utans verkauft. Jetzt wurde er endlich festgenommen und die kleinen Orang-Utans gerettet.
Es muss ein trauriger Anblick gewesen sein, der sich den Wildhütern und Polizisten auf der Insel Borneo im August 2017 bot: Zwei kleine Orang-Utans, das Weibchen erst zehn, das Männchen zwölf Monate alt, hocken eingesperrt und verängstigt in engen Käfigen in einer Wohnung in Pontianak, der Hauptstadt der Provinz Westkalimantan. Ein 19-Jähriger wollte sie für umgerechnet je knapp 220 Euro zum Kauf anbieten.
Kein Haustier, sondern „Waldmensch“
„Waldmensch“, das bedeutet Orang-Utan auf malaiisch. Und diese Bezeichnung ist ziemlich treffend. Denn kaum ein Tier ist uns so ähnlich wie die klugen Menschenaffen mit dem orange-farbenen Zottelfell. Zu 97 Prozent stimmt ihre DNA mit unserer überein! In einigen Dingen sind sie uns sogar weit überlegen: Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis und können sich bis zu 5000 Bäume als Nahrungsquelle merken. Orang-Utans unternehmen gern lange Streifzüge in den Baumkronen der Wälder und ernähren sich vor allem von Früchten und Pflanzen. So leisten sie gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des Regenwaldes, indem sie durch ihren Kot Samen verbreiten. Die Orang-Utans brauchen den Wald und der Wald braucht die Orang-Utans.
Kaum Lebensraum für den Orang-Utan
Doch die Orang-Utans sind bedroht. Der Lebensraum der Menschenaffen, die ausschließlich auf den Inseln Sumatra und Borneo vorkommen, wird immer enger. In den letzten 30 Jahren fielen mehr als die Hälfte des Orang-Utan-Waldes auf Borneo der Säge oder dem Feuer zum Opfer. Regenwald wird beispielsweise durch Palmöl- und Akazienplantagen ersetzt, so dass sie nicht mehr genug Nahrung und keine geeigneten Bäume für ihre Nester finden. Vor 100 Jahren gab es auf beiden Inseln vermutlich noch 230.000 Orang-Utans. Inzwischen soll es laut Schätzungen der Internationalen Naturschutzbehörde IUCN auf Borneo nur noch 104.700 Individuen geben. Wahrscheinlich sind es aber noch weniger. Schätzungen des WWF Indonesien von 2016 gehen von nur noch 54.000 Orang-Utans auf Borneo aus. Eine dramatische Entwicklung, die zum Aussterben der Orang-Utans führen wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen.
Orang-Utans nähern sich immer wieder Dörfern und fressen dort Früchte von den Feldern, weil sie in den verbliebenen zerstückelten und isolierten Regenwäldern nicht mehr genug Nahrung finden. Dies führt einerseits zu Konflikten mit den Dorfbewohnern, andererseits haben Wilderer so leichtes Spiel. Erwachsene Orang-Utans werden getötet, ihr Fleisch gegessen oder weiterverkauft. Junge Orang-Utans hingegen sind eine begehrte Ware auf dem illegalen Weltmarkt für Wildtiere.
Es ist noch nicht zu spät
In den meisten Nationalparks und Schutzgebieten auf Borneo sind die Orang-Utans relativ sicher. Doch 80 Prozent der Orang-Utans leben außerhalb der Schutzgebiete. Auch im südlich von Pontianak gelegenen Distrikt Kubu Raya im Westen Borneos wird es für die Orang-Utans immer enger. Monokulturen und Nutzwälder drohen den Regenwald zu ersetzen, denn die Anzahl der Palmöl- und Forstkonzessionen steigt auch hier. Das bedeutet, dass mehr und mehr Regenwald zur intensiven Bewirtschaftung für Palmöl, Papier und Holz gerodet oder genutzt werden darf. Erste Fälle von Wilderei und illegalem Wildtierhandel wurden bereits gemeldet. Doch es ist noch nicht zu spät! Mit gezielten Maßnahmen können die Orang-Utans von Kubu Raya geschützt werden. Bereits in anderen Gebieten auf Borneo hat der WWF erfolgreich getestet, dass Nutzwald so bewirtschaftet werden kann, dass Orang-Utans dort überleben können.
Der Schutz der Orang-Utans geht alle an
So schnell wie möglich müssen nun Gespräche mit den Inhabern der Forstkonzessionen in Kubu Raya geführt werden, um sie von einer schonenden Bewirtschaftung des Waldes zu überzeugen. Der Schutz der Orang-Utans kann nur gelingen, wenn alle beteiligten Interessengruppen mit einbezogen werden und miteinander sprechen. Dazu gehören Konzessionsbesitzer, Waldarbeiter, Gemeinden, Polizisten, Staatsanwälte und Richter.
Außerdem müssen Wildhüter ausgebildet werden, die regelmäßig auf Patrouille gehen und dafür angemessen bezahlt werden. Dorfbewohner können helfen, Orang-Utan-Nester zu zählen, um den Bestand der Tiere besser einschätzen zu können. Und nicht zuletzt müssen Wilderei und Wildtierhandel konsequent verfolgt und bestraft werden, damit sie nicht länger als Bagatelldelikt gelten. Aber auch Aufklärungsmaßnahmen an Schulen und Kindergärten, die der WWF durchführt, können zum Umdenken anstoßen. Wer ein Tier als Kind lieben lernt, der wird es später auch schützen wollen.
Wenn wir das Überleben der Orang-Utans sichern wollen, müssen wir jetzt handeln!
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