Afrikanische Wildhunde niesen, um demokratisch abzustimmen. Südamerikanische Waldhunde besitzen Schwimmhäute zwischen den Zehen und die bei uns heimischen Marderhunde erinnern eher an Waschbären als an klassische Hunde. So vielfältig sie auch sind – viele Wildhund-Arten sind stark gefährdet. Dingos oder gar Hyänen gehören übrigens nicht dazu.

Der Afrikanische Wildhund oder auch „Hyänenhund“

Meist sind Afrikanische Wildhunde gemeint, wenn von Wildhunden die Rede ist. Sie sind die wohl sozialsten Hunde der Welt, aber auch hocheffektive Jäger – und doch bedroht.

Ihr wissenschaftlicher Name Lycaon pictus heißt soviel wie „angemalter Wolf“ und beschreibt die weißen, gelben und rotbraunen Flecken auf dem schwarzen Grund ihres Fells. Jedes einzelne Tier hat seine ganz individuelle Zeichnung. Die bunten Wildhunde leben in der afrikanischen Savanne, in dichterem Buschland, teils auch in Hochlandwäldern oder Halbwüsten. Sie kommen südlich der Sahara in Ländern wie Tansania, Botswana und Simbabwe vor.

Extrem sozial

Es gibt Würfe mit bis zu 21 Jungtieren. Allerdings überleben nur wenige
Es gibt Würfe mit bis zu 21 Jungtieren. Allerdings überleben nur wenige © imago images / Mint Images

Afrikanische Wildhunde leben in Rudeln mit einer einzigartigen Sozialstruktur. Es gibt selten Aggressionen, kaum Kämpfe um die Rangordnung, dafür einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn.

Welpen, das säugende Weibchen sowie verletzte oder kranke Hunde werden vom gesamten Rudel versorgt und mit wieder hoch gewürgtem Fleisch gefüttert. Praktisch nur das Alpha-Paar kann Nachwuchs bekommen, um welchen sich dann das gesamte Rudel kümmert.

Je größer ein Rudel, umso besser. Bis zu 30 Tiere kann es zählen.

Können die Wildhunde bellen?

Afrikanische Wildhunde können bis zu drei Kilometer weit hören © Michael Poliza, WWF
Afrikanische Wildhunde können bis zu drei Kilometer weit hören © Michael Poliza, WWF

Ein aufgeregt schnatterndes Zirpen, ein glockenartiger Kontaktruf ähnlich dem einer Eule: Die meisten Laute Afrikanischer Wildhunde erinnern eher an Vogelgeräusche. Sie können auf ihre Art auch bellen, knurren und winseln, sind insgesamt aber eher stille Tiere.

Die Wildhunde werden etwa 90–140 Zentimeter lang und 18 bis 35 Kilogramm schwer, haben riesige Ohren, auffällig lange Beine und einen langen, buschigen Schwanz.

Demokratischer Niesanfall

Erst vor ein paar Jahren haben Forscher:innen in Botswana herausgefunden, dass die bedrohten Wildhunde in ihrem Rudel demokratische Entscheidungen treffen – und dass sie niesen, um abzustimmen, ob sie jagen gehen.

Genaugenommen ist es ein stoßartiges Ausatmen durch die Nase, das sich für uns wie ein Niesen oder Schnauben anhört und die Zustimmung zur Jagd gibt. Niesen ausreichend Hunde, geht es los. Möchte eins der dominanten Tiere auf die Jagd, benötigt es allerdings weniger Zustimmungs-Nieser als ein untergeordnetes Tier.

Effiziente, ausdauernde Jäger

Gefährliche Räuber mit gefährlichem Gebiss © Martin Harvey, WWF
Gefährliche Räuber mit gefährlichem Gebiss © Martin Harvey, WWF

Haben Afrikanische Wildhunde eine Antilope, ein Gnu oder auch ein Warzenschwein als Beute ins Auge gefasst, gibt es kaum ein Entkommen. Mit einer Erfolgsquote von 70 Prozent oder mehr sind sie die effizientesten Jäger unter den großen Raubtieren unserer Erde.

Sie jagen im Rudel mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h und einer enormen Ausdauer. Ihr spezielles Gebiss lässt sie den Fang in Minutenschnelle zerlegen und fressen, bevor zum Beispiel Löwen oder Hyänen ihnen ihre Beute streitig machen.

Sind Wildhunde Hyänen?

Der Afrikanische Wildhund wurde vor allem früher auch „Hyänenhund“ genannt, weil er einer Hyäne recht ähnlich sieht. Doch seine Ohren sind größer, das Fell bunter. Tüpfelhyänen sind stämmiger und schwerer mit ihrem typischen abfallenden Rücken. Vor allem aber sind Hyänen keine Hunde, sondern sind näher mit Katzen verwandt.

Kaum erforscht und stark bedroht

Afrikanische Wildhunde gehören zu den stark gefährdeten Arten und könnten aussterben, bevor man überhaupt mehr über sie weiß. Denn sie sind noch relativ wenig erforscht. Genaue Bestandszahlen gibt es daher auch nicht. Eine ganz aktuelle Untersuchung geht aber davon aus, dass es nur noch weniger als 700 Rudel gibt. Sie kommen nur noch in acht Prozent ihrer ursprünglichen historischen Verbreitung vor.

Ihr Lebensraum ist durch Farmland, Siedlungen und Straßen zerstückelt. Sie finden weniger Beute, werden von Farmer:innen gejagt, landen immer wieder auch in Schlingfallen, die gar nicht für sie gedacht waren und sterben an Krankheiten wie Tollwut oder Staupe, die vor allem von Haushunden übertragen werden.

Zusätzlich macht ihnen die Klimakrise zu schaffen. Sehr hohe Temperaturen schränken die Jagdmöglichkeiten für die schnellen Läufer ein und wirken sich wohl auch negativ auf den Fortpflanzungserfolg aus. Viele voneinander abgeschnittene Populationen sind zu klein, um überlebensfähig zu sein.

Den wohl größten Bestand gibt es noch im WWF-Projektgebiet und Schutzgebietsnetzwerk KAZA. Alleine dort lebt fast ein Drittel aller Afrikanischen Wildhunde. Ein weiteres Drittel kommt im östlichen Afrika vor und dort besonders im Selous-Nyerere-Komplex im südlichen Tansania.

Asiatischer Wildhund oder Rothund

Asiatischer Wildhund, auch Rothund oder Dhole genannt © WWF Sweden / Ola Jennersten
Asiatischer Wildhund, auch Rothund oder Dhole genannt © WWF Sweden / Ola Jennersten

Im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten leben die Asiatischen Wildhunde am liebsten in Wäldern – von Nadelwäldern über Trockenwälder bis hin zu Regenwäldern, von Indien und Indonesien bis nach China, ursprünglich sogar bis Südsibirien.

Zwar werden die Rothunde nicht ganz so schnell wie die Afrikanischen Wildhunde mit ihren wesentlich längeren Beinen, aber erlegen bei ihren Hetzjagden Tiere, die wesentlich größer sind als sie selbst. Zu ihren Beutetieren gehören Hirsche und Wildrinder wie Gaur und Bantengs, aber genauso kleine Nagetiere und Vögel.

Auch die Asiatischen Wildhunde sind hochsozial. Und sie sind ebenfalls stark gefährdet. Viel zu wenig ist über ihre Bestände bekannt. Die Wissenschaftler:innen der Roten Liste schätzten 2015 ganz grob den Restbestand zwischen 4.500 und 10.500 Tieren.

Klar ist nur, dass ihre Bestände abnehmen. Die Gründe sind vor allem Lebensraumverlust, immer weniger Beutetiere, Rachetötungen, wenn sie sich stattdessen an Nutzvieh herangemacht haben, und Krankheiten, die durch verwilderte Haushunde übertragen werden.

Das macht der WWF zum Schutz der Wildhunde

Wolf, Schakal & Co: Welche Wildhunde-Arten gibt es noch?

Auch wenn das Wort „Wildhund“ im engeren Sinn häufig nur die Afrikanischen und Asiatischen Wildhunde bezeichnet, sind eigentlich alle wilden Hundearten Wildhunde.

Dazu gehören Wölfe, Kojoten, Schakale und alle Füchse. Insgesamt gibt es auf der Welt 36 verschiedene Wildhundearten. Fünf eher unbekannte Arten davon stellen wir Ihnen hier vor, darunter eine bei uns eingewanderte Art, die aussieht wie ein Waschbär.

Marderhund: als Neozoon auch bei uns

Marderhund: Wildhund in Deutschland © Getty Images / iStock / sduben
Marderhund: Wildhund in Deutschland © Getty Images / iStock / sduben

Trotz ihres Namens ähneln Marderhunde durch ihre Gesichtszeichnung eigentlich eher den Waschbären. So heißen sie im Englischen auch Raccoon Dog, Waschbärhund. Aber sie haben nicht den gleichen schwarz-weiß geringelten Schwanz. Marderhunde sind eine der wenigen Hundearten, die auf Bäume klettern können.

Sie besiedelten ursprünglich Ostasien, China und Ostsibirien bis Japan, wo die Hunde Tanuki heißen und heilig sind. Für die Pelzzucht in Pelzfarmen wurden sie nach Westrussland eingeführt und später zu Tausenden in der Ukraine ausgesetzt. Seitdem breiten sie sich bis nach Südeuropa aus.

Auch bei uns sind sie inzwischen heimisch und haben sich gut in unsere Ökosysteme integriert. Die Marderhunde leben sehr versteckt in feuchten Wäldern und Flussauen und mögen als Allesfresser kleine Nagetiere, Vögel, Eier, Frösche, Fische, Schnecken, Insekten und Aas genauso wie Beeren und Früchte.

Als invasive Art steht der Marderhund auf der sogenannten Unionsliste — eine Liste invasiver gebietsfremder Arten in der EU — und unterliegt damit einem strengen Management.

Ein weiterer „Einwanderer“ in Deutschland ist der Goldschakal. Neben diesen beiden nennen noch zwei weitere Wildhunde-Arten Deutschland ihr Zuhause: der Rotfuchs und der Europäische Grauwolf.

Ganz weit oben: Äthiopischer Wolf

Äthiopischer Wolf © Martin Harvey, WWF
Äthiopischer Wolf © Martin Harvey, WWF

Apropos Wolf: Neben dem wohlbekannten Grauwolf gibt es auch noch den vom Aussterben bedrohten Rotwolf in den USA sowie den ebenfalls sehr seltenen Äthiopischen Wolf. 2011 wurde ihr Bestand auf nur noch etwa 400 Tiere geschätzt.

Die bei den streunenden Haushunden umgehende Tollwut ist neben Lebensraumverlusten ein großer Bedrohungsfaktor für die stark gefährdeten Wölfe. Sie kommen nur in kleinen verstreuten Beständen, ausschließlich in den hochgelegenen Grasländern Äthiopiens vor. Dort gehen sie auf die Jagd nach Nagetieren, die sie gerne auch mal ausgraben und dabei Erdhaufen von bis zu einem Meter Höhe hinterlassen.

Mit Riesenohren auf Insektenjagd: Der Löffelhund

Löffelhunde: Große Ohren und extrem viele Zähne © imago images / Nature Picture Library / Will Burrard Lucas
Löffelhunde: Große Ohren und extrem viele Zähne © imago images / Nature Picture Library / Will Burrard Lucas

Der Löffelhund heißt im Englischen Bat-Eared Fox – Fledermausohren-Fuchs – und das beschreibt sein skurriles Aussehen noch etwas besser.

Die Wildhunde leben in den Gras- und Buschländern des südlichen und östlichen Afrikas. Sie werden 50 bis 60 Zentimeter groß, drei bis fünf Kilogramm schwer und ernähren sich hauptsächlich von Termiten und Käfern, was sie von allen anderen Hunden unterscheidet.

Ihre großen Ohren nehmen jedes Geräusch der Insekten wahr und auch das Gebiss der Löffelhunde ist an die Nahrung angepasst: Mit besonders vielen, dafür aber stark verkleinerten Zähnen kann es sich bis zu fünfmal pro Sekunde öffnen und schließen. Mit bis zu 50 Zähnen ist dies die höchste Zahnzahl bei allen landlebenden Säugetieren (von Beuteltieren abgesehen).

Wildhund mit Schwimmhäuten: Der Waldhund

Waldhunde haben Schwimmhäute © imago / alimdi
Waldhunde haben Schwimmhäute © imago / alimdi

Waldhunde erinnern mit ihren kleinen, runden Ohren, ihren kurzen Beinen und dem gedrungenen Körper eher an Marder oder Dachse als an einen Hund.

Sie haben Schwimmhäute zwischen den Zehen, um in sumpfigem Gelände nicht einzusinken. Denn die Wildhunde leben in der Nähe von Gewässern im nördlichen und mittleren Südamerika. Sie ernähren sich von verschiedenen Nagetieren, manchmal auch Gürteltieren, Opossums oder Schlangen. In der Gruppe gejagt erlegen sie sogar Nandus und Tapire.

Auch Waldhunde sind durch den Verlust von Lebensraum und Beutetieren selten geworden.

Der Krabbenfresser: Maikong

Maikong, auch Krabben- oder Savannenfuchs genannt © imago / NaturePictureLibrary / DanielHeuclin
Maikong, auch Krabben- oder Savannenfuchs genannt © imago / NaturePictureLibrary / DanielHeuclin

Der Maikong ist die häufigste Wildhundeart in Südamerika. Er lebt sowohl in Grasländern, als auch in Wäldern und Feuchtgebieten. In letzteren sucht er im Schlamm nach Krabben, daher sein anderer Name Krabbenfuchs.

Er ist aber nicht gerade wählerisch und frisst fast alles, was ihm vor die Nase kommt: kleine Säugetiere, Vögel, Eidechsen, Frösche, Fische, Insekten, Schildkröteneier, Aas, Beeren und Früchte. Der Maikong ist wahrscheinlich sogar ein wichtiger Samenverbreiter für eine Reihe von Wild- und Kulturpflanzen.

Und was ist mit dem Dingo?

Ist der Dingo ein Wildhund? © imago images / Nature Picture Library / Jiri Lochman
Ist der Dingo ein Wildhund? © imago images / Nature Picture Library / Jiri Lochman

Auch wenn sie optisch in die Reihe der Wildhunde passen: Dingos sind keine echten Wildhunde, sondern vor sehr langer Zeit verwilderte Haushunde.

Ihre Vorfahren wurden vermutlich vor 4.000 Jahren von asiatischen Seefahrern nach Australien eingeführt.

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