Cuiabá - Spielort der Fußball-WM 2014
Alles dreht sich um die Sojabohne
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Cuiabá müsste ein Paradies für Umweltschützer sein, könnte man denken. Das Stadion, in dem vier WM-Partien ausgetragen werden, ist benannt nach einem der beeindruckendsten Orte der ganzen Welt, dem Pantanal. Und Cuiabá ist zudem die Hauptstadt der Provinz Mato Grosso - Großer Wald. Tatsächlich ist Ciuabá jedoch nur eines: Die Sojahauptstadt der Welt – ein Synonym für Umweltzerstörung.
Landschaftlich gibt es kaum Orte auf der Welt, die eine größere Artenvielfalt aufweisen können als die Provinz im Südwesten Brasiliens. Hier leben Jaguare und Pumas, Sumpfhirsche, Piranhas, Anacondas und Ameisenbären. Der Amazonas-Regenwald gilt als eine der vielfältigsten Orte der Welt. Er ist Heimat für etwa zehn Prozent aller Tier- und Pflanzenarten unseres gesamten Planeten. Aber vieles ist bereits dem Soja-Boom zum Opfer gefallen. Um genau zu verstehen, was eigentlich passiert ist, muss man die Uhr ein paar Jahre zurückdrehen.
Cerrado, Pantanal und Amazonas
Der Großteil von Mato Grosso war unberührt und menschenleer. Im Süden erstreckte sich die Cerrado-Savanne, im Westen das UNESO-Weltnaturerbe Pantanal und im Norden der Amazonas-Regenwald. In Berlin leben beispielsweise mehr Menschen als in der gesamten Provinz - auf einer Fläche, fast drei Mal so groß wie Deutschland.
Einer der mächtigsten Männer der Region ist der „Soja-König“ Blairo Maggi. Er war von 2003 bis zum Jahr 2010 Gouverneur der Provinz Mato Grosso und gilt als einer der reichsten Männer Brasiliens. Das Forbes-Magazin schätzt sein Vermögen auf fast eine Milliarde US-Dollar.
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Roden und Sengen für Soja
Als Maggi die politische Bühne betrat, versprach er, die Anbauflächen für Soja zu verzehnfachen. Und das schaffte er auch. Dafür wurde überall in der Provinz gerodet und verbrannt. Es entstanden gigantische Monokulturen, und die Provinz Mato Grosso wurde zum Sojamekka. Um die Produktion weiter zu steigern, greifen die Produzenten inzwischen fast ausnahmslos auf genmanipuliertes Saatgut zurück.
Von Mato Grosso aus wird dieses Gen-Soja in die ganze Welt verschifft und in die Futtertröge gekippt. Auch Deutschland benötigt viel Soja, um seinen Fleischkonsum zu decken - für seine Würste, seine Steaks und seine Filets. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Kein Wunder, denn der Fleischkonsum steigt weltweit weiter drastisch an, seit 1970 hat er sich verdreifacht.
Der Preis der Wurst
Für Fleisch braucht man Vieh und für Vieh braucht man Futter. Soja scheint ein nahezu perfektes Futtermittel für Rinder, Schweine, Hühner und selbst Fisch zu sein. Im Durchschnitt isst ein Deutscher pro Jahr etwa 80 Bratwürste. Indirekt dürfte bei so manchem Public Viewing während der WM leider auch ein Stückchen Regenwald aus Mato Grosso auf dem Rost liegen.
Matthias Adler