Tanzende Trompeter
Insgesamt 15 Kranicharten gibt es weltweit. Die einzige in Europa vorkommende Art ist der Graue Kranich. Mit seinen auffälligen Balztänzen und dem weithin hörbaren „Trompetenruf“ ist er ein eindrucksvoller Bewohner der heimischen Feuchtgebiete. Die Brutzeit beginnen die Vögel mit einem eindrucksvollen Balzritual, dem „Tanz der Kraniche“. Auf freien Flächen im Brutrevier schreiten sie umeinander, springen, drehen, nicken mit dem Kopf. Die Flügel werden imposant aufgestellt, laut schmetternde Trompeten- und Duettrufe erklingen.
Kraniche gehören nicht nur zu den größten Vögeln unseres Kontinents, sondern auch zu den besten Langstreckenfliegern. Spitzenwerte von bis zu 65 Stundenkilometer und eine maximale Reisehöhe von bis zu 4.000 m erreichen die eleganten Vögel auf ihren Reisen zwischen ihren Saisonquartieren in Nord- und Südeuropa. Sie können an einem Tag weit über 1.000 Kilometer ohne Rast zurücklegen, fliegen aber meist nur wenige 100 Kilometer pro Tag.
Ursprünglich waren Kraniche über weite Teile Europas verbreitet. Großflächige Entwässerungen in den Feuchtgebieten, aber auch Bejagung in den Überwinterungsquartieren drängten sie weit nach Norden zurück. Ihr Hauptverbreitungsgebiet haben sie heute in Skandinavien, im Baltikum und im nördlichen Russland.
Der WWF begann schon 1973 ein Kranichschutz-Projekt am Westrand ihrer Brutverbreitung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Feuchtgebiete wurden renaturiert und Ruhezonen gesichert. Mit Hilfe von länderübergreifenden Naturschutzprogrammen konnte der Bestandsrückgang gestoppt werden. Die Jagd auf Kraniche ist heute europaweit verboten. Der WWF kauft Flächen an, um entwässerte Feuchtgebiete wieder anzustauen und fördert die Ausweisung von Naturschutzgebieten. Über Besucherlenkung und Information an wichtigen Kranichrastplätzen wird die Öffentlichkeit für den Kranichschutz gewonnen. Es besteht die Chance, dass die Kraniche sich wieder nach Westen und Süden ausbreiten und auch dort ehemalige Brutgebiete zurückerobern.