Die Population der südchinesische Tiger (Panthera tigris tigris) gehört zur Unterart der Festlandtiger und war ursprünglich in den subtropischen Gebirgsregionen Chinas beheimatet. 1950 schätzte man die Größe der Population noch auf mehr als 4.000 freilebende Individuen. Intensive Bejagungskampagnen, illegale Wilderei und die Zerstörung ihrer Lebensräume sorgten jedoch dafür, dass ihre Anzahl so rapide abnahm, dass sie heute in der Wildnis als ausgestorben gelten. Stand 2020 gab es noch 205 Südchinesische Tiger in einigen Zoologischen Gärten und anderen Einrichtungen, die auf nur sechs Gründertiere zurück gehen. Zwar gibt es offiziell das Ziel, wieder eine Population der Südchinesischen Tiger in der Wildnis zu etablieren, doch das mangelnde Vorhandensein von ausreichend Beutetieren, die Zerschneidung ihrer ursprünglichen Lebensräume und die geringe genetische Diversität aller noch lebenden Individuen stellen zurzeit noch große Hürden für eine Wiederansiedlung dar.

Aufgrund mangelnder Daten sind keine genaueren Angaben zur Biologie (Größe, Gewicht, Soziale Organisation, Fortpflanzung etc.) der südchinesischen Tiger möglich.

Der Südchinesische Tiger im Steckbrief

Wissenschaftlicher Name früher Panthera tigris amoyensis, heute Panthera tigris tigris
Verwandtschaft Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen, wird nach neuestem Kenntnisstand zur Unterart der Festlandtiger gezählt
Geografische Verbreitung ursprünglich in China von den Provinzen Sichuan bis nach Jiangxi verbreitet
Lebensraum immergrüne Bergwälder und Buschlandschaften der Gebirge
Ernährung Fleischfresser – große Huftiere wie Wildschweine und Hirsche werden bevorzugt
Bestandsgröße 205 Tiere (Stand 2020)
Gefährdungsstatus in der Wildnis vermutlich ausgestorben, von der Weltnaturschutzunion IUCN seit 2014 als „vom Aussterben bedroht“ geführt

Wo werden Südchinesische Tiger in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Der Südchinesische Tiger gehört zur Familie der Katzen (Felidae) und zur Gattung der Pantherkatzen (Panthera), zu welcher zum Beispiel auch Löwen und Leoparden zählen. Bis vor einigen Jahren galt der Südchinesische Tiger noch als eigenständige Unterart. Neuste Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich die Tiger in nur zwei Unterarten aufteilen, die Festlandtiger und die Inseltiger. Daher wird der Südchinesische Tiger heute zur Unterart der Festlandtiger (Panthera tigris tigris) gezählt.

Wo leben Südchinesische Tiger?

Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute

Die ursprüngliche Verbreitung der Population der Südchinesischen Tiger erstreckte in China westlich beginnend von der Provinz Sichuan über mehr als 2.000 Kilometer weit, bis in die östlichen Provinzen Zhejiang und Jiangxi. Der nördlichste Punkt ihres Verbreitungsgebietes reichte bis zum Qin-Ling Gebirgszug. Die letzten Hinweise auf ihr Vorkommen in der Wildnis stammten aus wenigen Gebirgen, die sich über die drei Provinzen Fujian, Hunan und Guangdong im Südosten Chinas verteilten.

In welchem Lebensraum kommen Südchinesische Tiger vor?

Der Lebensraum der Population der Südchinesischen Tiger beschränkte sich auf die subtropische Region des südöstlichen Chinas. Diese zeichnet sich durch heiße Sommer und kalte Winter aus. Innerhalb dieses Gebiets kamen sie vor allem in den immergrünen Bergwäldern sowie den halb-offenen Buschlandschaften der Gebirge vor.

Wie ernähren sich Südchinesische Tiger?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Als Karnivoren ernähren sich Tiger ausschließlich von tierischem Eiweiß. Die Hauptbeutetiere der Südchinesischen Tiger sind Huftiere die in den Wäldern und Graslandschaften der unteren bis mittleren Höhenlagen vorkommen. Zu diesen gehören Muntjaks (Muntiacus muntjak), Wildschweine (Sus scrofa), Wasserbüffel (Bubalus bubalis) und die in Asien beheimateten Sambar-Hirsche (Rusa Unicolor). Tiger bevorzugen generell mittelgroße bis große Beutetiere und greifen auf kleinere Arten nur zurück, wenn ihre Hauptbeute nicht ausreichend zur Verfügung steht.

Wie viele Südchinesische Tiger gibt es und sind sie vom Aussterben bedroht?

Bestandsgröße, Gefährdungs- und Schutzstatus

Die Population des Südchinesischen Tigers wird von der Weltnaturschutzunion (IUCN) seit 2014 als „vom Aussterben bedroht“ geführt. 1950 gab es schätzungsweise noch 4.000 freilebende Individuen. Die letzten gefundenen Spuren, die auf das Vorkommen von Tigern hindeuteten, stammen aus Mitte der 90er Jahre. Trotz einiger Studien, konnten seitdem keine Tiger mehr nachgewiesen werden. Es gilt mittlerweile als sicher, dass der Südchinesische Tiger in der Wildnis ausgestorben ist. 2020 gab es insgesamt noch 205 Südchinesische Tiger in einigen zoologischen Gärten und Einrichtungen, welche auf nur sechs Gründertiere zurückgehen. Alle Tiger werden auf Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) geführt, welches den kommerziellen Handel mit ihnen untersagt.

Die Bedrohungsfaktoren

Nach dem zweiten Weltkrieg führten eine intensive Bejagungskampagne, sowie die Zerstörung ihres Lebensraumes durch Landwirtschaft, Straßen und Siedlungen zu einem massiven Rückgang der Bestände des Südchinesischen Tigers. 1973 wurden Tiger in China erstmals unter Schutz gestellt. Ihre Bejagung war jedoch noch unter kontrollierten Auflagen erlaubt. Als die Zahlen weiter sanken wurden sie Ende der 70er Jahre schließlich vollständig unter Schutz gestellt, aber auch dies konnte den Niedergang nicht aufhalten, denn der Schutz wurde nicht effektiv umgesetzt und kontrolliert.

Auch die Etablierung mehrerer Tigerreservate führte nicht zu einer Erholung der Bestände. 1982 umfasste die gesamte Population vermutlich bereits nur noch zwischen 150 und 200 Individuen. Die letzte, von offizieller Seite bestätigte Sichtung eines Südchinesischen Tigers gab es in den 80er Jahren. Seitdem gab es zwar vereinzelte Meldungen über Sichtungen aus der lokalen Bevölkerung, jedoch konnten diese nicht bestätigt werden.

Anfang und Mitte der 90er Jahre wurden in elf Schutzgebieten, die sich über die drei Provinzen Fujian, Hunan und Guangdong verteilten, Kratzspuren und Losung gefunden, die auf die Präsenz von Tigern hindeuteten. Zehn Jahre später konnten allerdings auch solche Hinweise nicht mehr gefunden werden. Trotz mehrerer Versuche konnten seitdem keine Südchinesischen Tiger in der Wildnis mehr nachgewiesen werden.

Um die Population der Südchinesischen Tiger vor dem drohenden Aussterben zu bewahren, wurden bereits Anfang der 1960er Jahre einige Individuen eingefangen und in zoologische Gärten untergebracht. 2020 gab es insgesamt noch 205 Tiger, die auf nur sechs in der Wildnis gefangene Gründertiere zurückgehen. Aufgrund der kleinen Anzahl dieser ursprünglichen Gruppe, leiden ihre Nachkommen unter den Folgen von Inzucht, was sich unter anderem durch eine sehr niedrige Reproduktionsrate bemerkbar macht. Weitere Folgeerscheinungen, die auch als Inzuchtdepression bezeichnet werden, können das vermehrte Auftreten von Erbkrankheiten sein, die das Überleben der Population auf lange Sicht erschweren können.

Trotz Schutzbemühungen ist es bis heute noch nicht gelungen wieder eine Population der Südchinesischen Tiger in der Wildnis Chinas anzusiedeln. Die chinesische Regierung hat sich als Ziel gesetzt eine kleine Population von 15 bis 20 Individuen in einem ca. 1.000 Quadratkilometer großen Gebiet zu etablieren, das innerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes der Tiger liegen soll. Eine 2014 erschienene Studie zeigt jedoch, dass die Etablierung einer solchen Population aktuell vermutlich nicht möglich wäre. Dies liegt unter anderem daran, dass die Bestände der Hauptbeutetiere der Tiger wie Wildschweine und Sambars stark abgenommen haben. Grund hierfür sind einerseits ihre Bejagung, andererseits die Umwandlung und Nutzung ihrer Lebensräume. Die Analyse der Beutetierbestände im Hupingshan-Houhe Naturreservat, welches aufgrund seiner Größe als vielversprechendes Gebiet für die Wiederansiedlung von Tigern gilt zeigte, dass hier nur zwischen zwei und neun Tiger überleben könnten.

Um die Südchinesischen Tiger erfolgreich wiederanzusiedeln ist es daher ebenfalls nötig ihr Habitat zu schützen und wieder aufzuforsten, sodass sich die Bestände ihrer Hauptbeutearten wieder erholen können. Um zukünftige Konflikte und die illegale Bejagung von Tigern zu vermeiden, müssen zudem die Sorgen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigt werden, welche häufig von der Landwirtschaft lebt und beispielsweise im Hupingshan-Houhe Naturreservat Teile des Gebietes für ihr Vieh nutzt.

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