Verwandschaft | 70 Arten sind bekannt, Einteilung in Ost- und Westmangroven, Westmangrove hat gerade einmal 8 Arten und Ostmangrove hat über 50 |
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Geografische Verbreitung | Westmangrove ist an der Küste Amerikas und Westafrikas verbreitet und die Ostmangrove in Indien, Madagaskar, an der Küste Ostafrikas und in Südostasien |
Lebensraum | tropische und subtropische Küstenlandschaften, wo Süß- und Salzwasser aufeinandertreffen |
Gefährdungsstatus | 11 der 70 Mangrovenarten (16 Prozent) sind in hohem Maße vom Aussterben bedroht |
Bestandsgröße/Fläche | der weltweite Mangrovenbestand umfasst nur noch knapp 13,6 Millionen Hektar, größten Vorkommen existieren in Asien |
Ecosystem Services | Essen, Baumaterial, Küstenschutz vor Tsunamis und Sturmfluten, Kinderstube zahlreicher Fisch- und Vogelarten, Wasserfilterung und Speicherung von CO2 (und zwar 3 – 5-mal so viel wie Bäume an Land!) |
Die Mangrove im Steckbrief
Wo werden Mangroven in der biologischen Systematik eingeordnet?
Von Ordnungen, Familien und Arten
Die EINE Mangrove gibt es nicht. Vielmehr handelt es sich um eine Pflanzengesellschaft, die weltweit rund 70 verschiedene Baum- und Straucharten umfasst. Diese Arten sind in rund 20 unterschiedlichen Familien der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta) unterteilt. Was diese Pflanzen dennoch alle gemein haben ist ihre Fähigkeit in salzhaltigem Wasser, unter starken Strömungen und auf überflutetem, schlammigen Untergrund zu überleben. Die Einteilung der unterschiedlichen Mangrovenarten in eine Pflanzengesellschaft ist folglich vor allem auf ihre physikalischen und ökologischen Eigenschaften zurückzuführen.
Wie sehen Mangroven aus?
Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten
Charakteristisch für Mangroven sind ihre auffallenden Wurzeln, die wie Stelzen aus dem Wasser ragen und ihnen ermöglichen selbst auf weichem, schlammigen Untergrund Halt zu finden. Da im schlammigen Untergrund kaum Sauerstoff vorhanden ist, tragen die herausragenden Wurzeln auch zur Sauerstoffzufuhr der Pflanzen bei. Das ausgedehnte Wurzelnetzwerk der Mangroven bietet zahlreichen Tierarten – vor allem Jungtieren – Schutz und Unterschlupf vor dem offenen Meer. Mangroven sind salztolerante, immergrüne Baum- und Straucharten, die an tropischen und subtropischen Küstenlinien und Flussmündungen vorkommen. Sie werden daher auch häufig als Wälder zwischen Meer und Land beschrieben. Angepasst an Extrembedingungen wie tropische Hitze, Salzwasser oder Gezeitenwechsel sind Mangroven wahre Überlebenskünstler und kommen dort vor, wo andere Pflanzen nicht überleben könnten.
Obwohl sie nur 0,1 Prozent der globalen Landmasse ausmachen, sind Mangrovenwälder eines der ressourcen- und artenreichsten Ökosysteme der Erde (FAO, 2003). Neben tropischen Regenwäldern und Korallenriffen zählen sie zu den produktivsten Ökosystemen der Erde, da sie ein wichtiger Bestandteil in der Nahrungskette vieler Fisch- und Weichtierarten und für benachbarte Ökosysteme wie Korallenriffe und Seegraswiesen ausmachen. Das zersetzte organische Material von Mangroven (Blätter, Früchte, Äste) bietet wichtige Nährstoffe und wird durch die Gezeitenströme auf großer Fläche verteilt.
Wie pflanzen sich Mangroven fort?
Mangroven haben eine besondere Technik entwickelt, um sich unter den herausfordernden, "nassen" Bedingungen erfolgreich fortzupflanzen. Mangrovensamen keimen meist schon am Mutterbaum (sog. Viviparie), sodass die Samen zu schwimmfähigen Keimlingen mit ersten kleinen Wurzeln und Blättern werden. Diese können dann so lange auf dem Wasser treiben, bis sie aufgrund von Wind und Strömungen an anderen Stellen hängenbleiben und dort Wurzeln fassen. Die Ausbildung von Blättern und Wurzeln erfolgt bei Mangroven extrem schnell.
Wie schnell wachsen Mangroven?
Wie schnell Mangroven wachsen, lässt sich nicht so einfach bestimmen. Der Wachstumsprozess von Mangroven hängt von zahlreichen abiotischen (chemisch-physikalischen Faktoren) ab. Die Höhe des Salz- und Nährstoffgehaltes im Wasser, des Meeresspiegels und der Luft- und Wassertemperaturen bestimmen, wie gut Mangroven wachsen können. Hoher Salzgehalt im Wasser verlangsamt bspw. das Wachstum von Mangroven, da dies zu abiotischem Stress in der Pflanze sorgt. Auch das Fehlen von Nährstoffen und Sauerstoff kann für Mangroven Stress verursachen und limitiert daher ihr Wachstum und kann sogar zum Tod der Pflanze führen.
Ideale Bedingungen für ein schnelles Wachstum von Mangroven bietet aber nicht etwa reines Süßwasser, sondern Wasser mit mittlerem Salzgehalt, Wassertemperaturen von über 20 Grad und nährstoffreicher Boden. Sind diese Bedingungen erfüllt, so können Mangroven innerhalb weniger Jahre bereits bis zu 2 Meter groß werden. Allgemein variiert die Größe der verschiedenen Mangrovenarten von 2 bis 13 Metern.
Wo kommen Mangroven vor?
Ihr Verbreitungsgebiet – früher & heute
Schaut man auf eine Weltkarte, so kann man Mangrovenwälder vor allem rund um den Äquator finden, entlang der tropischen und subtropischen Küstenzonen. Das liegt vor allem daran, dass Mangroven die Wärme bevorzugen. Um gut zu gedeihen benötigen sie eine ganzjährliche Wassertemperatur von mehr als 20 Grad.
Mangroven werden in Familien der Ost- und Westmangroven unterteilt. Die Mangroven der östlichen Hemisphäre sind an der Küste Amerikas und Westafrikas verbreitet. Die Mangroven der westlichen Hemisphäre sind in Indien, Madagaskar, an der Küste Ostafrikas und in Südostasien beheimatet. Das größte Vorkommen an Mangroven findet sich in Südostasien – insbesondere in Indonesien. Mit seinen vielen kleinen Inseln und den immer warmen Temperaturen bietet Indonesien den idealen Lebensraum für Mangroven.
Lebensraum von Mangroven
Mangroven sind wahre Überlebenskünstler. Sie kommen dort vor, wo Süß- und Salzwasser aufeinandertreffen. Obwohl sie an die Gezeitenströme (Ebbe und Flut) angepasst sind, sind sie vor allem in brandungsgeschützten Gebieten vorzufinden: in Deltas, Mündungsgebieten von Flüssen, Lagunen und in der Nähe von Korallenriffen.
Was macht Mangroven für Natur und Mensch so wertvoll?
Mangroven bieten unzählige sogenannte ‚Ecosystem Services‘, also Leistungen von denen Natur und Mensch profitieren können. Der ökonomische Wert von Mangroven wird auf ca. 800 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt (bei einer Fläche von 14 Mio. Hektar) (UNEP 2014).
Ökosystemleistungen von Mangroven:
- CO2 Speicher - Mangroven können 3 bis 5 Mal so viel Co2 speichern wie ihre Verwandten an Land (terrestrische Baumarten).
- Wasserfilter - Durch ihr großes Wurzelnetzwerk tragen Mangroven zur Wasserfilterung und somit zur Verbesserung der Wasserqualität bei.
- Küstenschutz - Mangroven stellen einen wichtigen Küstenschutz dar, da sie die Wucht von Sturmfluten und Tsunamis abfangen können und verhindern, dass es zu Sedimentverlagerungen kommt. Ein Mangrovenwald von 100 Metern Breite kann die Wellenhöhe um zwei Drittel verringern.
- Holz - Aufgrund seiner Dichte wird Mangrovenholz als Bau- und Brennholz geschätzt.
- Lebensraum von Jungtieren - Mangroven dienen als Kinderstube von zahlreichen Fisch-, Krebs- und Vogelarten, die in dem dichten Wurzelnetzwerk Schutz suchen.
- Einkommensquelle für lokale Bevölkerung – Zum einen bieten Mangrovenwälder eine wichtige Grundlage für den Handel mit natürlichen Ressourcen wie Holz, Krustentieren und Fisch und zum anderen fördern intakte Mangrovenwälder die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus, der eine wichtige Einkommensquelle für die Bevölkerung darstellen kann.
Sind Mangroven vom Aussterben bedroht?
Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus
Rund ein Drittel (35 Prozent) der weltweiten Mangrovenbestände wurden allein zwischen 1980-2000 zerstört (Millenium Ecosystem Assessment 2005) Und damit noch nicht genug - obwohl die Abholzungsrate von Mangroven stark abgenommen hat sind nach Spalding et al. 2021 weitere vier Prozent des gesamten Mangrovenbestands zwischen 1996 und 2016 vernichtet worden. Das heißt bis heute können wir insgesamt von einem Verlust von 40% des gesamten Mangrovenbestandes ausgehen. Hauptursache für diese Katastrophe: Wir Menschen.
In dem aktuellen Bericht „The State of the World‘s Mangroves 2021“ wird die globale Fläche von Mangroven auf rund 136,000km2 (2016) geschätzt. Obwohl bereits über 40 Prozent der ursprünglichen Fläche von Mangroven abgeholzt wurden, zeigt sich aktuell ein abnehmender Trend hinsichtlich des weltweiten, durchschnittlichen Mangrovenverlusts. Über interaktive Bestandskarten von Global Mangrove Watch (GMW) konnten sogar Neuansiedlungen von Mangroven im Landesinneren beobachtet werden. Die Ausbreitung von Mangroven im Landesinneren ist auf den steigenden Meeresspiegel zurückzuführen. Aufgrund des zunehmenden Bewusstseins für die Funktion von intakten Mangrovenwälder stehen bereits 42 Prozent aller Mangroven unter Naturschutz. Dennoch werden täglich große Flächen von Mangroven durch infrastrukturelle Großprojekte wie den Bau von Häfen, Erdölpipelines und Hotels gerodet. Umso wichtiger ist es, die Aktivitäten internationaler Großinvestoren nachzugehen und eine nachhaltige Nutzung von Mangroven zu fördern.
Die Bedrohungsfaktoren
Mangroven werden für Bau- und Brennholz gerodet und müssen für Aquakultur, Landwirtschaft und Infrastrukturmaßnahmen weichen. Über ein Drittel der Mangrovenverluste wird der Garnelenzucht zugeschrieben. Neben Reisanbau fallen Mangroven zunehmend auch dem Anlegen von Soja- und Palmölplantagen zum Opfer. Letzteres geschieht vor allem in Indonesien, dem Land mit dem größten Mangrovenbestand der Welt. Die zunehmende Ansiedlung von Bevölkerungen in Küstennähe, auch durch vom Klimawandel bedingter Migration, erhöhen erheblich den Druck auf Mangrovenwälder. Dies ist auf eine intensivierte Nutzung der natürlichen Ressourcen wie bspw. Holz und die höhere Nahrungsnachfrage nach Fisch und Krabben zurückzuführen Zusätzlich gefährdet auch die steigende Umweltverschmutzung durch den Zufluss von unbehandelten Abwässern, Müll und sonstigen Schadstoffen diese wertvollen Küstenökosysteme.
Das macht der WWF zum Schutz der Mangroven
Um den Verlust von Mangroven schnellstmöglich zu stoppen, setzt sich der WWF für die Aufforstung und den Schutz von noch bestehenden Mangrovenwäldern in seinen Projektregionen in Afrika und Südostasien ein. Durch die Entwicklung alternativer Einkommensquellen wie Imkerei, ökologischer Ackerbau und nachhaltigem Tourismus, wird ein ressourcenschonender Umgang mit Mangrovenwäldern gefördert.
Die internationale Initiative „Save Our Mangroves Now!“ (SOMN), die 2016 ins Leben gerufen wurde, mobilisiert zudem politische Entscheidungsträger:innen und weitere Akteure:innen, den Verlust von Mangroven einzudämmen und umzukehren – insbesondere mit Fokus auf dem Westindischen Ozean (WIO). Die Initiative wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dem World Wide Fund For Nature (WWF) und der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) geleitet unter Mitarbeit von Wetlands International.
Wie Sie zum Erhalt von Mangroven beitragen können
Garnelen aus Aquakulturen, für die Mangroven abgeholzt oder geschädigt wurden, landen auch in deutschen Supermärkten. Achten Sie beim Einkauf und Verzehr von Garnelen und anderen Aquakulturprodukten auf das Bio- oder ASC-Siegel, mit denen verantwortungsvolle Aquakulturbetriebe zertifiziert werden. Bei den Bio-Siegeln empfiehlt sich insbesondere Naturland.
Falls Sie Ihr kommender Urlaub in die Nähe eines Mangrovengebietes bringt, statten Sie ihm einen Besuch ab und lassen Sie sich mit eigenen Augen von den verwunschenen Mangrovenwäldern verzaubern! Besonders zu empfehlen sind Bootstouren durch die seichten Gewässer der Mangrovenwälder – am besten mit einem lokalen Anbieter. Dadurch haben Sie die Chance hautnah mehr über dieses einzigartige Ökosystem zu erfahren und in Berührung mit der lokalen Bevölkerung zu kommen. Nachhaltiger Mangroventourismus bietet zudem eine Einkommensquelle für die einheimische Bevölkerung und verbessert deren Lebensstandard.
Unterstützen Sie uns mit einer Spende und tragen Sie aktiv zum Mangrovenschutz in unseren Projektgebieten bei! Für die vielen Menschen, die von Mangroven leben und deren Existenz von intakten Mangrovenwäldern abhängt. Und für unser aller Klima!
Weitere Informationen zu Mangroven
- Initiative „Save Our Mangroves Now!“
- Ambaro-Bucht: Die Rettung der Mangrovenwälder