Amur-Leoparden sind heutzutage durch Lebensraumverlust, Rückgang der Beutetiere, Mensch-Wildtier-Konflikte, Wilderei und illegalen Handel sowie den Verlust ihrer genetischen Diversität gefährdet.
Der Erhalt von Naturräumen konkurriert in weiten Teilen der Erde mit dem steigenden und vielerorts unverhältnismäßigen Ressourcenverbrauch der Menschen. In den 1970er bis 1990er Jahren ist knapp die Hälfe des Lebensraumes der Amur-Leoparden verloren gegangen. Gründe dafür waren vor allem unkontrollierter Holzeinschlag, Waldbrände und die Umwandlung von Amur-Leoparden-Lebensraum in landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Bergbau. Holzeinschlag und Bergbau führen nicht nur zur Degradierung, Zerschneidung und zum Verlust von Lebensraum sondern gehen außerdem mit vielen Störungen einher, die die Amur-Leoparden aus ihren angestammten Gebieten vertreiben. Waldbrände werden durch menschliche Unachtsamkeit ausgelöst. In Russland sind bereits ein Drittel der Leopardenwälder durch Waldbrände geschädigt worden. Die Feuer zerstören die Futterbäume der Beutetiere wie insbesondere Korea-Kiefern und Mongolische Eichen. Viele Beutetiere der Leoparden finden dann nicht mehr genug Nahrung. In der Folge nehmen die Beutetierbestände im Lebensraum der Amur-Leoparden ab und die Fleischfresser finden auch nicht mehr genug Nahrung. Große Teile der Mischwaldregionen sind durch die regelmäßigen Waldbrände bereits zu Buschländern geworden. Zudem behindert die Infrastruktur der Menschen wie beispielsweise Autobahnen das Wanderverhalten der Amur-Leoparden, die Ausbreitung, den genetischen Austausch und die Suche nach Geschlechtspartnern. Derzeit gibt es keinen Wildtierkorridor, der die verinselten Verbreitungsgebiete der Amur-Leoparden verbindet, so dass sie sich nicht sicher und barrierefrei fortbewegen können.
In vielen Regionen des historischen Verbreitungsgebietes der Amur-Leoparden gibt es nicht mehr genug Beutetiere für die Leoparden, so dass sie dort nicht mehr weiter vorkommen konnten. Ursachen dafür sind Waldbrände (siehe oben) sowie Übernutzung der Wildtiere und unkontrollierte Nutzung des Waldes. Das Buschfleisch der Huftiere ist für die lokale Bevölkerung eine wichtige Nahrungs- oder lukrative Einkommensquelle. Seit Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Kapazität für die Dichte der allermeisten Beutetierbestände im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden bei weitem nicht ausgefüllt. In einigen Lebensräumen, aus denen Amur-Leoparden wegen Beutetiermangel verschwunden sind, besteht theoretisch die Chance der Wiederbesiedlung, nachdem sich die dortigen Beutetierbestände erholt haben.
Im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden gibt es mehrere Hirschzuchten, die zu sogenannten Mensch-Wildtier-Konflikten führen. Zum Schutz des Viehs oder zur Vergeltung werden Amur-Leoparden immer wieder von den Nutztierhaltern getötet. Durch Beutemangel in der Wildnis werden die Mensch-Wildtier-Konflikte noch verstärkt.
Eine weitere Bedrohung für Amur-Leoparden ist die Wilderei. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Wilderer nicht gezielt auf Leopardenjagd gehen. Vor allem junge Amur-Leoparden gehen beispielsweise regelmäßig in Fallen, die eigentlich für andere Pelztiere aufgestellt werden. Außerdem können manche Jäger anscheinend nicht widerstehen, wenn ihre Hunde bei der Huftierjagd einen Amur-Leoparden auf die Bäume treiben. Im Jahr 1999 wurden Fälle aufgedeckt, bei denen zwei Amur-Leopardenfelle für einmal 500 US-Dollar und einmal 1.000 Dollar an Anwohner aus dem Umfeld des Verbreitungsgebietes der Amur-Leoparden verkauft worden waren.
All diese Bedrohungen sind für Amur-Leoparden besonders gefährlich, da ihr Gesamtbestand so extrem klein ist. Fast jedes einzelne Individuum ist bekannt und kann jederzeit anhand seines individuellen Fellmusters identifiziert werden. Je kleiner ein Bestand ist, desto größer ist die Rolle des Zufalls und desto verheerender können die Auswirkungen von Zufallsereignissen wie Krankheiten sein. In den letzten Jahren sind zum Beispiel in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nur männliche Jungtiere geboren worden. Außerdem drohen extrem kleinen Populationen Inzuchteffekte wie u.a. der Verlust ihrer genetischen Vielfalt und die Abnahme der Fruchtbarkeit. Bei Amur-Leoparden gibt es regelmäßig Paarungen zwischen nahen Verwandten. Im Vergleich mit den anderen Leopardenunterarten wurde bei Amur-Leoparden bereits die geringste genetische Vielfalt festgestellt. Sie ist bei ihnen etwa so verarmt wie bei Asiatischen Löwen und Florida-Panthern.