Amur-Leoparden sind die wahrscheinlich seltensten Leoparden weltweit. Ihr Verbreitungsgebiet, die winterkalten und schneereichen Regionen in Nordostasien, teilen sie sich mit Amur-Tigern, die größer und stärker sind als sie. Bei Kämpfen unter diesen Nahrungskonkurrenten sind Leoparden unterlegen und können sich nur schützen, wenn sie sich auf einen Baum retten.

Amur-Leoparden kommen heute nur noch in ca. zwei bis drei Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes vor. Gründe dafür sind vor allem die Wilderei sowohl auf die Leoparden selbst als auch auf ihre Beutetiere, unkontrollierter Holzeinschlag, Waldbrände, die Umwandlung von Amur-Leoparden-Lebensraum in landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Bergbau. In einigen Regionen des historischen Verbreitungsgebietes, aus denen Amur-Leoparden wegen mangelnder Beutetiere verschwunden sind, besteht theoretisch die Chance der Wiederbesiedlung, nachdem sich die dortigen Beutetierbestände erholt haben.

Amur-Leoparden gehören nicht nur zu den seltensten Katzen, sondern auch zu den seltensten Säugetieren der Welt. Der Großteil des Gesamtbestandes lebt im Leopardovy-Nationalpark in Russland. Außerhalb dieses Parks gibt es einige wenige weitere Amur-Leoparden. Insgesamt ist der Gesamtbestand mit ca. 121 erwachsenen Tieren (Stand 2021) immer noch klein, aber schon deutlich größer als noch vor einigen Jahren.

Der Amur-Leopard im Steckbrief

Verwandtschaft Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen, Art Leopard, Unterart Amur-Leopard
Größe Kopfrumpflänge bis 136 cm, Schulterhöhe bis 78 cm, Schwanzlänge bis 90 cm, Männchen größer als Weibchen
Gewicht 32 – 48 kg bei Männchen, 25 – 43 kg bei Weibchen, Männchen etwas schwerer als Weibchen
Besonderheiten gehören zu den kleineren Leoparden, langbeiniger als andere Leoparden, ihr Fell gilt als besonders schön, wärmendes Winterfell in der kalten Jahreszeit
Soziale Organisation Einzelgänger
Fortpflanzung Tragzeit von rund 3 Monaten, Geburten im Frühling in Verstecken
Jungtiere 1 – 6 (meistens 2) Junge pro Wurf, Nesthocker, Selbstständigkeit mit 12 – 18 Monaten
Lebenserwartung bis 17 Jahre in freier Wildbahn
Geografische Verbreitung in Russland im südwestlichsten Zipfel der Region Primorje, in China in den Provinzen Jilin und Heilongjiang im Südosten des Landes, insgesamt kleinstes Verbreitungsgebiet der Leoparden
Lebensraum Berg- und Mischwäldern der gemäßigten Zone Nordostasiens
Ernährung Fleischfresser, Schleich- und Lauerjäger, Beutespektrum reicht von Hasen und Fasanen bis hin zu Wildscheinen und Moschustieren, erbeuten vor allem Sibirische Rehe, die mehr als die Hälfte ihrer Nahrung ausmachen
Bestandsgröße mindestens 121 erwachsene Tiere (Stand 2021)
Gefährdungsstatus Leoparden gelten insgesamt als „gefährdet“ (Internationale Rote Liste)

Wo werden Amur-Leoparden in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Amur-Leopard © David Lawson / WWF UK
Amur-Leopard © David Lawson / WWF UK

Der Amur-Leopard (Panthera pardus orientalis) ist eine Unterart des Leoparden. Leoparden gehören zur Ordnung der Raubtiere, zur Familie der Katzen und zur Unterfamilie der Großkatzen. Neben dem Amur-Leopard werden bei den Leoparden heute weitere acht Unterarten unterschieden: Afrikanischer Leopard (P. p. pardus), Arabischer Leopard (P. p. nimr), Chinesischer Leopard (P. p. japonensis), Indischer Leopard (P. p. fusca), Indochinesischer Leopard (P. p. delacouri), Java-Leopard (P. p. melas), Persischer Leopard (P. p. tulliana) und Sri-Lanka-Leopard (P. p. kotiya).

Wie sehen Amur-Leoparden aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Amur-Leoparden gehören zu den kleineren Leoparden. Die Männchen sind größer und kräftiger als die Weibchen. Die Kopfrumpflänge beträgt bis zu 1,36 Meter, die Schulterhöhe bis zu 78 Zentimeter und die Schwanzlänge bis zu 90 Zentimeter. Männliche Amur-Leoparden wiegen etwa 32 bis 48 Kilogramm und die Weibchen 25 bis 43 Kilogramm. Die Leoparden in der Amur-Region haben, vermutlich als Anpassung an das Laufen in tiefem Schnee, längere Beine als ihre Artgenossen.

Das Fell der Amur-Leoparden gilt als besonders schön. Die unregelmäßigen Rosetten am Rücken und an den Körperseiten entstehen durch schwarze Ringe aus Tupfen, die einen gegen die Grundfarbe etwas verdunkelten Hof umschließen. Sie sind bei Amur-Leoparden besonders groß, stehen weit auseinander und haben dicke Ränder. Dabei hat jeder Leopard eine einzigartige Musterung. Der Kopf, der Hals, die Schultern, der Bauch, die Beine und der Schwanz sind schwarz gefleckt. Das Fell der Amur-Leoparden hat im Sommer eine gelb-rötliche Grundfarbe. Im Winter ist es zur Tarnung in der verschneiten Umgebung heller. An der Brust, am Bauch und an den Beininnenseiten ist das Fell fast weiß. Die Haare des Sommerfells der Amur-Leoparden sind etwa 2,5 Zentimeter lang. Das Winterfell ist hingegen bis zu sieben Zentimeter lang, dicht und weich.

Wie leben Amur-Leoparden?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Amur-Leopard auf einem Felsen © Tom Brakefield / iStock / Getty Images
Amur-Leopard auf einem Felsen © Tom Brakefield / iStock / Getty Images

Wie alle Leoparden sind Amur-Leoparden Einzelgänger und leben größtenteils in festen Revieren. Die Reviergröße von weiblichen Amur-Leoparden beträgt 50 bis 80 Quadratkilometer, die der Männchen bis zu 280 Quadratkilometer.

Amur-Leoparden sind wie die meisten Leoparden nachtaktiv. Auf der Suche nach Nahrung legen sie täglich weite Strecken zurück. Dabei sind Wildwechsel im Winter wichtige Orientierungshilfen. Wenn es davon wenige gibt, haben es vor allem junge Amur-Leoparden und Weibchen mit Nachwuchs schwer sich zu orientieren.

Amur-Leoparden koexistieren mit Amur-Tigern, die größer und stärker sind und mit denen sich ihr Nahrungsspektrum überschneidet. Dadurch kommt es zu Nahrungskonkurrenz und Intoleranz. Zur Reduzierung der interspezifischen Konkurrenz werden Leoparden immer wieder von Tigern angegriffen und getötet. Leoparden können sich nur schützen, wenn sie sich auf einen Baum retten. Tiger können nämlich nicht gut klettern. Außerdem haben die beiden Raubkatzenarten in der Amur-Region unterschiedliche Jagdgewohnheiten entwickelt. Amur-Leoparden jagen vor allem in den Gipfelregionen der Berge, Amur-Tiger bevorzugen hingegen die hügelige Landschaft der Vorberge sowie Galeriewälder entlang von Flüssen für die Jagd.

Was ist über die Fortpflanzung von Amur-Leoparden bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Amur-Leopard mit Jungen im Schnee © WWF
Amur-Leopard mit Jungen im Schnee © WWF

Die Tragzeit dauert bei Amur-Leoparden ungefähr 12 Wochen. In der Amur-Region finden die Geburten im Frühling statt. An einem versteckten Ort bringt das Weibchen ein bis vier Junge zur Welt. Bei den Amur-Leoparden gab es den ungewöhnlichen Fall, dass sich ein Vatertier bei der Jungenaufzucht beteiligt hat, obwohl solch eine Unterstützung bei Leoparden sonst nicht bekannt ist.

Allgemeines zur Entwicklung von Leoparden im Artenlexikon-Eintrag „Leoparden (allgemein)“.

Wo leben Amur-Leoparden?

Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute

Amur-Leopard im Dickicht © stanzi11 / iStock / Getty Images
Amur-Leopard im Dickicht © stanzi11 / iStock / Getty Images

Von allen Leoparden haben Amur-Leoparden das nördlichste und das aktuell kleinste Verbreitungsgebiet. Heute kommen sie nur noch im äußersten Südwesten der russischen Provinz Primorje und in der gegenüberliegenden chinesischen Grenzregion vor.

Ihr historisches Verbreitungsgebiet erstreckte sich einst in Nordostasien von Nordostchina und den Regionen Chabarowsk und Primorje in Russland bis über die gesamte koreanische Halbinsel und umfasste etwa 362.000 Quadratkilometer. Dabei war der russische Teil der kleinste, der südkoreanische Teil rund doppelt so groß, der nordkoreanische etwa dreimal so groß und der chinesische knapp viermal so groß. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts begann das Verbreitungsgebiet durch menschliche Aktivitäten signifikant zu schrumpfen und zu verinseln. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren nur noch 72.000 Quadratkilometer übrig. In den 1970er Jahren gab es in Russland im südlichen Teil des Sichote-Alin-Gebirges und im westlichen und südwestlichen Primorje noch drei vollkommen voneinander isolierte Teilpopulationen. Seit den 1980er Jahren sind Amur-Leoparden in Russland jedoch nur noch im südwestlichsten Zipfel der Region Primorje zu finden. Das heutige Verbreitungsgebiet in Russland ist im Norden und Nordosten vom Fluss Rasdolnaja begrenzt, im Südosten und Süden vom Japanischen Meer und im Westen von der Grenze zu China. In China gibt es seit Ende des 20. Jahrhunderts nur noch einzelne Amur-Leoparden in den Provinzen Jilin und Heilongjiang im Südosten des Landes. Auf der koreanischen Halbinsel wurde im Jahr 1969 zum letzten Mal ein Amur-Leopard gesehen. In Nordkorea stehen aktuelle Untersuchungen zum derzeitigen Status der Amur-Leoparden noch aus. Möglicherweise streifen dort immer mal einzelne Individuen umher, die von Russland oder China über die Grenze kommen.

Insgesamt umfasst das Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden heute nur noch rund 10.000 Quadratkilometer. Etwa ein Viertel davon steht unter Schutz. Damit haben Amur-Leoparden bereits ca. 97 bis 98 Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes verloren.

In welchem Lebensraum kommen Amur-Leoparden vor?

Amur-Leoparden sind in den Berg- und Mischwäldern der gemäßigten Zone Nordostasiens beheimatet. In dieser Region sind die Winter kalt und schneereich. Dabei können Amur-Leoparden mit einer durchschnittlichen Schneedecke von unter 15 Zentimetern gut zurecht kommen. Amur-Leoparden bevorzugen artenreiche submontane Mischwälder aus Nadel- und Laubhölzern wie Mandschurische Tanne, Korea-Kiefer und Mongolische Eiche. In Laub- und Eichenwäldern halten sie sich hingegen seltener auf. Früher kamen sie außerdem in den Küstenregionen ihres historischen Verbreitungsgebietes vor. Normalerweise meiden Amur-Leoparden die Nähe zu Menschen. Dabei stellen Besuche bei Hirschzuchten, wo sie besonders leichte Beute finden, eine Ausnahme dar.

Wie ernähren sich Amur-Leoparden?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Amur-Leopard mit geöffnetem Maul © Victor Cap / iStock / Getty Images
Amur-Leopard mit geöffnetem Maul © Victor Cap / iStock / Getty Images

Amur-Leoparden jagen normalerweise nachts. Im Winter folgen sie den Wildwechseln der Huftiere. Bei der Jagd erreichen sie Sprintgeschwindigkeiten von 50 bis 60 Stundenkilometern

Amur-Leoparden haben ein breites Beutespektrum und fressen sämtliche Wirbeltiere, die sie in ihrem Lebensraum finden können. Sibirische Rehe, die vor allem im Winter eine für die Amur-Leoparden überlebenswichtige Rolle spielen, machen mehr als die Hälfte der Nahrung der Amur-Leoparden aus. Außerdem jagen sie Sikahirsche, Wildschweine, Sibirische Moschustiere, Marderhunde, Dachse, Hasen, Fasanen und verschiedene Nagetiere. Gelegentlich lassen sie sich auch Süßwasserkrabben schmecken. Ausgewachsene Rothirsche sind die größten Beutetiere, die sie manchmal überwältigen können. Eingegatterte Sikahirsche, die im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden gezüchtet werden, sind besonders leichte Beute. Die Zuchthirschjagd bezahlen die Leoparden dann häufig mit ihrem eigenen Leben. In der Nähe von Siedlungen stehen zudem auch Haus- und andere Nutztiere wie Hunde, Katzen, Schafe, Ziegen, Rindskälber und Schweine auf dem Speiseplan der Leoparden.

Eine weitere Nahrungsquelle ist Aas. Leoparden fressen über mehrere Tage von ihren eigenen Rissen und scheuen auch nicht davor zurück anderen Raubtieren die Beute zu klauen. Dabei können Amur-Leoparden sogar gefrorenes und halb verwestes Fleisch zu sich nehmen. Sie verwerten ihre Beute wesentlich besser als es zum Beispiel Tiger tun und kehren manchmal viele Male zu ihrem Riss zurück, auch wenn sie dafür weite Strecken zurücklegen müssen. Im Gegenzug kann es einem Amur-Leoparden auch passieren, dass er seine Beute an andere Raubtiere wie Braunbären, Kragenbären oder Amur-Tiger verliert oder sich Mitesser wie Elstern, Raben oder Füchse für eine Mahlzeit interessieren.

Wie viele Amur-Leoparden gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Amur-Leoparden gehören zu den seltensten Katzen und sogar zu den seltensten Säugetieren der Welt. Sie haben mit derzeit mindestens 121 Tieren (Stand 2021) die wahtscheinlich kleinste Population aller Leoparden.

In China waren die Leopardenbestände bis zu den 1960er Jahren um 70 Prozent eingebrochen. In den 1990er Jahren hatten Zählungen des Gesamtbestandes ergeben, dass es in der Region Primorje in Russland etwa 30 bis 40, in der chinesischen Provinz Heilongjiang schätzungsweise 3 bis 5 und in der Provinz Jilin an der Grenze zu Russland ca. 4 bis 7 Amur-Leoparden gab. Im Jahr 2007 wurden insgesamt 35 Amur-Leoparden gezählt. Zum Schutz der letzten Amur-Leoparden richtete die russische Regierung im Jahr 2012 in der Provinz Primorje den Leopardovy Nationalpark von der Größe des Saarlandes ein, der heute Heimat für den Großteil des Gesamtbestandes der Amur-Leoparden ist. Bei der vorletzten umfassenden Zählung im Jahr 2015 wurden insgesamt 70 Leoparden gefunden. Bis zum Jahr 2018 konnte sich der Bestand nochmal deutlich vergrößern und zählte über 100 Amur-Leoparden. Dabei wurden im Leopardovy Nationalpark allein 103 Individuen gezählt.

Sind Amur-Leoparden vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Amur-Leopard auf einem Baum © Tom Brakefield / iStock / Getty Images
Amur-Leopard auf einem Baum © Tom Brakefield / iStock / Getty Images

In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN ist die Art der Leoparden als gefährdet gelistet. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES sind Leoparden im Anhang I gelistet. Jeder internationale kommerzielle Handel ist somit verboten. Zudem ist die Unterart nach nationalem Recht der Verbreitungsländer streng geschützt.

Die Bedrohungsfaktoren

Amur-Leoparden sind heutzutage durch Lebensraumverlust, Rückgang der Beutetiere, Mensch-Wildtier-Konflikte, Wilderei und illegalen Handel sowie den Verlust ihrer genetischen Diversität gefährdet.

Der Erhalt von Naturräumen konkurriert in weiten Teilen der Erde mit dem steigenden und vielerorts unverhältnismäßigen Ressourcenverbrauch der Menschen. In den 1970er bis 1990er Jahren ist knapp die Hälfe des Lebensraumes der Amur-Leoparden verloren gegangen. Gründe dafür waren vor allem unkontrollierter Holzeinschlag, Waldbrände und die Umwandlung von Amur-Leoparden-Lebensraum in landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Bergbau. Holzeinschlag und Bergbau führen nicht nur zur Degradierung, Zerschneidung und zum Verlust von Lebensraum sondern gehen außerdem mit vielen Störungen einher, die die Amur-Leoparden aus ihren angestammten Gebieten vertreiben. Waldbrände werden durch menschliche Unachtsamkeit ausgelöst. In Russland sind bereits ein Drittel der Leopardenwälder durch Waldbrände geschädigt worden. Die Feuer zerstören die Futterbäume der Beutetiere wie insbesondere Korea-Kiefern und Mongolische Eichen. Viele Beutetiere der Leoparden finden dann nicht mehr genug Nahrung. In der Folge nehmen die Beutetierbestände im Lebensraum der Amur-Leoparden ab und die Fleischfresser finden auch nicht mehr genug Nahrung. Große Teile der Mischwaldregionen sind durch die regelmäßigen Waldbrände bereits zu Buschländern geworden. Zudem behindert die Infrastruktur der Menschen wie beispielsweise Autobahnen das Wanderverhalten der Amur-Leoparden, die Ausbreitung, den genetischen Austausch und die Suche nach Geschlechtspartnern. Derzeit gibt es keinen Wildtierkorridor, der die verinselten Verbreitungsgebiete der Amur-Leoparden verbindet, so dass sie sich nicht sicher und barrierefrei fortbewegen können.

In vielen Regionen des historischen Verbreitungsgebietes der Amur-Leoparden gibt es nicht mehr genug Beutetiere für die Leoparden, so dass sie dort nicht mehr weiter vorkommen konnten. Ursachen dafür sind Waldbrände (siehe oben) sowie Übernutzung der Wildtiere und unkontrollierte Nutzung des Waldes. Das Buschfleisch der Huftiere ist für die lokale Bevölkerung eine wichtige Nahrungs- oder lukrative Einkommensquelle. Seit Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Kapazität für die Dichte der allermeisten Beutetierbestände im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden bei weitem nicht ausgefüllt. In einigen Lebensräumen, aus denen Amur-Leoparden wegen Beutetiermangel verschwunden sind, besteht theoretisch die Chance der Wiederbesiedlung, nachdem sich die dortigen Beutetierbestände erholt haben.

Im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden gibt es mehrere Hirschzuchten, die zu sogenannten Mensch-Wildtier-Konflikten führen. Zum Schutz des Viehs oder zur Vergeltung werden Amur-Leoparden immer wieder von den Nutztierhaltern getötet. Durch Beutemangel in der Wildnis werden die Mensch-Wildtier-Konflikte noch verstärkt.

Eine weitere Bedrohung für Amur-Leoparden ist die Wilderei. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Wilderer nicht gezielt auf Leopardenjagd gehen. Vor allem junge Amur-Leoparden gehen beispielsweise regelmäßig in Fallen, die eigentlich für andere Pelztiere aufgestellt werden. Außerdem können manche Jäger anscheinend nicht widerstehen, wenn ihre Hunde bei der Huftierjagd einen Amur-Leoparden auf die Bäume treiben. Im Jahr 1999 wurden Fälle aufgedeckt, bei denen zwei Amur-Leopardenfelle für einmal 500 US-Dollar und einmal 1.000 Dollar an Anwohner aus dem Umfeld des Verbreitungsgebietes der Amur-Leoparden verkauft worden waren.

All diese Bedrohungen sind für Amur-Leoparden besonders gefährlich, da ihr Gesamtbestand so extrem klein ist. Fast jedes einzelne Individuum ist bekannt und kann jederzeit anhand seines individuellen Fellmusters identifiziert werden. Je kleiner ein Bestand ist, desto größer ist die Rolle des Zufalls und desto verheerender können die Auswirkungen von Zufallsereignissen wie Krankheiten sein. In den letzten Jahren sind zum Beispiel in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nur männliche Jungtiere geboren worden. Außerdem drohen extrem kleinen Populationen Inzuchteffekte wie u.a. der Verlust ihrer genetischen Vielfalt und die Abnahme der Fruchtbarkeit. Bei Amur-Leoparden gibt es regelmäßig Paarungen zwischen nahen Verwandten. Im Vergleich mit den anderen Leopardenunterarten wurde bei Amur-Leoparden bereits die geringste genetische Vielfalt festgestellt. Sie ist bei ihnen etwa so verarmt wie bei Asiatischen Löwen und Florida-Panthern.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

WWF-Projekte zum Schutz der Amur-Leoparden

Der Amur-Leopardenschutz ist seit Jahrzehnten ein großes Thema für den WWF. Amur-Leoparden gehören ebenso wie Tiger, Eisbären, Nashörner, Elefanten, Menschenaffen, Große Pandas und weitere Arten zu den Flaggschiffarten des World Wide Fund for Nature. Der WWF ist weltweit in zahlreichen Projekten zum Schutz und zur Erforschung bedrohter Arten aktiv und hat bereits viel erreicht.

Weitere Informationen zu Leoparden

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    Ob trockene Savanne, feuchter Regenwald oder eisiges Hochgebirge – Leoparden und Schneeleoparden haben sich an verschiedene, teilweise extreme Lebensräume, angepasst. Weiterlesen...

  • Persischer Leopard im Schnee © Ola Jennersten / WWF Schweden Leopardenschutz im Südkaukasus

    Seit Anfang der 2000er Jahre hat sich die Situation verbessert - dank der Erfolge, die der WWF mit seinen Partnern erzielen konnte. Weiterlesen ...

Tierporträts im WWF-Artenlexikon

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