Der Atlantische Butterfisch im Steckbrief

Verwandtschaft Familie der Butterfische (Pholidae) mit 15 Arten. Aalartig langgestreckte Meeresfische aus der Gruppe der Barschverwandten
Größe bis 25 cm lang
Besonderheiten 9 – 13 Augenflecken an der Basis der Rückenflosse. Beide Elternteile betreiben Brutpflege und bewachen den Laichklumpen.
Soziale Organisation einzelgängerische Lebensweise bis auf die Laichzeit
Fortpflanzung Laichzeit November bis Januar, 80 – 200 Eier in leeren Muschelschalen oder unter Steinen als Laichklumpen
Lebenserwartung vermutlich nur bis zu 5 Jahre (nachgewiesen), eventuell auch älter
Geografische Verbreitung Küsten des Nordatlantiks. Im Ostatlantik vom Weißen Meer (Kanin-Halbinsel) bis nach La Rochelle an der französischen Atlantikküste. Ostsee bis maximal etwa Rügen
Lebensraum flachere Küstengewässer und Gezeitenzone, Wassertiefen bis 30 m, im Winter auch in Wassertiefen bis 100 m, bevorzugt auf Muschelbänken und anderen strukturreichen Meeresböden (Algen, Seegräser, Steine)
Ernährung bodennah; unter anderem kleine Strandkrabben, vielborstige Würmer, Flohkrebse, Meerasseln und Fischlaich anderer Arten
Bestandsgröße nicht bekannt
Gefährdungsstatus nicht gefährdet

Wo werden Atlantische Butterfische in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Ein kleiner Fisch, der typisch für den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer ist. © Michael Reiter
Ein kleiner Fisch, der typisch für den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer ist. © Michael Reiter

Der Atlantische Butterfisch (Pholis gunnellus) gehört zur Familie der Butterfische (Pholidae). Sie umfasst 15 Arten, bei denen es sich um aalartig langgestreckte, kleinere Meeresfische aus der Gruppe der Barschverwandten handelt. Butterfische haben eine durchgängige Rückenflosse und eine kleine abgerundete Schwanzflosse. Sie haben nur noch sehr kleine Brustflossen.

Hin und wieder wird im Restaurant ein „Butterfisch“ angeboten. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um den Atlantischen Butterfisch, sondern um den Escolar oder die Buttermakrele. Das ist ein großer Raubfisch aus der Familie der Schlangenmakrelen, der in Wassertiefen bis 1.100 m lebt. Er kann über zwei Meter lang und bis zu 45 kg schwer werden. Diese Fische kommen meist aus dem südlichen Atlantik oder südlichen Indischen Ozean.

Wie sieht der Atlantische Butterfisch aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Der in Nord- und Ostsee heimische Butterfisch wird bis zu 25 cm lang. Die Seiten sind etwas abgeflacht. Er ist meist hellbraun oder beige gefärbt mit dunkelbraunen senkrechten Fleckenbändern. Es gibt aber viele Farbvariationen. Die durchgehende Rückenflosse lässt ihn einem Aal ähneln. Der Butterfisch hat jedoch eine abgerundete Schwanzflosse. Bestes Erkennungsmerkmal sind neun bis 13 „Augenflecke“ an der Basis der Rückenflosse. Sie sind schwarz und haben oftmals einen weißen Rand.

Kann man den Atlantischen Butterfisch mit anderen Arten verwechseln?

Der Atlantische Butterfisch ähnelt sehr der Aalmutter (Zoarces viviparus), ist allerdings etwas kleiner. Zudem hat die Rückenflosse der Aalmutter eine kleine Einkerbung, bevor sie in die fast dreieckige Schwanzflosse übergeht. Die senkrechte Bänderung und die Augenflecke sind bei der Aalmutter nicht vorhanden. Aufgrund der Augenflecke hat sich der mundartliche Ausdruck „Neegenoog“Neunauge – für den Butterfisch entwickelt. Mit den echten Neunaugen (Meerneunauge Petromyzon marinus und Flussneunauge Lampetra fluviatilis) sind Butterfische nicht zu verwechseln, denn bei deren „neun Augen“ handelt es sich um sieben Kiemenöffnungen hinter dem Kopf sowie Nase und Auge.

Wo und wie leben Atlantische Butterfische?

Ihr Verbreitungsgebiet und Lebensraum, ihre Aktivität

Butterfisch am Meeresgrund © Wolf Wichmann
Butterfische halten sich bevorzugt an Miesmuschelbänken auf – ein ideales Versteck, hier sind sie gut getarnt mit ihrer Färbung. © Wolf Wichmann

Der Atlantische Butterfisch lebt an flachen Küsten bis in Wassertiefen von bis zu 30 m. Er ist ein typischer Bewohner des Wattenmeeres. Butterfische halten sich bevorzugt über strukturreichen Untergründen auf, also beispielsweise an Miesmuschelbänken, Steinunterlagen oder Bereichen mit Pflanzenbewuchs, also z. B. Algen oder Seegräsern. Hier kann der einzelgängerisch und bodennah lebende Fisch nach Nahrung suchen. In den flachen Prielen mit sandigem oder schlickigem Meeresboden ist der Butterfisch nicht so häufig. Regelmäßig kommt er dagegen in den tiefen Rinnen und Wattströmen mit ihren wechselnden Untergründen vor.

Doch auch an den Miesmuschel- und Austernbänken im Flachwasser sind Butterfische zu beobachten. Blasentang, der sich auf den Muschelbänken mitunter ansiedelt, bietet dem Butterfisch Schutz. Der Fisch versteckt sich unter dem Tang und ist dadurch auch vor den höheren Temperaturen durch Sonneneinstrahlung im Flachwasser geschützt. Selbst das Trockenfallen scheint er in einem solchen Versteck bis zu drei Tage zu überstehen, wie Berichte zeigen. Offenbar können Butterfische dann für eine Weile zur Luftatmung übergehen.

Was ist über die Fortpflanzung von Atlantischen Butterfischen bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Atlantischer Butterfisch © IMAGO / agefotostock
Atlantischer Butterfisch © IMAGO / agefotostock

Atlantische Butterfische werden erst mit etwa drei Jahren geschlechtsreif. Es ist unklar, wie alt sie wirklich werden können. Belegt ist ein Alter von nur fünf Jahren. Wenn das ihre maximale Lebenserwartung sein sollte, können sie sich nur wenige Male fortpflanzen. Im Wattenmeer beginnt die Balz im späten Herbst. Das Männchen verfärbt sich dann, der Kopf wird gelblich oder rötlich. Das Weibchen legt etwa 80 bis 200 Eier, das Männchen gibt sein Sperma darüber ab. Die befruchteten Eier werden vom Weibchen zu haselnussgroßen Kugeln verpackt und in Hohlräumen, zum Beispiel leeren Muschelschalen oder zwischen Steinen, abgelegt. Beide Elternteile betreiben Brutpflege. Die Brutdauer beträgt rund acht Wochen. Abwechselnd bewacht eines der beiden den Laich und schlängelt sich auch schützend darum.

Wenn die Larven schlüpfen, sind sie bereits etwa neun Millimeter groß. Sie werden von der Strömung verdriftet und leben zunächst im Freiwasser, wo sie sich von Plankton ernähren. Erst mit einer Größe von etwa drei Zentimetern gehen sie zur bodennahen Lebensweise über.

Wie ernähren sich Atlantische Butterfische?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Atlantische Butterfische sind nicht besonders groß – und so ist auch ihre Nahrung eher klein. Diese finden sie vor allem an Muschelbänken, aber auch zwischen Algen, Seegräsern oder bewachsenen Steinen. Ihre Lieblingsbeute sind junge, kleine Strandkrabben. Aber sie verschmähen auch andere kleinste Krebstiere nicht, ebenso wenig wie vielborstige Würmer (sogenannte Polychaeten), Flohkrebse oder Meerasseln. Auch der Laich von anderen Fischarten steht auf dem Speiseplan der Butterfische.

Wie viele Atlantische Butterfische gibt es im Wattenmeer?

Ihr Bestand

Es ist nicht bekannt, wie viele Atlantische Butterfische es im Wattenmeer oder insgesamt gibt. Da die Art wirtschaftlich nicht genutzt wird, gibt es keine regelmäßigen Bestandsuntersuchungen. Allerdings landeten Butterfische immer wieder als Beifang in der Krabbenfischerei. Bereits in den 1980er und 1990er Jahren haben Fischereiforschende auf der Grundlage von Beifang-Ergebnissen versucht, den Bestand an Butterfischen zu berechnen. Hieraus ergab sich eine Schätzung, dass sich im Sommer etwa eine halbe Million Butterfische im Wattenmeer aufhalten. Jedoch ist dieser Wert möglicherweise zu niedrig, da sich die meisten Butterfische an Muschelbänken oder Steinböden aufhalten, wo die Krabbenfischerei weniger stattfindet.

Sind Atlantische Butterfische bedroht und werden mögliche Bestandsveränderungen erforscht?

Bedrohungen, Gefährdungsstatus und Forschung

Butterfische halten sich gern an Muschelbänken auf © IMAGO / blickwinkel
Butterfische halten sich gern an Muschelbänken auf © IMAGO / blickwinkel

Da es keine gute Abschätzung über die Bestandsgröße von Atlantischen Butterfischen gibt und auch keine Ergebnisse aus dem Fischmonitoring, sind Aussagen über den Gefährdungsgrad von Butterfischen im Wattenmeer schwierig. Es gibt in allen drei Wattenmeer-Staaten (Dänemark, Deutschland sowie Niederlande) ein Fischmonitoring. Dieses fokussiert jedoch auf andere Arten, und die Erfassungsmethoden sind recht unterschiedlich. Auch Aufzeichnungen verschiedener Forschungsinstitute seit den 1960er Jahren, deren Datenreihen beispielsweise in die Quality Status Reports einbezogen wurden, enthalten wenig über Butterfische.

Im Rahmen der trilateralen Wattenmeerzusammenarbeit Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande wurden 2010 in einem gemeinsamen Wattenmeerplan auch schutzbezogene Ziele für Fische im Wattenmeer verabschiedet. Später folgte das trilaterale Swimway-Programm, mit dessen Umsetzung ein Beitrag zur Erreichung der Fisch-Ziele geleistet werden soll. Ein wichtiger Pfeiler dieses Programms ist Forschung und Monitoring. Es ist zu wünschen, dass als Teil des Wattenmeer-Monitorings verbesserte Methoden zur Fischerfassung entwickelt werden. Mit ihnen sollten auch Arten erfasst werden, die zwar kommerziell unwichtig, aber für den einmaligen Lebensraum an der Nordseeküste typisch sind. Das künftige Fischmonitoring sollte zudem mit möglichst geringen Verlusten an Fischen auskommen.

Wie kann man Atlantische Butterfische schützen?

Da sich Atlantische Butterfische an Miesmuschelbänken und anderen strukturreichen Lebensräumen in der Unterwasserwelt des Wattenmeeres aufhalten, ist vor allem der Erhalt dieser Lebensräume von großer Bedeutung für das Überleben dieser Art. Hierzu gehört, auch Muschelbänke im Sublitoral (dem ständig wasserbedeckten Bereich des Wattenmeeres) vor der Muschelfischerei zu schützen. Die Vereinbarungen zur Muschelfischerei in Schleswig-Holstein 2015 waren hierfür ein erster wichtiger Schritt, zumindest für diesen Teil des Wattenmeeres. Auch die Krabbenfischerei muss naturverträglicher ausgerichtet werden, damit Butterfische nicht als Beifang enden. Der WWF engagiert sich seit vielen Jahren für mehr fischereifreie Gebiete und weniger Beifang im Wattenmeer.

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