Der Nagelrochen im Steckbrief

Lebensraum Überwiegend flache Küstengewässer zwischen 10 und 60 Metern Tiefe, gelegentlich sogar bis 300 Meter. In kühlen nördlichen Gewässern treten sie in geringeren Tiefen auf als in den warmen südlichen Meeren. Ästuare und große, flache Buchten sind besonders wichtig als Laich- und Nahrungsgebiete.
Geografische Verbreitung Gesamtes europäisches Schelf bis Barentssee, Mittelmeer und Schwarzes Meer – außer zentrale und südliche Ostsee. Weiter südlich erstreckt sich das Verbreitungsgebiet entlang der atlantischen Inseln und der Küste Westafrikas bis nach Namibia.
Gefährdungsstatus IUCN: zurückgehend.
Bestandsgröße Unbekannt, vermutlich abnehmend (IUCN, 2009).

Opfer des Beifangs

Nagelrochen. © Vassil
Nagelrochen. © Vassil

Nagelrochen werden in Deutschland auch als Stein- oder Dornrochen verkauft, möglicherweise auch als Stachel- oder Keulenrochen. Der einzige zulässige biologische Name ist jedoch Nagelrochen. Seinen Namen bekam dieser Fisch wegen der zahlreichen charakteristischen Dornen auf der braunen, mit hellen und dunklen Flecken gezeichneten Körperoberseite.

Nagelrochen werden sieben bis zehn, maximal 15 Jahre alt und sind damit vergleichsweise langlebig. Sie haben eine relativ geringe Wachstumsrate und werden spät geschlechtsreif. Dies macht die Art – zusammen mit einer sehr geringen jährlichen Reproduktionsrate – sehr empfindlich gegenüber Fischfang in größerem Stil, insbesondere die ablaichenden Tiere. Noch dazu gelten nur die flügelartigen, fettarmen Brustflossen des Nagelrochens als Delikatesse, die sich sehr gut zum Braten eignen. Der Schwanzrücken wird geräuchert und mariniert als “Seeforelle” auf dem Markt angeboten. Der Rest des Fisches wird weggeworfen.

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten Nagelrochen zu den häufigsten Rochenarten der europäischen Meere. Ein bekanntes Aufwuchsgebiet für Nagelrochen und verwandte Arten ist die äußere Themsemündung und das Ästuar „The Wash“ vor der englischen Ostküste. Früher war auch das Wattenmeer eine Kinderstube für Nagelrochen. Heute sind sie im Wattenmeer praktisch ausgestorben.

Auch im gesamten Verbreitungsgebiet ist der Bestand an Nagelrochen zurückgegangen. Besonders deutlich in der Nordsee: Hier hat der Nagelrochen seit den 80er Jahren 56 Prozent seines Verbreitungsgebietes eingebüßt. Da gerade große, ausgewachsene Rochen schwer den Bodenschleppnetzen entgehen können, werden sie oft als Beifang mitgefangen. So werden der Population geschlechtsfähige Weibchen entzogen, vor allem bei einer gezielten Fischerei auf Ansammlungen ablaichender Rochen.

Nagelrochen werden aber auch gezielt mit Langleinen oder Stellnetzen gefangen. Spätestens seit 2007 gilt daher der Nagelrochenbestand der Nordsee als durch Überfischung erschöpft. Doch immer noch ist der Wert der Rochenflügel auf dem Markt so hoch, dass die Fischerei nicht ganz eingestellt wird.

Der WWF setzt sich seit langem für den Schutz von Haien und Rochen in aller Welt ein. Dazu gehören das Management von Meeresschutzgebieten, Kampagnen gegen den Fang und Beifang ebenso wie der Einsatz für eine Null-Fangquote für Nagelrochen und andere Arten in der Nordsee.

In Zusammenarbeit mit großen Lebensmittelketten ist es dem WWF gelungen, viele bedrohte Fischarten aus den Supermarktregalen zu verbannen und durch umweltverträglich gefangene Fischprodukte auf dem Markt zu ersetzen. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit dem Marine Stewardship Council (MSC) – der internationalen Organisation, die Standards für ein Umweltsiegel für Fisch entwickelt hat. Das MSC-Gütezeichen signalisiert dem Verbraucher, dass es sich um ein Produkt aus garantiert umweltverträglich bewirtschafteter Fischerei handelt.

Zur Information über gute Alternativen zu Nagelrochen und anderen Haiprodukten empfiehlt der WWF seinen regelmäßig aktualisierten Einkaufsratgeber Fisch.

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