Der Bengal-Tiger im Steckbrief

Lebensraum Mangrovenwälder der Sundarbans, Trockenwälder des indischen Subkontinents, bis in hohe Lagen des Himalaja
Geografische Verbreitung   Indien, Nepal, Bhutan und Bangladesch
Gefährdungsstatus  IUCN: "stark gefährdet", CITES: Anhang I
Bestandsgröße Indien: 3.167 (Stand 2023), Nepal: 355 (2022), Bhutan: 103 (2015), Bangladesh: 106 (2015)
Bengal-Tiger © naturepl.com / Francois Savigny / WWF
Bengal-Tiger © naturepl.com / Francois Savigny / WWF

Der einstige Herrscher des Subkontinents

Der Bengal-Tiger kam vermutlich vor etwa 12.000 Jahren auf den indischen Subkontinent, ist also ein relativ später Einwanderer. Die meisten Bengal-Tiger leben heute in Indien, aber ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis in den Himalaja in Nepal und Bhutan, wo sie schon auf über 4000 Metern Höhe gesichtet wurden, über Bangladesh bis nach West-Myanmar. Die Sundarbans, die weltgrößten Mangrovenwälder am Mündungsgebiet von vier großen Flüssen in Indien und Bangladesch, beherbergen vermutlich die größte noch zusammenhängende Tigerpopulation.
 

Der Bengal-Tiger war schon 2500 v.Chr. das Wahrzeichen des heutigen Indien und ist es bis heute geblieben. Einst war er in seinem Verbreitungsgebiet zahlreich vertreten. Heute ergeht es ihm wie seinen Artgenossen überall in Asien: Durch Wilderei und Lebensraumverlust in voneinander isolierte Resthabitate zurückgedrängt überlebt er nur in kleinen Populationen, hauptsächlich in Schutzgebieten und extra eingerichteten Tigerreservaten.

Doch es gibt Entwicklungen, die Mut machen.Im April 2023 wurde das Ergebnis aktueller Bestandszählungen der Tiger in Indien bekannt gegeben: Aktuellen Zählungen zufolge leben heute wieder 3.167 (Stand 2023) Tiger in Indien. Vor fünf Jahren waren es noch 2.967. Die nationalen Tigerzählungen in Nepal zeichnen ebenfalls einen positiven Trend: Bereits im Juli 2022 veröffentlichte Nepal die Ergebnisse seiner Tiger-Zählungen und konnte mit fast dreifach so vielen Tigern einen enormen Erfolg vermelden. Im Jahr 2009 gab es in dem südasiatischen Land nur noch etwa 121 wild lebende Tiger. Die Populationen waren rückläufig. Heute leben wieder 355 (Stand 2022) der bedrohten Großkatzen in Nepal, so die Auswertung aufwendiger Zählungen – ein Anstieg von 190 Prozent.

Nachdem in der Kolonialzeit ihre Bestände unerschöpflich schienen und bis in die frühen 1970er Jahre Tiger in Indien als Freizeitsport gejagt worden waren, fielen die Bestände von geschätzten 40.000 um 1900 auf ein Tief von etwa 1.800 Tieren in den 1970er Jahren. Im Jahr 1972 wurde der Bengal-Tiger in Indien unter der Schirmherrschaft von Staatschefin Indira Gandhi unter Schutz gestellt und von ihr das indienweite „Project Tiger“ initiiert. Im Rahmen des Projektes wurden 23 Nationalparks zum Schutz der Großkatze ausgewiesen. Mittlerweile gibt es in Indien 37 Tiger-Schutzgebiete in 17 Bundesstaaten.

Trotz erheblicher Dezimierung leben heute mehr Bengal-Tiger in der Wildnis als die Summe aller anderen Tiger-Unterarten zusammen.

Die Nationalparks basieren auf dem Kern- und Pufferzonen-Konzept, das den Tieren ermöglichen soll, sich in den Kernzonen ungestört fortzupflanzen und dabei nicht vom Menschen gestört zu werden, die nur die Pufferzonen betreten dürfen. Durch diese „Zonierung“ von Schutzgebieten und Pufferzonen sollen aber auch die Begegnungen zwischen Tigern und Menschen reduziert werden. So genannte Mensch-Tiger-Konflikte, in denen oft Nutz- und Haustiere der lokalen Bevölkerung, manchmal aber auch Menschen zu Schaden kommen, sind meistens der Grund für Rachetötungen. Die Menschen töten die Tiger dann aus Wut, Trauer und Angst, was in der Vergangenheit neben Lebensraumverlust und Wilderei ein wesentlicher Grund für das zunehmende Verschwinden der Großkatzen war.

Damit sich die Tiger weiterhin erholen, müssen sich die Populationen aber auch austauschen und die Individuen neue Territorien besiedeln können. Deshalb sollen zwischen den einzelnen Schutzgebieten grüne, intakte Korridore erhalten bleiben. Ein Gebiet, in dem dieses Konzept ein Erfolg ist, liegt in Nordindien. Hier befinden sich im so genannten „Terai Arc“ elf Schutzgebiete in den Trockenwäldern der Himalaja-Ausläufer, die durch Korridore verbunden sind und in denen das Kern- und Pufferzonen-Prinzip nicht nur den Tigerpopulationen, sondern auch dem Wald und somit dem Schutz der Lebensgrundlagen der Menschen zugute kommt. Entlang der nepalesisch-indischen Grenze soll so als eines der letzten großen Rückzugsgebiete des Bengal-Tigers eine zusammenhängende Kette von Tigerhabitaten entstehen.

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