Seepferdchen umschwebt immer etwas Sagenumwobenes und viele Menschen finden sie faszinierend. Schon in der griechischen Mythologie wurden Seepferdchen beschrieben und fanden im Laufe der Jahrhunderte einen Platz in Kunst und Literatur. Nur selten lassen sich diese wundersamen Fische beobachten. Klein und gut getarnt leben sie zwischen Seegräsern, Algen oder auch Korallen. Weltweit sind mehr als 50 Arten verbreitet und es werden immer wieder auch neue entdeckt, beispielsweise bei den nur bis zu wenigen Zentimeter großen Zwergseepferdchen. Das Kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) und das Langschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus guttulatus) kommen auch in der Nordsee vor.

Das Seepferdchen im Steckbrief

Verwandtschaft Seepferdchen (Hippocampus ssp.) gehören zu den Knochenfischen (Osteichthyes) und hier zu den Strahlenflossern. Sie sind Teil der Familie der Seenadeln (Syngnathidae).
Größe Die in der Nordsee lebenden Arten werden etwa 15 – 20 cm groß. Zwergseepferdchen nur bis zu 2 cm, die größte Seepferdchenart 30 – 35 cm.
Gewicht Gewicht je nach Art verschieden. Das Langschnäuzige Seepferdchen wiegt ca. 15 Gramm.
Besonderheiten Die Männchen tragen den Nachwuchs in ihrer Bauchtasche aus und bringen diesen lebend zur Welt.
Soziale Organisation Seepferdchen leben einzeln oder paarweise.
Fortpflanzung Geschlechtsreife nach 6 – 12 Monaten, Tragzeit ca. 20 – 21 Tage, Paarungszeit bei den in der Nordsee vorkommenden Arten April bis Oktober.
Lebenserwartung weitgehend unbekannt, in Gefangenschaft bis zu 5 Jahre belegt
Geografische Verbreitung Seepferdchen kommen weltweit in tropischen bis warm-gemäßigten Breiten vor; Lang- und Kurzschnäuziges Seepferdchen in warm-gemäßigten Gewässern Europas. Verbreitet im Mittelmeer, Schwarzes Meer, vom nördlichen Afrika/südlichen Europa bis Großbritannien, Ärmelkanal, Nordseeküste der Beneluxstaaten.
Lebensraum geschützte Bereiche flacher Küstengewässer wie Seegraswiesen, algenbewachsene Riffe. Tropische/Subtropische Arten auch in Mangroven oder an Korallenriffen.
Ernährung Kleinkrebse und Zooplankton, die eingesaugt werden.
Bestandsgröße unzureichende Datengrundlage für alle Arten. Derzeit (2023) 57 bekannte Arten. Trend bei den meisten Arten abnehmend.
Gefährdungsstatus IUCN: bei vielen Arten ist die Datengrundlage für eine Einstufung unzureichend. CITES: Anhang II (potenziell vom Aussterben bedroht).

Wo werden Seepferdchen in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Seepferdchen (Hippocampus ssp.) gehören zu den Knochenfischen (Osteichthyes) und hier zu den Strahlenflossern. Sie besitzen Flossen, die aus knöchernen Strahlen bestehen, zwischen denen Schwimmhäute aufgespannt sind. An den Rückenflossen der Seepferdchen lassen sich diese knöchernen Strahlen erkennen, ihre Anzahl ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den verschiedenen Arten. Seepferdchen besitzen ein knöchernes Skelett, haben jedoch keinen Kiefer oder Zähne. Seepferdchen gehören zur Familie der Seenadeln (Syngnathidae). Zu dieser Familie gehören weltweit mehrere hundert Arten: Seenadeln, Fetzenfische und Seepferdchen. Es gibt Seenadeln, die Seepferdchen sehr ähnlichsehen bzw. anders herum. Die kleinsten Zwerg- oder Pygmäen-Seepferdchen tarnen sich als Korallen oder Algen und sind nur bis zu zwei Zentimeter groß. Die Gattung der Seepferdchen umfasst derzeit 57 Arten (2023). Die Einordnung mancher Arten als eigene Art oder Unterart variiert, und es werden auch immer wieder neue Arten entdeckt, beispielsweise das Zwerg-Seepferdchen. Das Langschnäuzige Seepferdchen wurde von Cuvier 1829 das erste Mal beschrieben, das Kurzschnäuzige Seepferdchen von Linnaeus 1758.

Wie sehen Seepferdchen aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Seepferdchen © Philipp Kanstinger / WWF
Kurzschnäuziges Seepferdchen © Philipp Kanstinger / WWF

Seepferdchen sind weniger zerbrechlich und zart als man vermuten würde. Ihr Körper ist von ringförmigen Platten aus Knochensubstanz umgeben, die wie Ringe wirken. Am Rumpf befinden sich bis zu 15 solcher Ringe. Der Schwanz ist nahezu quadratisch und ebenfalls von solchen Knochenplatten umgeben, etwa 30 Knochenringe können es sein. Mit dem Schwanz können Seepferdchen greifen und sich an Pflanzen oder an anderen Seepferdchen festhalten.

Entlang der Rückenlinie sind bei manchen Arten Stacheln ausgebildet. Der Kopf ist nach vorn und unten gerichtet. Viele Arten weisen eine lange Schnauze auf. Ihre Länge dient als wichtiges Unterscheidungsmerkmal, ebenso wie die bei einigen Arten vorkommende Krone aus Hautfäden (z. B. beim Langschnäuzigen Seepferdchen). Diese Hautfäden können sich bis zur Rückenflosse hinabziehen und muten wie Haare an.

Die Größe eines Seepferdchens reicht von wenigen Zentimetern Länge bis zu 35 Zentimeter.

Das Kurzschnäuzige Seepferdchen hat keine Hautfäden. Es ist meist dunkel braun oder grau gefärbt. Typisch sind zwei Knochenhöcker (Dornen) über den Augen. Es wird etwa 15 Zentimeter groß. Die Schnauze umfasst weniger als ein Drittel der Kopflänge. Die Rückenflosse besitzt höchstens 18 Strahlen.

Das Langschnäuzige Seepferdchen weist eine Schnauze auf, die mehr als ein Drittel seiner Kopflänge umfasst (daher der Name). Es ist oft grünlich-gelb gefärbt, auch bräunlich. Seepferdchen können ihre Färbung dem Untergrund anpassen, diese Art ist sehr variabel gefärbt. Typisch sind weiße Punkte auf dem Körper sowie eine Krone aus Hautfäden, die sich bis in die Rückenlinie ziehen können. Es hat keine Knochenhöcker über den Augen. Das Langschnäuzige Seepferdchen wird mit bis zu 22 Zentimeter etwas größer als sein Verwandter. Seine Rückenflosse besitzt mehr als 19 Strahlen.

Wie leben Seepferdchen?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Seepferdchen leben in der Regel monogam. Haben sie also einmal einen Partner gefunden, bleiben sie meist ein Leben lang mit diesem verbunden. Es gibt jedoch auch Forschungsergebnisse, die bei manchen Seepferdchenarten zeigen, dass das Weibchen nur eine Saison bei einem Partner bleibt oder sich mit einem anderen Männchen paart, wenn sich der Gesundheitszustand des ursprünglichen Partners verschlechtert.

Männchen können auch um ein Weibchen kämpfen: sie klammern sich zunächst am Schwanz ihres Rivalen fest und versuchen dann, sich mit einer Art Schwimmbewegung abzustoßen und so das andere Männchen von sich weg zu drängen.

Wissenschaftler:innen konnten nachweisen, dass sowohl Männchen als auch Weibchen verschiedene Klick-Töne zwischen 50 und 800 Hertz hervorbringen mit denen sie kommunizieren. Vor allem werden diese Klicks während der Balz und der Paarung erzeugt, offenbar aber auch im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Darüber hinaus gibt es ein undefinierbares „Knurren“ unterhalb von 200 Hertz, das vermutlich Unbehagen oder Abwehr ausdrückt. Diese Laute werden auf unterschiedliche Weise erzeugt. Die Klicks werden mit Hilfe der Schädelknochen erzeugt: das Seepferdchen wirft den Kopf zurück, wobei zwei Schädelknochen am Hinterkopf gegeneinander reiben. Das „Knurren“ wird vermutlich durch Muskelkontraktionen an der Körperseite erzeugt, eventuell aber auch mit Hilfe der Wangenknochen.

Vieles ist noch unbekannt in der Lebensweise dieser besonderen Fische. Ihre Fortbewegung erfolgt nur langsam und mit Hilfe ihrer Rückenflossen, die sich wellenförmig bewegen. Die winzigen Brustflossen dienen der Steuerung. Junge Seepferdchen lassen sich mit den Meeresströmungen verdriften.

Was ist über die Fortpflanzung von Seepferdchen bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Kurzschnäuziges Seepferdchen © Monika Hecker / LKN
Kurzschnäuziges Seepferdchen © Monika Hecker / LKN

Seepferdchen werden bereits in ihrem ersten Lebensjahr geschlechtsreif, im Alter von sechs bis 12 Monaten. Allerdings gelingt jungen Seepferdchen nicht gleich beim ersten Mal eine erfolgreiche Fortpflanzung, denn der Paarung geht eine längere Balz voraus, bei der die Bewegungen der Partner perfekt auf einander abgestimmt sein müssen. Haben sich Männchen und Weibchen gefunden, bleiben sie meist ein Leben lang zusammen bzw. halten sich in der Nähe ihres Partners auf und pflanzen sich in der Regel nur mit diesem fort (monogame Lebensweise). Das Besondere: bei den Seepferdchen trägt das Männchen die befruchteten Eier aus und bringt die lebenden Jungen nach einer Tragzeit von durchschnittlich drei Wochen zur Welt.

Haben sich zwei Seepferdchen gefunden, beginnt eine mehrere Tage oder Wochen dauernde „Flirtphase“, in der die beiden aufeinander zuschwimmen, sich mit den Schwänzen gegenseitig festhalten und neben einander schwimmen, bis ihre Bewegungen synchron sind. Dieses Ritual wird jeden Morgen durchgeführt, bis die hormonelle Entwicklung so weit ist, dass sie sich vermehren können. Dann kommt es zum Paarungstanz, bei dem das Weibchen die Eier über eine Ausstülpung im Unterbauch – dem Ovipositor – in die Bauchtausche des Männchens spritzt. Das Männchen stößt sein Sperma in das umgebende Wasser ab, das vermutlich über den Ovipositor mit aufgenommen und mit den Eiern in die Bauchtasche gegeben wird. Hier in der Bauchtasche findet die Befruchtung der Eier statt. Je nach Art und je nachdem, wie gut die Partner aufeinander abgestimmt sind, werden zwischen 60 und mehreren hundert Eiern befruchtet.

Die befruchteten Eier nisten sich in der Bruttaschenwand ein, dem Epithel. Nahrung erhalten die Embryonen überwiegend vom Dottersack, allerdings werden sie auch vom Vater mit Hilfe von Prolaktin und Progesteron über das Epithel versorgt, vor allem mit Glucose und Sauerstoff. In der Tragzeit besucht das Weibchen jeden Morgen das Männchen zu einem „Begrüßungstanz“. Je nach Art und abhängig vom Ernährungszustand des Männchens und den Umgebungsfaktoren sind die Mini-Seepferdchen nach zwei bis vier Wochen weit genug entwickelt, um die Bruttasche zu verlassen. Bei den in der Nordsee vorkommenden Arten sind es rund 20 bis 21 Tage. Das Männchen stößt den nur wenige Millimeter großen Nachwuchs durch Muskelkontraktionen nach und nach aus. Die Geburt findet meist nachts statt. Die Neugeborenen sind dann auf sich selbst gestellt und können schnell verdriftet werden. Daher sind auch sie auf Schutz durch dichten Pflanzen- oder Algenbewuchs angewiesen, wie in einer Seegraswiese. Trotzdem überlebt nur ein Bruchteil des Nachwuchses.

Kurz nach der Geburt ist das Männchen wieder paarungsbereit. So können sich Seepferdchen mehrfach in der sommerlichen Paarungszeit fortpflanzen. Bei den Kurz- und Langschnäuzigen Seepferdchen auf der Nordhalbkugel ist das die Zeit etwa zwischen April und Oktober.

Über die Lebenserwartung von Seepferdchen ist nicht viel bekannt. Nur wenige Wissenschaftler:innen haben diese einzigartigen Lebewesen markiert und über Jahre hinweg beobachten können. Den Forschungsergebnissen nach können Seepferdchen fünf bis sechs Jahre alt werden. Aus Gefangenschaftshaltung (z. B. in Zoos) sind fünf Jahre belegt.

Wo leben Seepferdchen?

Ihr Verbreitungsgebiet

Die Kurzschnäuzigen Seepferdchen kommen in den warm-gemäßigten Gewässern vor. Vor der westafrikanischen Küste (Senegal, Mauretanien) sind sie anzutreffen, vor allem im Mittelmeer bis zum Suezkanal, auch im Schwarzen Meer, sowie im Nordostatlantik entlang der Küsten Frankreichs, Irlands und Südenglands bis an die südliche Nordseeküste. In den letzten Jahren gibt es auch immer mehr Funde an der Wattenmeerküste und sogar aus Dänemark.

Die Langschnäuzigen Seepferdchen sind im ebenfalls in warm-gemäßigten Küstengewässern weit verbreitet. Ein Verbreitungsschwerpunkt liegt im Mittelmeer, auch im Schwarzen Meer kommt diese Art vor und ihr Bild ziert hier sogar eine Münze. An der Westküste Europas kommen Langschnäuzige Seepferdchen im Ärmelkanal bis in die südlichste Nordsee vor, allerdings bislang wohl nicht bis ins Wattenmeer oder in die Ostsee.

In welchem Lebensraum kommen Seepferdchen vor?

Kurzschnäuziges Seepferdchen zwischen Seegräsern und Rotalgen © Anja Bertuch, WWF
Kurzschnäuziges Seepferdchen zwischen Seegräsern und Rotalgen © Anja Bertuch, WWF

Beiden Arten gemeinsam ist, dass sie in sandigen oder kiesigen Flachwasserbereichen leben und auf dichten Pflanzenbewuchs angewiesen sind, wie beispielsweise Seegraswiesen, oder Algen. Mit der Ausbreitung der ursprünglich aus Japan kommenden Beerentanges (Sargassum muticum), einer Makroalge, scheint sich das Kurzschnäuzige Seepferdchen auch weiter in den Norden auszubreiten. Belege dafür, dass z.B. die seit 2020 im Wattenmeer zunehmend gefundenen Seepferdchen diese Alge tatsächlich nutzen, gibt es bisher aber nicht.

Seegräser und Makroalgen sind auf klares Wasser und starken Lichteinfall angewiesen, da sie wie Landpflanzen Fotosynthese betreiben. In Seegraswiesen finden die Seepferdchen ideale Lebensbedingungen. Diese Leichtgewichte können sich an den Halmen mit ihrem Schwanz festhalten und werden nicht von der Strömung verdriftet. Gleichzeitig sind sie gut getarnt vor möglichen Fressfeinden. Auch ihr Nachwuchs findet ebenso Versteck wie Nahrung. Seepferdchen jagen ihre Beute nicht aktiv, da sie nur langsam schwimmen können, daher ist eine gute Tarnung wichtig für den Jagderfolg.

Seepferdchen sind also maßgeblich an das Vorhandensein ungestörter Seegraswiesen oder Algenbewuchses im Sublitoral – also dem ständig wasserbedeckten Küstenbereich – gebunden. Im Wattenmeer sind die Seegraswiesen im trockenfallenden Bereich vor allem in Schleswig-Holstein in gutem Zustand, wohingegen das Seegras im ständig wasserbedeckten Bereich (Sublitoral) um 1930 verschwand. Das Langschnäuzige Seepferdchen wurde bis in eine Wassertiefe von etwa 20 Metern nachgewiesen, das Kurzschnäuzige Seepferdchen auch noch in Tiefen zwischen 60 und 80 Metern.

Wie ernähren sich Seepferdchen?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Als Räuber ernähren sich Seepferdchen von Kleinkrebsen wie Flohkrebsen, Ruderfußkrebsen und Schwebgarnelen, von kleinsten Fischchen, Larven und anderem Zooplankton, die sie blitzschnell durch ihre röhrenförmige Schnauze aufsaugen. Dabei erzeugt das Zungenbein einen Unterdruck. Ein kleines „Hautventil“ verschließt die am Rücken befindlichen Kiemenöffnungen. Mit Hilfe von Muskeln wird Spannung aufgebaut, die sich dann mit einem Male entlädt und einen starken Sog erzeugt. Dieses Saugschnappen funktioniert jedoch nur auf vergleichsweise kurze Distanz, sodass sich Seepferdchen gut tarnen müssen. Ein Versteck zwischen Seegräsern oder Algen ist daher ideal, um der Beute aufzulauern bzw. geduldig auszuharren, wie bei allen Seenadeln, die auf diese Weise ihre Beute einsaugen. Die Körperform eines Seepferdchens ermöglicht es ihm, den Kopf blitzschnell vorschießen zu lassen, um dichter an die Beute zu gelangen.

Seepferdchen haben keinen Magen. Die Nahrung wird schnell im Darm verdaut. Das wiederum führt dazu, dass diese kleinen Fische sehr viel und beständig Nahrung aufnehmen müssen.

Wie viele Seepferdchen gibt es und sind sie bedroht?

Bedrohungen, Gefährdungsstatus und Bestand

Seepferdchen auf einem chinesischen Markt. © John E. Newby / WWF
Seepferdchen auf einem chinesischen Markt. © John E. Newby / WWF

Von vielen Seepferdchenarten, u.a. auch von den Langschnäuzigen und Kurschnäuzigen Seepferdchen, gibt es bislang kaum verlässliche Bestandszahlen. Wissenschaftler:innen haben in der Vergangenheit immer wieder lokale Bestände untersucht und beispielsweise anhand von Fischereidaten, mit Hilfe von Unterwasseraufnahmen oder an markierten Tieren versucht, in Monitoringprogrammen Aufschluss über Anzahl und Lebensweise der Seepferdchen zu bekommen, mit mäßigem Erfolg.

Laut der Weltnaturschutzunion IUCN gibt es für viele Arten daher auch keine Einstufung in einen Gefährdungsstatus – es gibt einfach zu wenig Daten. Der Trend zeigt, dass weltweit die Bestände jedoch zurückgehen, regional und bei einigen Arten auch zum Teil erheblich. Laut Grill, 2023, sind die Bestände der europäischen Arten Langschnäuziges und Kurzschnäuziges Seepferdchen innerhalb der letzten zehn Jahre um 40 Prozent zurückgegangen.

Die größten Bedrohungen liegen zum einen in der Zerstörung der bevorzugten Lebensräume der Seepferdchen im Flachwasser, beispielsweise von Seegraswiesen und Algenwäldern, durch Grundschleppnetzfischerei oder touristischen Nutzungsdruck, aber auch dem Eintrag von Pestiziden und Düngerrückständen aus der Landwirtschaft.

Zum anderen ist es nach wie vor die Fischerei, die die Bestände zurückgehen lässt. Viele Millionen Seepferdchen werden jedes Jahr aus den Weltmeeren gefischt, versehentlich als Beifang, vor allem aber illegal und ganz bewusst, als Zielart. Denn Seepferdchen gelten als besonders fruchtbar in der traditionellen asiatischen Medizin, so dass ein Großteil von ihnen zu Pulver zermahlen zu hohen Preisen in Asien und in der ganzen Welt zu „Heilzwecken“ verkauft wird. Selbst als totes Souvenir sind Seepferdchen bei Touristen ebenso beliebt wie lebendig bei Hobbyaquarianern. Dabei eignen sich Seepferdchen nicht für die Haltung im heimischen Aquarium – meist überleben sie die Gefangenschaft nur für kurze Zeit, zumal sie auf Salzwasserbedingungen angewiesen sind.

Abkommen, Schutzmaßnahmen

2004 wurden die Seepferdchen Hippocampus ssp. in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES aufgenommen und dadurch besser vor ausuferndem Handel geschützt. Dies hatte in den letzten 20 Jahren zwar Erfolg, jedoch ist der illegale Handel nach wie vor ein großes Problem (siehe auch Cataldo, 2021). Der WWF und die Weltnaturschutzunion IUCN plädieren darüber hinaus für eine bessere Untersuchung und Überwachung des noch stattfindenden Handels mit Seepferdchen.

In vielen Ländern Europas stehen Seepferdchen auf den nationalen Roten Listen gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Arten, z.B. in Frankreich oder Portugal.

Es ist nicht eindeutig, warum Seepferdchen zunehmend in den Spülsäumen des Wattenmeeres auftreten (wobei dies insgesamt immer noch sehr selten vorkommt!): Sind es „Irrgäste“, die sich etwas weiter nach Norden gewagt haben oder mit Stürmen und Meeresströmungen verdriftet wurden, beispielsweise von den englischen Küsten oder aus dem Ärmelkanal? Oder erleben wir zurzeit sogar eine Besiedlung des Wattenmeeres? Spielt dabei die Meereserwärmung eine Rolle, oder die Ausbreitung von Algenarten wie Sargassum nuticum (Beerentang)? Dies gilt es, in den nächsten Jahren herauszufinden. Unklar ist auch, ob Seepferdchen früher im Wattenmeer vielleicht regelmäßig vorkamen. Historische Aufzeichnungen, die dieses belegen könnten, scheint es nicht zu geben.

Der WWF und andere Organisationen engagieren sich gemeinsam für die Erfassung von Seepferdchenfunden an den deutschen Küsten. Wer ein Seepferdchen findet, sollte diesen Fund unbedingt melden – und lebende Tiere auf jeden Fall wieder ins Wasser geben.

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