Die Nasenaffen erhielten ihren Namen wegen der typischen gurkenförmigen Nase der männlichen Tiere. In jungen Jahren noch recht gewöhnlich, wird die Nase mit zunehmendem Alter länger und knolliger. Die Weibchen haben hingegen relativ kleine Stupsnasen. Heimat der Nasenaffen ist die südostasiatische Insel Borneo. Die dortigen Bewohner nennen die Nasenaffen „Bekantan“ oder umgangssprachlich „Monyet Belanda“ – Holländeraffen, weil sie meinen, die roten Nasen ähneln denen sonnenverbrannter Europäer.

Der Nasenaffe im Steckbrief

Verwandtschaft Ordnung der Primaten, Familie der Meerkatzenverwandten
Größe Kopfrumpflänge bei Männchen 73 – 76 cm, bei Weibchen 61 – 64 cm
Gewicht Männchen schwerer als Weibchen, Männchen wiegen 20 – 24 kg, Weibchen ca. 10 kg
Besonderheiten Auffallend große Nase der Männchen und sehr groß erscheinender Bauch.
Soziale Organisation leben in Gruppen
Fortpflanzung ganzjährig, Schwerpunkt von November bis Februar
Jungtiere in der Regel ein einzelnes Jungtier
Lebenserwartung etwa 12 Jahre
Geografische Verbreitung Borneo
Lebensraum Ufer- und Flusswälder, Küsten-Tieflandwälder, einschließlich Mangroven, Moor- und Süßwasser-Sumpfwälder
Ernährung Hauptsächlich Blätter und unreife Früchte
Bestandsgröße Über den Gesamtbestand gibt es keine Angaben. In Sarawak gibt es noch ca. 10.000 Individuen (Stand 2019), in Sabah ca. 6.000 (Stand 2008). In Brunei gibt es nur noch eine Population. Zahlen aus Indonesien sind nicht bekannt. 2004 wurde ihre Zahl dort auf 25.000 geschätzt.
Gefährdungsstatus IUCN: „stark gefährdet“

Wo werden Nasenaffen in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Nasenaffen (Nasalis larvatus) sind eine Primatenart (Cercopithecidae) aus der Familie der Meerkatzenverwandten. Es sind keine Unterarten bekannt.

Wie sehen Nasenaffen aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Männlicher Nasenaffe © John Keizur
Männlicher Nasenaffe © John Keizur

Die Nasenaffen erhielten ihren Namen wegen der typischen gurkenförmigen Nase der männlichen Tiere. In jungen Jahren noch recht gewöhnlich, wird die Nase mit zunehmendem Alter länger und knolliger. Die Weibchen haben hingegen relativ kleine Stupsnasen. Auch der Bauch von Nasenaffen ist auffällig: Der Magen der Nasenaffe ist im Verhältnis zu anderen Affenarten etwa doppelt so groß, sodass der Bauch aufgebläht erscheint.

Die Kopfrumpflänge der männlichen Tiere liegt zwischen 73 und 76 Zentimetern, ihr Schwanz ist 66 bis 67 Zentimeter lang. Weibchen sind etwas kleiner und leichter: sie wiegen etwa 10 Kilogramm, während die Männchen zwischen 20 und 24 Kilogramm auf die Waage bringen.

Das Fell der Nasenaffen ist von einem hellen Braun. Das Bauchfell ist heller als das Rückenfell, auch zu beiden Seiten des unbehaarten Gesichts ist das Fell etwas heller. Arme ab Ellenbogen und Beine ab etwa dem Oberschenkel bzw. Knie sowie die Hände und Füße der Nasenaffen sind grau. Neugeborene haben ein spärliches, schwärzliches Fell und blaue Gesichter. Im Alter von etwa vier Monaten ist das Fell braun geworden, das Gesicht behält jedoch bis zu ein Jahr lang einen blaugrauen Schimmer. Nasenaffen haben lange Hinterfüße, die Zehen sind zum Teil mit Schwimmhäuten versehen.

Wie leben Nasenaffen?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Die auffällige Nase und der große Bauch sind typisch für (männliche) Nasenaffen © Alain Compost / WWF
Die auffällige Nase und der große Bauch sind typisch für (männliche) Nasenaffen © Alain Compost / WWF

Nasenaffen sind tagaktive Baumbewohner. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie mit der Nahrungsaufnahme, die von längeren Ruhephasen unterbrochen wird. In fast allen Teilen ihres Verbreitungsgebiets verbringen sie die Nacht auf Bäumen in unmittelbarer Nähe bedeutender Wasserläufe, von denen sie sich auch tagsüber nie weiter als einen Kilometer entfernen. Wenn sich verschiedene Gruppen abends an einem Fluss versammeln, zeigen die ausgewachsenen Männchen häufig ein spektakuläres Schauspiel: sie springen – begleitet von lautem Gebrüll – zwischen den Bäumen hin und her und landen schließlich mit einem lauten Krachen.

Nasenaffen sind sehr gute Schwimmer: Sind die Flüsse so breit, dass sie nicht von Baum zu Baum springend überquert werden können, springen die Tiere von einem hohen Ast aus in den Fluss und legen das letzte Stück zum Ufer schwimmend zurück. Bei sehr breiten Flüssen klettern Nasenaffen zum Ufer hinunter, gehen dort ins Wasser und schwimmen auf die andere Seite. Jungtiere und Weibchen schwimmen in der Regel vorweg, Männchen folgen weiter hinten. Nasenaffen können außerdem beträchtliche Strecken tauchen, wenn sie gestört werden.

Es gibt nur wenige Daten über die täglichen Bewegungsmuster einzelner Gruppen, im Allgemeinen legen sie jedoch weniger als einen Kilometer am Tag zurück. Die Größe der Reviere hängt vom Lebensraum und der Verteilung der Flussläufe ab; sie können zwischen 1,4 und neun Quadratkilometer groß sein.

Nasenaffen sind nicht territorial, die Reviere einzelner Gruppen überlappen sich zu 90 Prozent. Nasenaffen leben in Gruppen, die meist aus einem einzelnen erwachsenen Männchen und bis zu neun erwachsenen Weibchen und deren Nachwuchs bestehen. Sowohl Männchen als auch Weibchen wechseln zwischen den Gruppen. Abends versammeln sich verschiedene Gruppen häufig in der Nähe von Flüssen, an denen sie schlafen.

Was ist über die Fortpflanzung von Nasenaffen bekannt?

Nasenaffen-Weibchen mit Jungtier in Sabah, Borneo © WWF-US / Kelley Ashford
Nasenaffen-Weibchen mit Jungtier in Sabah, Borneo © WWF-US / Kelley Ashford

Weibliche Nasenaffen werden im Alter von drei bis fünf Jahren geschlechtsreif und bekommen etwa alle zwei Jahre Nachwuchs. Die männlichen Tiere werden mit fünf bis sieben Jahren geschlechtsreif. Geburten können das ganze Jahr über vorkommen, es gibt jedoch einen Schwerpunkt in der Regenzeit zwischen November und Februar. Nach einer Tragzeit von etwa 166 Tagen bringen die Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt.

Die Männchen verlassen die Gruppe, in die sie hineingeboren wurden, im Alter von etwa zwei Jahren und schließen sich in der Regel reinen Männchengruppen an. Diese sind in den meisten Fällen ähnlich groß wie die Gruppen mit nur einem Männchen und mehreren Weibchen. Kindstötungen wurden noch nie beobachtet. Gelegentlich verlassen Weibchen mit Säuglingen jedoch ihre Gruppe, was darauf hindeutet, dass Kindstötungen vorkommen können.

Zu den größten Feinden der Nasenaffen gehören Raubtiere wie Krokodile, Nebelparder und Netzpython. Ihr größter Feind aber ist der Mensch. In freier Wildbahn erreichen Nasenaffen ein Alter von etwa 12 Jahren.

Wo leben Nasenaffen?

Verbreitungsgebiet und Lebensraum der Nasenaffen

Heimat der Nasenaffen ist die südostasiatische Insel Borneo. Die dortigen Bewohner nennen die Nasenaffen „Bekantan“ oder umgangssprachlich „Monyet Belanda“ – Holländeraffen, weil sie meinen, die roten Nasen ähneln denen sonnenverbrannter Europäer. Sie sind vorwiegend in Ufer- und Flusswäldern, Küsten-Tieflandwäldern, einschließlich Mangroven sowie Moor- und Süßwasser-Sumpfwäldern verbreitet und entfernen sich selten mehr als einen Kilometer vom Ufer.

Wie ernähren sich Nasenaffen?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Hauptnahrung der Nasenaffen sind energiearme Blätter, unreife Früchte und Samen. Nur gelegentlich fressen sie Baumrinde oder Termitennester. Ein Bezoar genannter Magenstein, ein Gemisch aus verschluckten Haaren, Pflanzenfasern und Speichel, ermöglicht ihnen, auch Blätter zu fressen, die für viele andere Arten ungenießbar sind. Die Art und Vielfalt der Nahrung variiert saisonal und hängt weitgehend von der Verfügbarkeit von essbaren Früchten und Samen ab.

Wie viele Nasenaffen gibt es?

Nasenaffe in Borneo © Anthony Thijssen
Nasenaffe in Borneo © Anthony Thijssen

Wie viele Nasenaffen es auf Borneo insgesamt noch gibt ist nicht bekannt. Nach Angaben der IUCN gibt es in Sarawak weniger als 10.000 Nasenaffen (2019). In Sabah gibt es noch ca. 6.000 Individuen (Stand 2008). In Brunei gibt es nur noch eine Population. Aus Indonesien gibt es keine aktuellen Zahlen. 2004 wurde ihre Anzahl auf 25.000 geschätzt. Die Populationen der Nasenaffen gehen in vielen Gebieten dramatisch zurück. Gründe dafür sind insbesondere der Verlust von Lebensraum und die Jagd. Ihr Lebensraum schrumpfte zwischen 2005 und 2015 schätzungsweise um fast 30 Prozent (beinahe 900.000 Hektar).

Sind Nasenaffen vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Die Art steht auf ganz Borneo unter nationalem Schutz. Trotzdem gefährden Wilderei und Zerstörung des Lebensraums das Überleben der Nasenaffen. Nasenaffen sind in Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES gelistet Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN werden sie als stark gefährdet eingestuft.

Die Bedrohungsfaktoren

Hauptbedrohung für die Nasenaffen ist der Verlust und die Fragmentierung ihres Lebensraums. Die ursprünglichen Lebensräume der Nasenaffen sind die am stärksten entwickelten Gebiete Borneos: Die meisten Menschen leben entlang der Flüsse, die meisten großen Städte liegen in der Nähe der Flussmündungen, und die meisten groß angelegten Landwirtschafts- und Aquakulturprojekte finden sich in den Küsten- und Schwemmlandgebieten. Es gibt nur noch wenige große, intakte Gebiete mit geeignetem Lebensraum und die Affenpopulationen sind heute stark fragmentiert und verstreut; in Sabah sind nur noch schätzungsweise 9,8 Prozent des ursprünglich geeigneten Lebensraums vorhanden. In den verbleibenden Lebensräumen wurden die Mangroven in vielen Gebieten intensiv zur Gewinnung von Pfählen und Holzkohle abgeholzt.

Auch die Jagd könnte in einigen Gebieten in der Vergangenheit erheblich dazu beigetragen haben, dass die Nasenaffen entlang der großen Flüsse nur lückenhaft vorkommen. In den Küstengebieten war die Jagd traditionell kein großes Problem, da die Bewohner überwiegend Muslime sind und kein Affenfleisch essen. Mit dem Aufkommen von Schnellbooten und Schrotflinten kamen die Menschen jedoch aus den Städten, um Nasenaffen zu jagen. Die Angewohnheit der Tiere, offen an den Flüssen zu schlafen, macht sie zu leichten Zielen. 

Im Jahr 2016 hat die indonesische Regierung 25 Arten bestimmt, deren Lebensraum geschützt werden soll und deren Populationen wachsen sollen. Eine von diesen Arten sind Nasenaffen. Dafür gilt es nun, die geeigneten Maßnahmen umzusetzen.

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