Der Europäische Stör im Steckbrief

Verwandtschaft Familie der Acipenseridae, Gattung Acipenser
Größe bis zu 3 Meter, maximale Länge 5,5 – 6 Meter (Einzeltiere, historische Berichte)
Besonderheiten anadromer Wanderfisch, d.h. die erwachsenen Tiere leben im Meer und wandern zum Laichen die Flüsse hinauf, kehren dann ins Meer zurück.
Soziale Organisation einzelgängerische Lebensweise bis auf die Laichzeit
Fortpflanzung Laichzeit April bis Juli/August, je nach Region
Lebenserwartung vermutlich bis zu 100 Jahre
Geografische Verbreitung ursprünglich von Norwegen bis zur Biskaya, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Letzter verbliebener Bestand im Einzugsgebiet der Garonne/Dordogne/Gironde in West-Frankreich (Atlantikküste), wo sich die Art in freier Wildbahn 1994 zuletzt erfolgreich fortpflanzte, heute durch Besatzmaßnahmen gestützt. In Deutschland ausgestorben und erst durch Besatzmaßnahmen seit 2008 wieder eingeführt.
Lebensraum Flüsse und Küstengewässer, überwiegend über Weichböden
Ernährung Bodennah, ernährt sich von Kleinlebewesen, Würmern, Weichtieren, Larven, Krebsen, kleinen Fischen.
Bestandsgröße unklar. Bestand in der Garonne/Gironde vermutlich wenige 1.000 Exemplare aus Besatz (IUCN 2020: 50 – 750 Tiere).
Gefährdungsstatus 17 von 25 Störartigen, so auch der Europäische Stör, werden von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ geführt. IUCN 2022 1 Art EX, 1 Art EXW, 16 CR, 4 EN, 5 VU

Wo werden Störe in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Störartige sind urtümlich aussehende Knochenfische, deren prähistorische Spuren in die Zeit vor über 250 Millionen Jahren zurückreichen. Sie bilden mit 27 Arten in zwei Ordnungen die Störartigen (echte Störe und Löffelstöre). Der Europäische Stör gehört zur Familie der Störe – Acipenseridae – mit drei Gattungen und insgesamt 25 Arten. Die Gattung Acipenser umfasst davon 17 Arten. In Deutschland waren in der Nordsee und ihren Zuflüssen der Europäische Stör Acipenser sturio und in der Ostsee und ihren Zuflüssen der Baltische Stör Acipenser oxyrinchus ursprünglich heimisch. Dass es sich in Nord- und Ostsee um zwei unterschiedliche Arten handelte, wurde erst 2002 nachgewiesen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden beide Vorkommen als A. sturio bezeichnet. Inzwischen hat sich die Bezeichnung Baltischer Stör, auch international, etabliert. Alle 25 Arten der Störe kommen nur auf der Nordhalbkugel der Erde vor. Sie sind in Flüssen, Seen und Meeren Europas, Asiens und Nordamerikas beheimatet.

Wie sehen Europäische Störe aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Schon bei den Jungstören kann man die markanten Knochenplatten gut erkennen. © Katrin Wollny-Goerke
Schon bei den Jungstören kann man die markanten Knochenplatten gut erkennen. © Katrin Wollny-Goerke

Der Europäische Stör wird rund drei Meter lang, vereinzelt wurden in historischer Zeit auch Exemplare von rund fünfeinhalb Metern Länge und einem Gewicht bis zu 600 Kilogramm gefangen. Der hai-ähnliche langgestreckte Körper weist am Ende eine asymmetrische, aufrechtstehende Schwanzflosse auf. Die Körperform mit der flachen Unterseite deutet auf die bodennahe Lebensweise hin. Die Schnauze ist etwas verlängert, das Maul liegt auf der Unterseite des Kopfes und kann ausgestülpt werden. Zwischen Schnauzenspitze und dem Maul befinden sich in einer Querreihe vier Barteln/Bartfäden. Sie dienen zur Nahrungssuche.

Besonders markant sind die typischen Knochenplatten: entlang des Rückens, der Körperseite und des Bauches ziehen sich fünf Reihen harter Knochenschilde, die am Rücken und an der Seite besonders ausgeprägt sind; auch der Kopf ist durch Platten aus Hautknochen wie gepanzert. Der Europäische Stör ist oberseits braungrau bis kupferbraun gefärbt, zur Unterseite geht die Farbe in ein helles Grau-Weiß oder gelblich-weiß über.

Kann man den Europäischen Stör mit anderen Stör-Arten verwechseln?

Viele Störarten sehen sich sehr ähnlich, insbesondere der Europäische und Baltische Stör, und lassen sich nur schwer auseinanderhalten. Sie unterscheiden sich beispielsweise in der Struktur ihrer Knochenplatten, der Kopfform und der Form der Rückenflosse. Insgesamt werden morphologische und genetische Merkmale für eine zweifelsfreie Unterscheidung in der Wissenschaft herangezogen.

Einige Störarten können an ihrer Körper- und Schnauzenform sowie an den Knochenplatten identifiziert werden. So ist der Sterlet (Acipenser ruthenus) ein eher kleinerer, schlankerer Stör bis etwa ein Meter Länge mit einer langgestreckten Schnauze, die oftmals aufwärts gebogen ist, seine kleinen seitlichen Knochenplatten bilden ein weißes Band, wohingegen der Russische Stör (A. gueldenstaedtii) eine sehr kurze und stumpfe Schnauze aufweist; seine Knochenplatten sind deutlich abgesetzt und zwischen den Knochenplatten finden sich kleine sternförmige Zwischenknochenplatten.

Manche Störarten werden in Aquakultur gezüchtet, um Kaviar zu gewinnen. Diese Arten wurden aus ihren Verbreitungsgebieten weltweit transferiert. Entkommen sie aus den Zuchtanlagen, können sie sich auch mit anderen Störarten paaren und hybridisieren, u.a. wie im Donaueinzugsgebiet. Die größte Störart ist der Hausen oder Beluga-Stör (Huso huso), der eine Länge bis zu acht Meter und ein Gewicht von ca. 2.000 Kilogramm erreichen kann. Der Beluga-Stör war früher im Kaspischen und Schwarzen Meer, der Azov-See und der Adria weitverbreitet. In den 1970er Jahren galt er in der Adria bereits als ausgestorben. Heute gibt es reproduzierende Bestände nur noch im Donau Flusssystem des Schwarzen Meeres sowie in einigen wenigen Flüssen wie dem Ural und der Wolga.

Was ist über die Fortpflanzung von Stören bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Junger Europäischer Stör © Katrin Wollny-Goerke
Junger Europäischer Stör © Katrin Wollny-Goerke

Europäische Störe sind sehr langlebig und können bis zu 100 Jahre alt werden. Ihre Geschlechtsreife erreichen sie erst spät: Männchen mit zehn bis 12 Jahren, die Weibchen sogar erst mit 13 bis 16 Jahren, zum Teil auch erst mit 20 Jahren. Auch vermehren sich Störe nicht jedes Jahr, sondern in variablen Zyklen. Nach Untersuchungen in der Gironde (Frankreich) gehen Wissenschaftler:innen davon aus, dass sich Männchen etwa alle zwei Jahre, die Weibchen alle drei bis vier Jahre fortpflanzen. Im Vergleich zu anderen Fischarten sorgen Störe daher für nur wenig Nachwuchs, weshalb es umso wichtiger ist, dass sie sich lange an der Erhaltung des Bestandes beteiligen.

Wenn sie die Geschlechtsreife erreicht haben, kehren die erwachsenen Tiere in ihren Geburtsfluss zurück. Die ist – je nach Region – zwischen März und Juli/ August der Fall, wenn die Wassertemperaturen 17° bis 20° betragen. In den Flüssen suchen die Tiere steinig-kiesige Areale im Hauptstrom oder in Rinnen auf, in denen eine Strömungsgeschwindigkeit bis zu zwei Metern pro Sekunde herrscht. Solche klaren, sauerstoffreichen Fließgewässer-Regionen mit Sand- und Kiesgrund sind sowohl als Laich- als auch als Aufwuchsgebiet für Larven und für kleinste Jungfische wichtig. Neben der Verfügbarkeit und Qualität potentieller Laichhabitate ist die Erreichbarkeit dieser Laichareale von entscheidender Bedeutung.

Das Weibchen legt hier dann zwischen 800.000 und 2,4 Millionen Eier, die sie an kleine Steine und Kiesel anheftet und wo sie von den Männchen befruchtet werden. Die Larven schlüpfen nach drei bis fünf Tagen, driften ab und gehen nach einer pelagischen Phase zum Bodenleben über. Hier besiedeln sie Bereiche zwischen den Steinen und Kieseln, wo sie sich von Zooplankton, kleinsten Würmern und Larven ernähren. Diese Süßwasserphase dauert etwa sechs Monate. Dann wandern die kleinen Störe in die Flussmündungsbereiche, in denen sie sich weitere ein bis zwei Jahre aufhalten, zunächst im Brackwasser und zunehmend auch in den salzhaltigeren Bereichen. Naturnahe und strukturreiche Flusssysteme sind die notwendige Voraussetzung für ausreichend Schutz und Nahrung der Jungfische.

Die Jungstöre ziehen im Alter zwischen zwei und vier Jahren ins offene Meer. Forscher:innen konnten nachweisen, dass die Tiere allerdings bis zu einem Alter von etwa sieben Jahren regelmäßig wieder in die Ästuare zurückkommen, vor allem im Winter. Die adulten Tiere kehren nach dem Ablaichen wieder ins Meer zurück – von wo aus sie nach zwei bis vier Jahren erneut in den Fluss aufsteigen.

Wie ernähren sich Störe?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Die kleinen Jungstöre ernähren sich von Zooplankton, Larven und Würmern, die sich mit Elektrorezeptoren und Geschmacksknospen an ihren Barteln am Boden aufspüren. Diese saugen sie mittels des vorstülpbaren Mauls mit dem Sediment auf und „sortieren“ die Nahrung im Maul. Später fressen sie dann Würmer, Weichtiere wie marine Schnecken, verschiedene Krebstiere und kleine Fische. Während der Laichwanderungen stellen die adulten Störe die Nahrungsaufnahme ein.

Wo und wie leben Europäische Störe?

Ihr Verbreitungsgebiet und Lebensraum, ihre Aktivität

Europäischer Stör. Aufnahme aus einem Zoo-Aquarium © Diergaarde Blijdorp / WWF-Netherlands
Europäischer Stör. Aufnahme aus einem Zoo-Aquarium © Diergaarde Blijdorp / WWF-Netherlands

Im Meer leben Störe meist küstennah und über dem Kontinentalschelf in Tiefen zwischen 40 und 100 Metern, sogar bis in 200 Meter Tiefe. Sie bevorzugen dort schlammige (schlickige) und sandige Meeresböden.

Störe gehören zu den anadromen Wanderfischen, d.h. die erwachsenen Tiere leben im Meer und ziehen zum Laichen in die Flüsse zurück, in denen sie geboren wurden. Nach dem Ablaichen kehren sie ins Meer zurück.

Der Europäische Stör (Acipenser sturio) kam historisch in den Küstengewässern und größeren Flüssen Westeuropas von Norwegen bis zur Biskaya, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer vor. Unter allen europäischen Störarten hatte A. sturio die größte Verbreitung. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gehörten Störe auch zu den Lebensgemeinschaften der größeren Nordseezuflüsse Deutschlands, bis verschiedene Ursachen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bestände zusammenbrechen ließen. Die letzten Störe in Deutschland wurden 1969 in der Eider (Spratte, 2014) und 1985 vor der Ostemündung in der Elbe (Gessner, mdl. Mitteilung, 2022) gefangen. Seitdem galten Europäischer (und Baltischer) Stör in deutschen Gewässern als ausgestorben, bis sie ab 2006 (Baltischer Stör) und 2008 (Europäischer Stör) durch Besatzmaßnahmen wieder eingeführt wurden.

Der letzte verbliebene, natürlicherweise vorkommende Bestand des Europäischen Störs ist heutzutage im Einzugsgebiet der Garonne-Dordogne (Gironde) in West-Frankreich an der Atlantikküste zu finden, wo sich die Art in freier Wildbahn 1994 zuletzt erfolgreich fortpflanzte. Durch Besatzmaßnahmen konnte der Bestand in den letzten 15 Jahren auf mehr als 1.000 Tiere ausgebaut werden. 2020 wurden die ersten fortpflanzungsfähigen Störe dieser Besatzmaßnahmen bei ihrer Laichwanderung in die Garonne entdeckt.

Sind Europäische Störe bedroht und wie groß ist ihr Bestand?

Bedrohungen, Gefährdungsstatus und Bestand

Europäischer Stör in einer Nachzucht-Station © Hartmut Jungius / WWF
Europäischer Stör in einer Nachzucht-Station © Hartmut Jungius / WWF

Störe gehören zu den am stärksten gefährdeten Artengruppen weltweit. 17 Störarten, darunter auch der Europäische Stör, werden von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ geführt.

Gewässerverschmutzung, die Verbauung und Begradigung von Flussläufen sowie insbesondere die Fischerei haben die Bestände des Europäischen Störs in ganz Europa an den Rand der Ausrottung gebracht.

Auch in den deutschen Nordseezuflüssen war der Europäische Stör einst heimisch und gehörte zur typischen Lebensgemeinschaft dort. Im Rhein wanderte der Stör in hoher Zahl bis in die Mosel, nur selten jedoch bis in den Oberrhein oder den Main. In der Elbe waren Störe regelmäßig bis Magdeburg zu finden. In Weser, Ems und auch in die Eider wanderten die Tiere bis zu 200 Kilometr stromaufwärts. Doch durch die starke Umweltverschmutzung, die Umgestaltung der natürlichen Flussläufe im Zuge der Industrialisierung und den Bau von Sperrwerken und Wehren wurden ihre Lebensgrundlagen weitgehend zerstört. Drastische Überfischung besiegelte das Schicksal des Störs auch in Deutschland am Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit Ende der 1960er Jahre galt der Europäische Stör hier als ausgestorben.

Das Geschäft mit Kaviar, insbesondere der illegale Handel, stellt für einige Arten eine der größten Bedrohungen für die Bestände dar, wenn auch heutzutage nicht für den Europäischen Stör. Als Kaviar werden die unbefruchteten Eier (Rogen) bezeichnet, die aus den Eierstöcken der Weibchen entnommen werden. Sie zählen mit einem Warenwert von bis zu 600 Euro und mehr pro 100 Gramm zu den teuersten Delikatessen weltweit, beispielsweise vom Beluga-Stör.

Seit 1998 unterliegen alle Störarten dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES). Der Handel mit Kaviar aus Wildbeständen wurde damit zwar stark reglementiert und nahezu verboten. Daher werden seit vielen Jahren verschiedene Störarten weltweit in Aquakulturen gezüchtet, um Kaviar zu gewinnen. Doch zusätzlich zu dem Kaviar aus Aquakultur werden – auch aus Mangel an alternativen Einkommensquellen – illegal Störe gefangen und Kaviar produziert, und so floriert auch der illegale Handel grenzüberschreitend. Hier ist es wichtig, beim Kauf darauf zu achten, dass der Kaviar aus nachhaltiger Zucht stammt und seine Herstellung nicht die letzten Wildbestände gefährdet.

Gab oder gibt es Störe auch im Wattenmeer?

Historie, heutige Situation

Europäische Störe zogen in früheren Jahrhunderten regelmäßig in die Flüsse Eider, Elbe, Ems, Rhein und Weser und deren Nebenflüsse zum Laichen; adulte Tiere lebten im Wattenmeer und der angrenzenden Nordsee. Im 19. Jahrhundert zählte der Stör zu den wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten in Norddeutschland und wurde hoffnungslos ausgebeutet, wie die nachfolgenden Zahlen zeigen:

Die jährlichen Störfangerträge allein in der Elbe zu Beginn und Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auf 8.000 bis 10.000 Stück geschätzt. Wichtigste Fanggebiete waren unter anderem die Unterelbe zwischen Finkenwerder und Brunsbüttel, wo noch zu Beginn der 1880er Jahre der jährliche Durchschnittsfang bei 7.000 Stören lag und Exemplare von zwei bis drei Metern Länge und 120 bis 140 Kilogramm keine Seltenheit waren. Der Rogen eines einzigen weiblichen Störs konnte über 20 Kilogramm wiegen. Um die Jahrhundertwende war der Fang bereits auf 1.275 Störe gesunken.

Vor Büsum, in der Norder- und Süderpiep wurde der Fang auf „Seestöre“ betrieben, wie die großen adulten Störe im Meer genannt wurden. Beispielsweise im Jahr 1873 wurden allein hier 2.174 Störe angelandet. Auch die tidebeeinflusste, unverbaute Eider war im 19. Jahrhundert ein bedeutendes Störfanggebiet in Schleswig-Holstein. Als Gezeitenfluss hatte sie eine zusammenhängende Länge von rund 180 Kilometrn und war ein wichtiges Laichgebiet für Störe. 1891 wurden in der Eider, einschließlich des Mündungsbereiches, 1.050 Störe gefangen, 15 Jahre später waren es nur noch rund 100 Exemplare. Das Schicksal der Störe wurde hier besiegelt durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals, der ein Drittel des Einzugsgebietes abschnitt, und der Schleuse Nordfeld, die den Aufstieg der laichbereiten adulten Tiere ab 1936 verhinderte – sodass Mitte der 1930er Jahre hier die letzte natürliche Reproduktion erfolgte. 1969 ging an der Eider der letzte Stör ins Netz. Seitdem galt der Bestand in Deutschland als ausgestorben oder verschollen.

Siegfried Spratte hat im Störbuch „Störe in Schleswig-Holstein – Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ im Jahr 2014 akribisch Daten, Berichte, Fangstatistiken und Fotos zusammengetragen, die die historische Situation des Europäischen Störs in Norddeutschland auf erschreckende Weise verdeutlichen. Beispielsweise zeigen Fotos und historische Zeichnungen die Stör-Auktionen auf dem Elbe-Fischmarkt im 19. Jahrhundert oder Störfänge in der Eider und Oste zwischen 1900 und 1935.

Was wird für den Schutz der Störe getan?

Junger Stör aus einer Nachzucht-Station © Hartmut Jungius / WWF
Junger Stör aus einer Nachzucht-Station © Hartmut Jungius / WWF

Zahlreiche Abkommen und Konventionen regeln den Schutz und Erhalt des Europäischen Störs. Zusätzlich ist eine Reihe internationaler Vereinbarungen getroffen worden. Europaweit wurden staatenübergreifende und nationale Aktionspläne ausgearbeitet, sowohl für den Europäischen als auch den Baltischen Stör. Der Pan-Europäische-Störaktionsplan gilt artübergreifend für ganze Meeresregionen.

In Deutschland sind die Störe durch das Bundesnaturschutzgesetz und die Fischereigesetze der Bundesländer streng geschützt. In Deutschland laufen seit 1996 langjährig angelegte Forschungs-, Zucht- und Wiederansiedlungsprogramme für Störe, die vom Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) mit der Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) und ihren Partnern realisiert werden, unter anderem gefördert vom Bundesamt für Naturschutz. Ein erstes wichtiges Ziel war der Aufbau von Elterntierbeständen der beiden Arten Europäischer und Baltischer Stör, um Nachwuchs für die Wiederansiedlung zu züchten. Regelmäßig werden inzwischen Tausende von Jungstören ausgewildert – seit 2006 vom Baltischen Stör und 2008 vom Europäischen Stör. Besatzmaßnahmen mit dem Europäischen Stör fanden in der Elbe, der Oste und der Stör statt. Wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiederansiedlung ist die Verfügbarkeit intakter Laichplätze und die Durchgängigkeit der Flüsse, um wieder eine natürliche Reproduktion zu ermöglichen.

Störe, die inzwischen den Fischern regelmäßig ins Netz gehen müssen wieder freigelassen werden. Fangdaten werden durch die LFA MV und das IGB gesammelt. Erste laichbereite Tiere von 1,5 bis 1,8 Metern Länge wurden auf diese Weise im Jahr 2021 in der Elbmündung entdeckt. Zwischen 2020 und 2022 wurden zudem sieben Totfunde in der Unterelbe zwischen dem Hamburger Hafen und Ostemündung erfasst, deren mechanische Beschädigungen auf den Kontakt mir den Saugbaggern, die für die Vertiefung der Unterelbe eingesetzt werden, hinweisen (Gessner, pers. Mitteilung, 2022). Die Fänge und Funde sind die ersten Hinweise auf die Rückkehr dieser außergewöhnlichen Fische. Eines der Ziele des WWF Deutschland ist auch die Bekämpfung der Stör-Wilderei und des illegalen Handels mit Kaviar. So hat der WWF die Einführung eines Etikettierungssystems für nachhaltig gefangenen Kaviar unterstützt, denn es macht den Handel transparenter und hilft, Unsicherheiten beim Verbraucher zu beseitigen.

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